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Abwrackprämie ruft unterschiedliches Echo hervor

Die von der Koali­tion geplante Abwrack­prämie für mehr als neun Jahre alte Autos beim Neu-und Jahreswa­genkauf ruft ein unter­schiedlich­es Echo her­vor.

Neben dem Ver­band der Auto­mo­bilin­dus­trie begrüßen auch der Ver­band der Inter­na­tionalen Kraft­fahrzeugim­por­teure (VDIK), die Gesellschaft für Tech­nis­che Überwachung (GTÜ) und der Auto Club Europa (ACE) die Ini­tia­tive. Das Kfz-Gewer­be­ver­band hinge­gen ist skep­tisch. Kri­tik kam auch vom Auto­mo­bil­club von Deutsch­land (AvD) und vom Verkehrsclub Deutsch­land (VCD).

Der VDIK sieht die Umwelt­prämie für Neuwa­gen eben­so wie die Ein­führung der CO2 basierten Kfz-Steuer zur Jahresmitte als starken Anreiz, um die Autokon­junk­tur wieder in Gang zu kriegen. Die Ver­schrot­tung von Altau­tos sei auch umwelt­poli­tisch zu begrüßen, sagte VDIK-Präsi­dent Volk­er Lange. Der Auto Club Europa wertet die 2500 Euro Prämie eben­falls als wichti­gen Impuls zur Kon­junk­turstütze. Die Gesellschaft für Tech­nis­che Überwachung begrüßte den Schritt auch aus Sicher­heits­grün­den. Das Durch­schnittsalter aller Pkw liege heute bei rund achtein­halb Jahren. Mehr als 20 Prozent der Autos seien sog­ar über 12 Jahre alt Im Schnitt weisen nach GTÜ-Angaben über neun Jahre alte Autos bei der Haup­tun­ter­suchung zehn Mal soviele Män­gel auf wie drei Jahre alte Pkw.

Der Zen­tralver­band Deutsches Kraft­fahrzeuggewerbe (ZDK) beze­ich­nete die Pläne hinge­hen als ent­täuschend. Die Pflicht zur Ver­schrot­tung nehme der Maß­nahme einen großen Teil ihrer Wirkung, denn ein schrot­treifes Fahrzeug werde in aller Regel nicht vom poten­ziellen Käufer eines Neu­fahrzeugs oder Jahreswa­gens gefahren. Das Kfz-Gewerbe hat­te deshalb vorgeschla­gen, auch den Umstieg von einem noch werthalti­gen Alt­wa­gen auf ein umwelt­fre­undlicheres Fahrzeug — allerd­ings in gerin­gerem Umfang — zu belohnen. Der AvD sieht es ähn­lich: Zum einen sei die Mehrheit der in Deutsch­land zuge­lasse­nen Pkw ohne­hin jün­geren Datums und die meis­ten Aut­o­fahrer daher von der Ini­tia­tive aus­geschlossen, zum anderen gebe es viele sozialschwache Fam­i­lien, die sich auch mit Prämie kein neues Auto leis­ten kön­nen. Wesentlich sin­nvoller und gerechter wäre nach Ansicht des AvD gewe­sen, die Kfz- oder Min­er­alöl­s­teuer zu senken. Davon hät­ten alle Aut­o­fahrer prof­i­tiert. Darüber hin­aus ver­misst der Club eine über Euro 4 hin­aus­ge­hende Umweltkom­po­nente. Mit der Abwrack­prämie werde wed­er der Kauf beson­ders kraft­stoff­s­paren­der noch beson­ders schad­stof­farmer Mod­elle belohnt. Dies wäre jedoch auch im Hin­blick auf die ab 2010 gel­tenden neuen Stick­ox­id-Gren­zw­erte sin­nvoll gewe­sen.

Als „kurzsichtig und umwelt­poli­tisch fatal“ bew­ertet der Verkehrsclub Deutsch­land den Koali­tions­beschluss. Die Prämie sei an kein­er­lei Umweltkri­te­rien, son­dern lediglich an das Alter des Autos geknüpft. Ein Aus­tausch zwis­chen alt und neu nach dem Gießkan­nen­prinzip ent­laste nicht per se die Umwelt. So unter­schei­de die Prämie nicht zwis­chen Ben­zin­er mit weniger und Diesel mit mehr Schadt­sof­fausstoß. Auch bleibe unberück­sichtigt, dass manche älteren Mod­elle immer noch weniger Kraft­stoff ver­brauchen als viele neuere Fahrzeuge. Die Prämie biete der Indus­trie kein­er­lei Anreiz zum Bau noch sparsamer­er Fahrzeuge, beklagt der VCD.