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ATU und Pit-Stop werden unter Druck gesetzt

Sechs Monate nach Inkraft­treten der so genan­nten “Kulanzregelung” hat das Kraft­fahrt­bun­de­samt (KBA) etwa 45.000 Aut­o­fahrer, in deren Fahrzeuge man­gel­hafte Fil­ter der Fab­rikate GAT, Bosal und Ten­neco nachgerüstet wor­den waren, in einem offiziellen Schreiben aufge­fordert, “sehr rasch von der kosten­freien Aus­tauschmöglichkeit Gebrauch zu machen”.

Erst­mals dro­ht die Behörde darin mit dem Entzug der “gewährten Steuer­vorteile sowie der Berech­ti­gung zum Befahren von Umwelt­zo­nen für Fahrzeuge mit man­gel­haften Fil­tern”. Das KBA schließt sich damit erst­mals ein­er Forderung an, die die Deutsche Umwelthil­fe e. V. (DUH) bere­its im Herb­st 2007 erhoben hat­te.

Einem Erfolg der Briefak­tion ste­ht jedoch gegen­wär­tig vor allem die Weigerung der bei­den größten Werk­stat­tket­ten Pit-Stop und A.T.U. zum Sofor­t­aus­tausch der Betrugs­fil­ter ent­ge­gen. Sie allein sind für etwa die Hälfte der einge­baut­en Fil­ter­sys­teme ver­ant­wortlich. Pit-Stop erk­lärte auf Nach­frage der DUH am ver­gan­genen Fre­itag (30. Mai) schriftlich, das Unternehmen ste­he “in ständi­gem Kon­takt mit dem Her­steller GAT Katalysatoren GmbH, der mit Hochdruck an der Entwick­lung neuer Fil­ter­sys­teme gear­beit­et hat und diese aktuell durch eine unab­hängige Prü­for­gan­i­sa­tion testen lässt. Nach Angaben von GAT kön­nen sie voraus­sichtlich noch in den näch­sten Monat­en aus­geliefert und aus­ge­tauscht wer­den.” Eine ähn­liche Posi­tion ver­tritt mündlich auch A.T.U. gegenüber der DUH, ohne jedoch für eine offizielle Stel­lung­nahme zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Eine DUH-Umfrage unter betrof­fe­nen Auto­hal­tern (siehe Schmud­del­liste unter www.duh.de) bestätigte, dass Pit-Stop und A.T.U. den kosten­freien Aus­tausch gegen liefer­bare Fil­ter­sys­teme weit­er­hin ver­weigern.

Die Behaup­tung ein­er ange­blich bevorste­hen­den Aus­liefer­ung neuen­twick­el­ter GAT-Fil­ter­sys­teme ist nach­weis­bar falsch. Nach den der DUH vor­liegen­den Ver­merken kom­men Par­tikel­min­derungssys­teme (PMS) der Fir­ma GAT seit Monat­en über Vor­prü­fun­gen bei der Prü­for­gan­i­sa­tion DEKRA nicht hin­aus. Auch den bis­lang let­zten 2.000-Kilometer-Test hat das neue GAT-Sys­tem danach nicht nur nicht bestanden, son­dern mit einem “neg­a­tiv­en Rück­hal­te­grad” abgeschlossen. Das Beste­hen der Vor­prü­fun­gen ist die Vorbe­din­gung zur Ein­leitung ein­er entsprechen­den Typzu­las­sung­sprü­fung des PMS nach Anlage XXVI zur StV­ZO, die üblicher­weise alleine zwei Monate dauert. Anträge auf Erteilung ein­er neuen All­ge­meinen Betrieb­ser­laub­nis (ABE) für PMS von GAT oder Bosal liegen dem KBA nach Infor­ma­tio­nen der DUH bis heute immer noch nicht vor.

“A.T.U. und Pit-Stop müssen angesichts dieser Lage ihre Hal­tung grund­sät­zlich über­denken. Die DUH fordert die bei­den für den Ein­bau der Hälfte der ver­baut­en Betrugs­fil­ter­sys­teme ver­ant­wortlichen Werk­stat­tket­ten auf, bis kom­menden Fre­itag (6. Juni) sich zu erk­lären, allen jew­eils betrof­fe­nen Auto­hal­tern schriftlich den sofor­ti­gen kosten­freien Aus­tausch gegen ein liefer­bares Alter­na­tivsys­tem oder alter­na­tiv den Rück­bau des nicht funk­tion­ieren­den Fil­ters anzu­bi­eten. Falls dies nicht geschieht wird die DUH eine bun­desweite Öffentlichkeit­sak­tion gegen A.T.U. und Pit-Stop starten”, erk­lärte DUH-Bun­des­geschäfts­führer Jür­gen Resch.

Die Ver­weigerung­shal­tung von A.T.U. hält die DUH für “beson­ders per­fide”, nach­dem diesem Unternehmen schon vor dem Start der staatlichen Fil­ter­förderung eine Unter­suchung des TÜV Hes­sen vom 13. März 2007 kan­nte, die die man­gel­hafte Wirkung der GAT-Filter¬systeme schon damals zweifels­frei belegte. Der TÜV Hes­sen stellte sein­erzeit — im Auf­trag der A.T.U. — alarmierende Befunde wie “hohe Gegen­drücke”, einen “starken Leis­tungsver­lust (> 5 %) durch GAT Euro­Fil­ter Sys­teme” sowie mögliche “Schä­den an Tur­bo­lad­er, Motor und Motorkom­po­nen­ten bei der Ver­wen­dung von GAT Euro-Fil­ter Sys­te­men” fest.

Immer schillern­der ver­hält sich auch der Fil­ter­her­steller GAT, der hauptver­ant­wortlich ist für die Mis­ere um die Die­selfil­ter. Mit Datum vom 5. Mai 2008 forderte das Unternehmen die Bun­desmin­is­ter Tiefensee und Gabriel in einem Schreiben auf, das — nun versendete -“KBA-Hal­ter­schreiben aufzuhal­ten” und ver­wies darin auf neue GAT-Sys­teme, die sich ange­blich “vor dem Start” befän­den. Auf tele­fonis­che Nach­frage der DUH am 30.5. wurde behauptet, die amtliche Zulas­sung der neuen Fil­ter werde “noch im 2. Quar­tal 2008” ‑das heißt bin­nen vier Wochen — erwartet, die Aus­liefer­ung erfolge ab Juli 2008. “Wie lange lassen sich die zuständi­gen Bun­des­be­hör­den noch von diesem betrügerisch operieren­den Unternehmen auf der Nase herum­tanzen? Seit einem dreivier­tel Jahr kündigt GAT jew­eils für die kom­menden Wochen die Zulas­sung bzw. Aus­liefer­ung funk­tion­ieren­der Fil­ter an, ohne dass eine Typen­zu­las­sung­sprü­fung bish­er auch nur ein­geleit­et, geschweige denn bestanden wurde”, sagte Resch.

Am 26. Mai, dem Tag der Aussendung der 45.000 Behör­den­schreiben an betrof­fene Auto­hal­ter, erre­ichte die DUH um 7:32 Uhr ein Dro­han­ruf mit fol­gen­dem Wort­laut: “Ich rate Ihnen, lassen Sie die Fir­ma GAT in Ruhe, son­st machen wir Sie fer­tig, Herr Resch, ist das klar?” Bei einem zweit­en Dro­han­ruf am 30. Mai wieder­holte der offen­sichtlich selbe Anrufer seine Dro­hun­gen und schloss mit der Auf­forderung “Lassen Sie uns in Ruhe!”. Die DUH hat in bei­den Fällen Strafanzeige gegen Unbekan­nt gestellt und die gegen GAT seit Monat­en ermit­tel­nde Staat­san­waltschaft Essen informiert. Zur Iden­ti­fika­tion des Anrufers die zur Ergrei­fung führt hat die DUH eine Beloh­nung von 1.000 Euro aus­ge­set­zt und den Tele­fon­mitschnitt zum Anhören ins Inter­net gestellt (www.duh.de/drohanruf.html).