Der Polarkreis liegt hinter den Athleten der Fulda Challenge. Auf dem Dempster Highway, einer der gefährlichsten Straßen der Welt, führte sie der arktische Zehnkampf bis in die „North West Territories“ nach Inuvik.

Der Weg war malerisch: Das Farbspektrum des Horizontes reicht von tiefem Blau über Lila bis hin zum rosafarbenen Himmel. Ergänzt wird diese Farbpalette von den weißen Gipfeln der arktischen Berge im Norden Kanadas. Rund 400 Kilometer legt der Tross der Fulda Challenge zurück, nachdem der Polarkreis kurz hinter Eagle Plains passiert wird. Übrigens: Der Dempster Highway war die erste Straße Kanadas, die den Polarkreis überquerte.

Auf dem Weg in eine der nördlichsten Gemeinden Kanadas wartet auch schon die achte Disziplin der Fulda Challenge auf die Teilnehmer. Dabei hängen die Athleten wortwörtlich in den Seilen: In einem Gurt eingespannt müssen die Teilnehmer das Wettbewerbsfahrzeug, den Volkswagen Touareg mit bloßer Körperkraft über eine Eisbrücke des McKenzie Rivers ziehen. Das klingt nach einer machbaren Aufgabe. Doch der Volkswagen wiegt bepackt mit der polaren Ausrüstung rund 2,4 Tonnen.

„Schon nach wenigen Metern kommt man bei den Bedingungen in den roten Bereich. Ich bekomme jetzt noch kaum Luft“. meinte im Ziel völlig erschöpft die zweifache Olympiasiegerin im Ski-Langlauf Claudia Nystad, die dieses Event zusammen mit ihrem Teampartner Detlef D! Soost gewann. Der Choreograf konnte bei diesem Wettbewerb erstmals sein im Vergleich zu den Ausdauer-athleten höheres Körpergewicht und seine Muskelkraft gewinnbringend einsetzen.

Nach weiteren 250 Kilometern erreicht der Tross Inuvik. Viele bunte Häuser, ein reger Straßenverkehr und freundliche Menschen bestimmen den Ort im Norden Kanadas. Das zweite Event des Tages wartete schon auf die arktischen Zehnkämpfer. Bei mehr als minus 40 Grad minus müssen sie ihr eigenes Nachtlager erschaffen. Denn geschlafen wird in „Quinzees“. Die Schneehöhlen geben Schutz vor der arktischen Kälte, denn in ihrem Inneren beträgt die Innentemperatur konstant vergleichweise milde minus 15 Grad. Wie die Maulwürfe wühlen sich Athleten durch die Schneehaufen, graben sich ein. Als Juror fungierte ein einheimischer Inuit. Am schnellsten erledigen diese Aufgabe das Team Volkswagen mit Belinda Erkner und Joachim Burger.

Das Team Schweiz mit Evelyne Binsak und Renzo Blumenthal konnten als zweite Mannschaft Richtfest feiern. „Ich habe schon als kleiner Junge Schneehöhlen vor unserem Haus gebaut“ erklärte Blumenthal seinen Erfahrungsvorsprung.

Heute geht die Fulda Challenge 2011 in die letzte Runde. Über die legendäre Ice-Road – sie ist unter anderem bekannt durch diverse Reportagen über die Lkw-Fahrer, die hier Frachten chauffieren – muss Kanadas nördlichste Siedlung erreicht werden. Tuktoyuktuk repräsentiert das letzte Bollwerk der Zivilisation vor dem Nordpol. Hier müssen sich die Teilnehmer der Fulda Challenge dem letzten Event stellen. Wer am Ende dieses arktischen Zehnkampfes den Sieg davonträgt, bleibt abzuwarten. Aber vieles deutet daraufhin, dass die Entscheidung zwischen dem Team Österreich und des Duos aus der Schweiz fällt.