Seite wählen

Kommentar: Dreht sich jetzt der Wind zu Schaefflers Gunsten

Die Ton­lage ändert sich. Bish­er sprachen viele davon, der fränkische Auto­mo­bilzulief­er­er Scha­ef­fler-Gruppe aus Her­zo­ge­nau­rach habe sich bei der Über­nahme der Con­ti­nen­tal AG in Han­nover „ver­zockt“ und dürfe deswe­gen wed­er mit Mitleid rech­nen, noch Geld vom Staat erwarten.

Jet­zt hört man auf ein­mal sach­lichere Beiträge zu dem Ver­such, einen zweit­en großen deutschen Auto­mo­bilzulief­er­er zu instal­lieren.

Bei genauerem Hin­se­hen hat sich an der Lage aber gar nicht so viel geän­dert. Auch Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel (CDU) hat­te – anders als berichtet – nicht grund­sät­zlich Hil­fen für das in Not ger­atene Fam­i­lienun­ternehmen der Marie-Elis­a­beth Scha­ef­fler aus­geschlossen. Sie hat­te eine Zus­tim­mung an Bedin­gun­gen geknüpft. Eben­so wie der nieder­säch­sis­che Min­is­ter­präsi­dent Chris­t­ian Wulff (CDU) hat­te sie eine Unter­stützung davon abhängig gemacht, dass zunächst die Banken und das Unternehmen ihren Beitrag leis­ten.

Am ver­gan­genen Son­ntag (8. Feb­ru­ar 2009) hat­ten die bei­den Kom­man­di­tis­ten Marie-Elis­a­beth Scha­ef­fler und ihr Sohn Georg Scha­ef­fler in einem sehr per­sön­lichen State­ment klargestellt, dass man natür­lich bere­it sei, Teile der Scha­ef­fler-Gruppe zu verkaufen, um von den rund elf Mil­liar­den Euro Schulden herun­terzukom­men. Man sei auf der Suche nach Inve­storen, brauche aber vielle­icht eine Über­brück­ung, gehe aber keines­falls davon aus, dass der Steuerzahler die Zeche bezahlen solle.

Das hat offen­bar auch die überzeugt, die sich bish­er vehe­ment gegen Scha­ef­fler gestellt haben. Der Vor­sitzende der SPD-Bun­destags­frak­tion, Peter Struck, sieht die Sache nun nicht mehr so strikt. Sein Frak­tion­skol­lege Gerd Andres sagte der „Han­nover­schen All­ge­meinen Zeitung“, bei ein­er möglichen Bürgschaft gehe es nicht um die Ret­tung des Fam­i­lien­ver­mö­gens. Hil­fe könne es nur geben, „wenn alle die Hosen run­ter­lassen“. Ein Nein klingt anders.

Zum großen Erstaunen der­er, die in den ver­gan­genen Wochen ver­sucht­en, Marie-Elis­a­beth Scha­ef­fler als her­zlose und prof­itbe­sessene Mil­liardärin erscheinen zu lassen, stellen sich auf ein­mal auch die Mitar­beit­er hin­ter ihre Chefin. Der Betrieb­sratschef ruft nach Über­brück­ungs-Bürgschaften, und die Belegschaft geht auf die Straße, um für die Scha­ef­fler-Gruppe zu demon­stri­eren.
Die Börse glaubt offen­bar immer noch an den Plan, zwei Große zu einem noch Größeren zu ver­schmelzen. Denn als jet­zt die Möglichkeit ein­er Über­brück­ung sach­lich­er als bish­er disku­tiert wurde, stieg der Preis der Con­ti-Aktie.

Geht das so weit­er, ver­ringert sich das Prob­lem der Scha­ef­flers. Jedes Prozent, um den der Aktienkurs der Con­ti­nen­tal AG steigt, erle­ichtert eine Lösung. Denn die Scha­ef­fler-Gruppe war in Prob­leme ger­at­en, weil der Con­ti-Kurs ein­brach. Scha­ef­fler musste 75 Euro je Aktie bezahlen, und der Con­ti-Kurs rutschte bis auf 14 Euro ab. Am Fre­itag steig er um mehr als acht Prozent auf fast 16,50 Euro. Man darf ges­pan­nte sein, ob die Bilanz-Pressekon­ferenz der Con­ti­nen­tal AG am kom­menden Don­ner­stag, 19. Feb­ru­ar 2009, diese Bewe­gung nach oben ver­stärkt.

Von Peter Schw­erdt­mann