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Ausweichassistent von Continental hilft Autofahrern

Sys­tem unter­stützt beim Auswe­ichen vor Hin­dernissen. Zusam­men­spiel von Radarsen­soren, Fahrw­erksys­te­men und elek­trisch­er Lenkung. Serien­reife für erste Aus­baustufe in zwei bis drei Jahren erwartet.

Mit einem Auswe­ichas­sis­tent (Emer­gency Steer Assist) beschre­it­et der inter­na­tionale Auto­mo­bilzulief­er­er Con­ti­nen­tal einen völ­lig neuen Weg bei unfal­lver­hü­ten­den Fahreras­sis­ten­zsys­te­men. “Während sich bish­erige Sys­teme darauf beschränken, in die Längs­dy­namik einzu­greifen, ist der Emer­gency Steer Assist die quer­dy­namis­che Ergänzung des Not­brem­sas­sis­ten­ten”, sagte Dr. Peter Laier, Leit­er des Geschäfts­bere­ichs Chas­sis Com­po­nents der Divi­sion Chas­sis & Safe­ty. “Wenn der Fahrer aus höheren Fahrgeschwindigkeit­en die let­zte Möglichkeit zum Brem­sen ver­passt hat, gibt es immer noch die Möglichkeit, durch Lenken bzw. Auswe­ichen den Unfall zu ver­mei­den. Dieses Poten­tial wird heute noch nicht aktiv in der Fahrsicher­heit genutzt.” Der Auswe­ichas­sis­tent kann den Fahrer jet­zt dabei unter­stützen, an einem Hin­der­nis vor­beizu­lenken. Dafür greift er auf in vie­len Fahrzeu­gen bere­its vorhan­dene Tech­nolo­gien zu. Je geringer der Straßen­reib­w­ert (Regen, Schnee) desto weit­er liegen die bei­den Möglichkeit­en “Brem­sen” oder “Auswe­ichen” räum­lich auseinan­der. Das heißt, Auswe­ichen ist immer noch möglich, selb­st lange nach der let­zten Chance mit ein­er Not­brem­sung alleine den Unfall zu ver­hin­dern.

Das Chas­sis lernt mit Hil­fe von Sen­soren sehen
Grund­vo­raus­set­zung für den Ein­satz des Auswe­ichas­sis­ten­ten in einem Fahrzeug sind Sen­soren, die den Verkehrsraum vor dem Fahrzeug möglichst weiträu­mig überwachen. “Je zuver­läs­siger und genauer dieses Bild der anderen Verkehrsteil­nehmer und des Straßen­raums ist, desto zuver­läs­siger kann der Auswe­ichas­sis­tent den Fahrer bei sein­er Entschei­dung unter­stützen, zum Beispiel links oder rechts an einem plöt­zlichen Stauende auf der Auto­bahn vor­beizu­lenken”, sagte Bernd Hart­mann, Man­ag­er Chas­sis Sys­tems Advanced Engi­neer­ing bei der Divi­sion Chas­sis & Safe­ty. Zum Ein­satz kom­men wer­den in ein­er ersten Stufe die derzeit etwa beim intel­li­gen­ten Tem­po­mat­en (ACC, Adap­tive Cruise Con­trol) ver­wen­de­ten Radarsen­soren. Zudem arbeit­et die Entwick­lung daran, die Video­bilder von Kam­erasys­te­men, wie sie schon beim Fern­lich­tas­sis­ten­ten in Serie sind, mit den Radarsig­nalen zusam­men­zuführen. Auf diese Weise lernt das Chas­sis zu “sehen”, so dass die Sicher­heitssys­teme des Fahrzeuges frühzeit­ig über eine kom­mende Gefahren­si­t­u­a­tion informiert wer­den.

Damit wird das Fahrzeug in den “Sicher­heitsmodus” ver­set­zt. “Ziel ist es, ab diesem Moment, einen Unfall zu ver­mei­den, Kom­for­t­aspek­te treten in den Hin­ter­grund”, sagte Hart­mann. Für das Auswe­ich­manöver wird die höch­st­möglich sichere Straßen­lage des Fahrzeugs angestrebt, das ESC ist vor­bere­it­et, in den entschei­den­den Momenten durch gezieltes, früh­es Anbrem­sen einzel­ner Räder das Fahrzeug bei der schnellen Auswe­ich­be­we­gung in der Spur zu hal­ten und es zu sta­bil­isieren. Als weit­ere Option für die Zukun­ft ist es auch denkbar, bei Fahrzeu­gen mit aktiv­er Wanksta­bil­isierung oder adap­tivem Fahrw­erk die Fed­er- und Dämpfer­kennlin­ien auf den Modus “hart” zu ver­stellen.

Auswe­ichen oder Voll­brem­sung: Der Fahrer hat immer das let­zte Wort
Die Entschei­dung, mit ein­er Voll­brem­sung vor dem Hin­der­nis zum Ste­hen zu kom­men oder daran vor­beizu­lenken, bleibt immer dem Fahrer über­lassen. Er erhält vom Fahreras­sis­ten­zsys­tem eine War­nung, dass er sich auf eine gefährliche Sit­u­a­tion zu bewegt. Diese kann über einen Warn­ton oder auch durch eine hap­tis­che War­nung erfol­gen, also zum Beispiel ein spür­bares Anbrem­sen oder eine spür­bare Gegenkraft des aktiv­en Gaspedals (AFFP®, Accel­er­a­tor Force Feed­back Ped­al) von Con­ti­nen­tal. Entschei­det sich der Fahrer zum Auswe­ichen, errech­net das Sys­tem in weni­gen Mil­lisekun­den, wie der opti­male Auswe­ichvor­gang, die soge­nan­nte Tra­jek­to­rie der Fahrbe­we­gung, ausse­hen kön­nte. Eine solche Auswe­ichkurve sollte mit ein­er har­monis­chen Lenkbe­we­gung aus­ge­führt wer­den, damit das Fahrzeug sta­bil bleibt. Durch den Ver­gle­ich des Soll- und des tat­säch­lichen gewählten Lenkwinkels erken­nt der Auswe­ichas­sis­tent, ob der Fahrer stark genug oder möglicher­weise auch zu stark ein­lenkt und kann ihm durch eine leichte Kraft im Lenkrad unter­stützen. “Auch in dieser Sit­u­a­tion liegt aber die endgültige Entschei­dung immer beim Fahrer, er kann sich über diese Hil­festel­lung des Auswe­ichas­sis­ten­ten hin­wegset­zen, wenn es die Sit­u­a­tion erfordert”, sagte Dr. Laier.

Ver­net­zung der Sys­teme im Fahrzeug ermöglicht Auswe­ichas­sis­tent
Alle Sys­teme, die für den Auswe­ichas­sis­ten­ten erforder­lich sind, wer­den derzeit schon in Serien­fahrzeu­gen einge­set­zt. Radar- und Videosen­soren arbeit­en zuver­läs­sig in Fahreras­sis­ten­zsys­te­men, die elek­tro­n­is­che Sta­bil­ität­skon­trolle ESC (Elec­tron­ic Sta­bil­i­ty Con­trol) wird in Deutsch­land inzwis­chen in über 80 Prozent der Pkw-Neuzu­las­sun­gen einge­baut und ist ab 2011 für alle neuen Fahrzeug­typen und Ende 2014 für alle Neuwa­gen Pflicht. Elek­trische Lenkun­gen wer­den in immer mehr Fahrzeu­gen einge­set­zt. Auch die aktiv lenk­ende Hin­ter­achse find­et zunehmend Ver­bre­itung. Sie ermöglicht eine schnelle und sta­bile Auswe­ich­be­we­gung, da die mit­ge­lenk­ten Hin­ter­räder das Not­manöver unter­stützen. Der Auswe­ichas­sis­tent verknüpft alle nüt­zlichen Infor­ma­tio­nen der vorhan­de­nen Sys­teme miteinan­der. Weil die erforder­lichen Kom­po­nen­ten in vie­len Fahrzeu­gen vorhan­den sind, kön­nen Auto­mo­bil­her­steller den Auswe­ichas­sis­ten­ten somit rel­a­tiv kostengün­stig umset­zen.

Auswe­ichen oder Voll­brem­sung
Ein gezieltes Auswe­ich­manöver bietet in bes­timmten Gefahren­si­t­u­a­tio­nen auch dann noch Chan­cen, einen Unfall zu ver­hin­dern, wenn der Fahrer den let­zten Entschei­dungspunkt für eine Voll­brem­sung ver­passt hat. So zeigen Sim­u­la­tion­srech­nun­gen für ein heutiges Mit­telk­lasse­fahrzeug, dass auf trock­en­er Fahrbahn der Punkt, an dem der Fahrer aus Tem­po 100 eine Voll­brem­sung vor einem ste­hen­den Hin­der­nis ein­leit­en muss um eine Kol­li­sion zu ver­mei­den, bei cir­ca 40 Meter liegt. Ein unge­brem­stes Auswe­ich­manöver hinge­gen kann noch bei einem um 30 Prozent ver­ringertem Abstand zum Hin­der­nis vol­l­zo­gen wer­den. Ver­ringert sich der Straßen­reib­w­ert bei nass­er Fahrbahn auf die Hälfte, so liegt die let­zte Möglichkeit zum Auswe­ichen sog­ar bei 50 Prozent des Wertes der für eine Kol­li­sionsver­hin­derung durch reines Brem­sen allein notwendig ist. Damit ver­größert sich auch die Zeit­marge zwis­chen dem Entschei­dungspunkt “last point to steer” und “last point to brake”. Grund­lage dieser Berech­nun­gen ist, dass für das Auswe­ich­manöver eine kom­plette Fahrspur­bre­ite Auswe­ichraum zu Grunde gelegt wurde, wie sie etwa bei einem mit­ten in der Spur ste­hen­den Hin­der­nis notwendig ist.

In inner­städtis­chen Bere­ichen ist Brem­sen das Mit­tel der Wahl. Durch die niedrigere Fahrgeschwindigkeit zeigt hier eine Voll­brem­sung im Ver­gle­ich zum Auswe­ichen effek­tiv­er Wirkung. Der Not­brem­sas­sis­tent-City, wie ihn Con­ti­nen­tal seit zwei Jahren im Serienein­satz hat, ver­hin­dert Kol­li­sio­nen im Bere­ich des Innerort­stem­pos oder min­dert ihre Fol­gen, wenn der Fahrer nicht reagiert hat.

Auswe­ichas­sis­tent ein weit­er­er Baustein von Con­ti­Guard®
Mit dem Auswe­ichas­sis­ten­ten erweit­ert Con­ti­nen­tal sein Port­fo­lio im Bere­ich mod­ern­er Fahreras­sis­ten­zsys­teme. Dazu gehören Kom­fort-Fahreras­sis­ten­zsys­teme (Kom­fort-ADAS), die den Fahrer von Rou­tine­funk­tio­nen ent­las­ten und es ihm ermöglichen, auch in kri­tis­chen Verkehrssi­t­u­a­tio­nen sou­verän­er und konzen­tri­ert­er zu reagieren. Unmit­tel­bar in Gefahrsi­t­u­a­tio­nen hinge­gen greifen Sicher­heits-Fahreras­sis­ten­zsys­teme (Safe­ty-ADAS) ein, um zum Beispiel einen Auf­fahrun­fall (Not­brem­sas­sis­tent) zu ver­mei­den.

Der Auswe­ichas­sis­tent ist ein weit­er­er Baustein des Con­ti­nen­tal-Sicher­heit­skonzepts Con­ti­Guard®. Dieses eröffnet eine neue Dimen­sion von Fahrsicher­heit, denn Con­ti­Guard® inte­gri­ert aktive und pas­sive Sicher­heitssys­teme, die durch Umfeld­sen­soren und deren koor­diniertes Zusam­men­spiel noch wirk­samer und umfassender wer­den. Mit Con­ti­Guard® kön­nen Auto­mo­bil­her­steller auf dem Weg zur Vision Zero — einem Verkehrs­geschehen ohne Unfall­tote — effizient Unfälle ver­mei­den oder die Unfall­fol­gen und Ver­let­zungsrisiken für alle Verkehrsteil­nehmer min­imieren.

Die Auto­mo­tive Group mit den drei Divi­sio­nen Chas­sis & Safe­ty (ca. 4,4 Mrd Euro Umsatz im Jahr 2009, 27.000 Mitar­beit­er), Pow­er­train (ca. 3,4 Mrd € Umsatz im Jahr 2009, 24.000 Mitar­beit­er) und Inte­ri­or (ca. 4,4 Mrd Euro Umsatz im Jahr 2009, 27.000 Mitar­beit­er) erzielte im Jahr 2009 einen Umsatz von rund 12 Mrd Euro. Die Auto­mo­tive Group ist an über 130 Stan­dorten weltweit aktiv. Als Part­ner der Auto­mo­bil- und Nutz­fahrzeug­in­dus­trie entwick­elt und pro­duziert sie inno­v­a­tive Pro­duk­te und Sys­teme für eine mod­erne auto­mo­bile Zukun­ft, in der indi­vidu­elle Mobil­ität und Fahrfreude mit Fahrsicher­heit, Umweltver­ant­wor­tung und Wirtschaftlichkeit in Ein­klang ste­hen.

Die Divi­sion Chas­sis & Safe­ty entwick­elt und pro­duziert elek­tro­n­is­che und hydraulis­che Brems- und Fahrw­erkregel­sys­teme, Sen­soren, Fahreras­sis­ten­zsys­teme, Airbagelek­tron­ik und sen­sorik, Scheiben­reini­gungssys­teme sowie elek­tro­n­is­che Luftfed­er­sys­teme. Kernkom­pe­tenz ist die Inte­gra­tion aktiv­er und pas­siv­er Fahrsicher­heit in Con­ti­Guard®. Die Divi­sion Pow­er­train inte­gri­ert inno­v­a­tive und effiziente Sys­tem­lö­sun­gen rund um den Antrieb­sstrang. Das Pro­duk­t­port­fo­lio reicht von Ben­zin- und Diese­lein­spritzsys­te­men über Motor- und Getriebesteuerun­gen inklu­sive Sen­soren und Aktu­a­toren sowie Kraft­stoff­förder­sys­teme bis hin zu Kom­po­nen­ten und Sys­te­men für Hybrid- und Elek­troantriebe. In der Divi­sion Inte­ri­or dreht sich alles um das Infor­ma­tion­s­man­age­ment. Zum Pro­duk­t­spek­trum gehören Instru­mente und Mul­ti­funk­tions­dis­plays, Kon­troll- und Steuerg­eräte, elek­tro­n­is­che Fahrzeug-Zugangssys­teme, Reifen­in­for­ma­tion­ssys­teme, Radios, Mul­ti­me­dia- und Nav­i­ga­tion­ssys­teme, Kli­maan­la­gen­s­teuerun­gen und bedi­enun­gen, Telematik­lö­sun­gen sowie Cock­pits.