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140 Jahre Unternehmensgeschichte von Continental als Motor für moderne Mobilität

Mit rund 160.000 Mitar­beit­ern in 46 Län­dern und einem Umsatz von mehr als 26 Mil­liar­den Euro (2010) gehört Con­ti­nen­tal heute weltweit zu den drei führen­den Auto­mo­bilzulief­er­ern. Bei Pkw-Reifen ist Con­ti­nen­tal seit 2007 Mark­t­führer in Europa, in der Erstaus­rüs­tung rollen mehr als 30 Prozent aller europäis­chen Neuwa­gen auf Reifen der Pre­mi­um-Marke aus den Werk­shallen.

Alles Fak­ten, die man ken­nt, weil man in der inter­na­tionalen Medi­en-Berichter­stat­tung eben­so wenig an ihnen vor­bei kommt wie seit 1995 an den auf­fäl­li­gen Con­ti­nen­tal-Wer­be­ban­den in den Fußbal­lare­nen dieser Welt. Wäre in einem Muse­um für Mobil­ität die Repro­duk­tion ein­er Höh­len­malerei aus­gestellt, die uns zeigte, wie ein­er unser­er Ur-Vor­fahren namens Con im Tinen-Tal das erste Rad mit dem Faustkeil aus einem Gran­it­block her­aus mod­el­liert, würde uns das nicht ver­wun­dern, son­dern allen­falls in dem bestäti­gen, was wir schon immer zu wis­sen glaubten. Und doch begann alles ganz anders — näm­lich mit Wärm­flaschen und Spielzeug­pup­pen.
 
Als Con­ti­nen­tal am 8. Okto­ber 1871 als Aktienge­sellschaft “Con­ti­nen­tal-Caoutchouc- und Gut­ta-Per­cha Com­pag­nie” gegrün­det wurde, pro­duzierten die rund 200 Beschäftigten vor allem Weichgum­mi­waren und gum­mierte Stoffe — aber zugegeben: auch die Mas­sivberei­fun­gen für Kutschen gehörten schon zum Pro­duk­t­port­fo­lio. Gegrün­det wurde das Unternehmen von neun in Han­nover, Deutsch­land, ansäs­si­gen Bankiers und Indus­triellen. Das Grund­kap­i­tal betrug rund 300.000 Taler, was immer­hin einem heuti­gen Kaufkraftäquiv­a­lent von etwa 6,3 Mil­lio­nen Euro entspricht. Das Stammw­erk ent­stand nach zwei­jähriger (Um-)Bauzeit in Han­nover-Vahren­wald, wo noch heute die Konz­ern-Hauptver­wal­tung unterge­bracht ist. Der Start war angesichts etabliert­er Wet­tbe­wer­ber und enorm schwank­ender Rohstoff­preise schwierig. Das erste Geschäft­s­jahr schloss mit Ver­lust. Aber die Konzen­tra­tion auf die damals noch neue Weichgum­mi­waren-Tech­nolo­gie erwies sich als vernün­ftig.
 
Die ersten Schritte muten aus heutiger Sicht eher beschei­den an
 
Maßge­blichen Anteil an dieser frühen pos­i­tiv­en Entwick­lung hat­te beson­ders der Fahrrad­boom, der im Laufe der 1880er Jahre einen flo­ri­eren­den Markt für (Vollgummi-)Reifen schuf. Mitte der 80er Jahre stieg Con­ti­nen­tal zum Mark­t­führer auf — und das nicht nur in Deutsch­land, son­dern auch in Frankre­ich und Eng­land. 1891 präsen­tierte Con­ti­nen­tal den ersten “Pneu­mat­ic” für Fahrräder und nur sieben Jahre später den ersten Luftreifen für Auto­mo­bile. Fortschrit­tliche Vulka­ni­sa­tion­stech­nik sicherte dem Unternehmen eine Vor­re­it­er­rolle. 1904 wurde der erste Flachreifen mit Pro­fil entwick­elt. Nur wenig später der erste Reifen mit Gleitschutz — ein Vor­läufer der späteren Spike-Tech­nolo­gie. Con­ti­nen­tal war bere­its damals im Dienst der Trans­portwirtschaft unter­wegs und stellte u.a. robuste Räder für Ges­panne her. Im Jahr 1906 ini­ti­iert Con­ti­nen­tal mit dem deutschen Lkw- und Omnibush­er­steller Büss­ing eine Koop­er­a­tion, die die Real­isierung des Luftreifens für Lkw zum Ziel hat. Damals war jedoch die Halt­barkeit dieser Reifen noch prob­lema­tisch.
 
Wach­s­tumsmo­tor Forschung und Entwick­lung
 
Con­ti­nen­tal startet die Pro­duk­tion von Luftreifen für Nutz­fahrzeuge im Jahr 1921 und stellt drei Jahre später den “Con­ti-Cord” vor, einen Nieder­druck-Luftreifen, der die Lebens­dauer der Reifen und den Fahrkom­fort erhe­blich verbessert. Mit dem Siegeszug des Diesel­mo­tors in den 30er-Jahren boomt der Trans­port auf der Straße. Con­ti­nen­tal bietet “Reifen für jedes Fahrzeug mit Rädern” abges­timmt auf den jew­eili­gen Ein­satzz­weck an und geht durch die Seg­men­tierung des Mark­tes von Anfang an gezielt auf unter­schiedliche Kun­denbedürfnisse und ‑anforderun­gen ein. Dynamisch fortschre­i­t­ende tech­nis­che Entwick­lun­gen in der Fahrzeug­in­dus­trie erfordern höhere Nut­zlas­ten und Geschwindigkeit­en und auch Wirtschaftlichkeit, Sicher­heit und mehr Kom­fort für Fahrer und Fahrgäste gewin­nen an Bedeu­tung.
 
Schon zum 50. Jubiläum brachte Con­ti­nen­tal als erste deutsche Fir­ma den Cord-Reifen auf den Markt und begann mit der Pro­duk­tion von Riesen­luftreifen, welche die bei Nutz­fahrzeu­gen bis dahin übliche Mas­sivberei­fung ver­drängte.
 
Weit­ere wesentliche Entwick­lungss­chritte waren der Beginn der Reifen­pro­duk­tion auf Kun­stkautschuk­ba­sis 1936 und 1943 die Anmel­dung des Patents für schlauchlose Reifen mit der Beze­ich­nung “Ohne Luftschlauch benutzbar­er Fahrzeugluftreifen” — Con­ti­nen­tal schrieb Reifengeschichte. Nach der Ein­führung von M+S‑Reifen für Pkw Anfang der 50er Jahre war die Ein­führung von M+S‑Reifen für Nutz­fahrzeuge Mitte der 50er Jahre ein weit­er­er Meilen­stein und damit die Umstel­lung von Stollen auf Lamellen. Con­ti­nen­tal treibt die Entwick­lun­gen mit inno­v­a­tiv­er Kraft stetig voran und baut seine Führungspo­si­tion im Seg­ment Win­ter­reifen kon­tinuier­lich aus. Weit­ere High­lights sind die Ein­führung des ersten echt­en Win­terp­neus für Omnibusse und eines Trail­er-Win­ter­reifens.
 
Die Indus­tri­ereifen von Con­ti­nen­tal begleit­en die Entwick­lung der Fahrzeug­in­dus­trie mit und bewiesen nicht nur hin­sichtlich des Ein­satzge­bi­etes der Fahrzeuge Flex­i­bil­ität, son­dern auch in Bezug auf die Reifen­fül­lung. Für den Trans­port extrem schw­er­er Las­ten exper­i­men­tiert Con­ti­nen­tal mit extrem hohen Druck­en von mehr als 10 bar oder auch Fül­lun­gen mit Wass­er, bis die Forschungsabteilung als beste Lösung für diese speziellen Anforderun­gen auf die Fül­lung mit Polyurethan stößt. Auch der Umfang des Indus­tri­ereifen-spek­trums hat sich kon­tinuier­lich weit­er­en­twick­elt und weist heute eine beein­druck­ende Span­nweite auf: 26 Zen­time­ter beträgt der Durchmess­er des kle­in­sten und 2,3 Meter der des größten Con­ti­nen­tal-Reifens.
 
Inter­na­tion­al­isierung und der Weg zum Auto­mo­tive-Sys­temzulief­er­er
 
In den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhun­derts begann die kon­se­quente Inter­na­tion­al­isierung — zunächst mit der Über­nahme der Reife­nak­tiv­itäten des öster­re­ichis­chen Reifen­her­stellers Sem­per­it. Mit dem Erwerb der europäis­chen Reife­nak­tiv­itäten der amerikanis­chen Uniroy­al Inc., des nor­damerikanis­chen Reifen­her­stellers Gen­er­al Tire, dem Kauf der Mehrheit­san­teile der por­tugiesis­chen Mabor sowie des tschechis­chen Reifen­her­stellers Barum hat Con­ti­nen­tal anschließend die inter­na­tionalen Aktiv­itäten aus­ge­baut und die Grund­lage für die Erfol­gs­geschichte der Mehr-Marken-Strate­gie gelegt. Ende der 1990er Jahre richtete sich der Konz­ern strate­gisch neu aus: Als erster Schritt erfol­gte 1998 der Kauf des Bere­ichs Auto­mo­tive Brake & Chas­sis (Teves) von ITT Indus­tries. Im Jahr 2001 erwarb Con­ti­nen­tal dann den inter­na­tionalen Elek­tron­ikspezial­is­ten Temic von Daim­ler. Damit baute der Reifen- und Kautschuk­spezial­ist Con­ti­nen­tal ein zweites Stand­bein im Auto­mo­bilzuliefer­geschäft auf, um das zyk­lis­che Geschäft bess­er abfed­ern zu kön­nen. Mit der Über­nahme von Siemens VDO, der bis­lang größten Akqui­si­tion der Unternehmensgeschichte, rück­te Con­ti­nen­tal endgültig in die Top-Liga der weltweit­en Auto­mo­bilzulief­er­er auf. Am Stamm­sitz Han­nover arbeit­en heute rund 7.000 Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er, neben der Hauptver­wal­tung des Konz­erns sind in der nieder­säch­sis­chen Lan­deshaupt­stadt vor allem die Rub­ber-Divi­sio­nen Reifen und Con­tiTech mit Ver­wal­tung, Forschung und Entwick­lung sowie Pro­duk­tion vertreten.
 
Chan­cen­re­ich­er Aus­blick für die näch­sten Jahrzehnte
 
Angesichts dieser äußerst erfol­gre­ichen und kon­tinuier­lichen Entwick­lung über fast einein­halb Jahrhun­derte hin­weg darf es nie­man­den ver­wun­dern, dass Reifen-Vor­stand Niko­lai Set­zer nicht nur stolz zurück, son­dern eben­so zuver­sichtlich in die Zukun­ft blickt. Gefragt, ob er daran glaube, dass es in 140 Jahren noch Autor­eifen geben werde, antwortet er in einem aktuellen Inter­view: “Ich gehe zumin­d­est sehr stark davon aus, dass die mehrtausend­jährige Geschichte des Rades weit­er geschrieben wer­den wird und für dessen effiziente Nutzung auch weit­er­hin Reifen benötigt wer­den. Und auch Auto­mo­bil­ität wird ein The­ma bleiben — in welch­er Form auch immer. Das Reifengeschäft als solch­es ist his­torisch gese­hen und im Ver­gle­ich zu anderen Branchen ein recht sta­biles Feld, das sich durch die weltweite Indus­tri­al­isierung und den Verkauf von Fahrzeu­gen in nahezu allen Län­dern der Welt kon­tinuier­lich weit­er­en­twick­elt hat. Und das Gute ist: Neben Pkw oder Lkw ermöglicht der Reifen den Men­schen auch via Elek­tro­fahrzeuge, Elek­tro­fahrräder und viele andere Fahrzeuge, effiziente Mobil­ität zu erlan­gen, ganz zu schweigen von den win­ter­lichen Bedin­gun­gen, die es jedes Jahr zwis­chen Alas­ka und dem Osten Rus­s­lands gibt und die ohne Win­ter­reifen gar nicht befahrbar wären.”
 
Auch kurz- und mit­tel­fristig ste­hen die Chan­cen auf Wach­s­tum gut. Ins­beson­dere in Asien rech­net man mit steigen­der Nach­frage, in den USA soll der Mark­tan­teil beson­ders im Ersatzgeschäft weit­er aus­ge­baut wer­den und in Europa prog­nos­tizieren Experten eine Zunahme des UHP-Seg­ments um mehr als sechs Prozent jährlich. Zusät­zlich­es Mark­t­poten­zial eröffnet auch das stetig steigende Sicher­heits­be­wusst­sein der Aut­o­fahrer. Seit Jahren investiert Con­ti­nen­tal dafür rund 300 Mil­lio­nen Euro pro Jahr in die Reifen­werke, um beste­hende Eng­pässe zu beseit­i­gen und die Kapaz­itäten kon­tinuier­lich und möglichst effizient weit­er auszubauen, ganz zu schweigen vom mit mehr als ein­er Mil­liarde Euro mit Abstand größten Reifen-Investi­tion­spro­ramm der Unternehmensgeschichte, durch das bis 2015 weltweit zusät­zliche Pro­duk­tions-Kapaz­itäten geschaf­fen wer­den. Die Erfol­gs­geschichte soll fort­geschrieben wer­den.

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