Was Sven Rauhut aus Hoyerswerda als Beifahrer erlebt hat, ist der Alptraum für jeden Verkehrsteilnehmer. Als er mit seinem Kollegen auf der Autobahn unterwegs ist, durchschlägt ein Metallgegenstand die Frontscheibe und trifft den Fahrer mit voller Wucht am Kopf.
Der Verletzte sackt bewusstlos und blutüberströmt hinter dem Lenkrad zusammen. Der 30-jährige Bodenleger schafft es vom Beifahrersitz aus, den führerlosen Wagen zum Stehen zu bringen und rettet so seinem Kollegen und anderen Verkehrsteilnehmern das Leben. Aus diesem Grund haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) Sven Rauhut nun zum „Highway Hero" des Monats November gekürt. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion werden das ganze Jahr über Menschen ausgezeichnet, die besonnen, mutig und selbstlos andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden bewahrt und so für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt haben.
Am 16. November 2009 waren die beiden Bodenleger zusammen auf der Autobahn A 4 unterwegs. Am Kreuz Chemnitz wollte der Fahrer gerade auf die A 72 wechseln, als plötzlich ein Metallteil durch die Frontscheibe kracht und den Fahrer mit voller Wucht am Kopf trifft. Ein vorausfahrendes Fahrzeug hatte das Teil hoch geschleudert und der Fahrer keine Chance mehr auszuweichen. Im Gesicht getroffen ist er sofort blutüberströmt und bewusstlos – das Auto fährt führerlos und mit hoher Geschwindigkeit weiter. „Ich habe noch zu meinem Kollegen gesagt, er soll bremsen. Doch es kam keine Reaktion mehr", erinnert sich Rauhut. Damit nicht genug, der Fuß des bewusstlosen Fahrers verklemmt sich am Gaspedal, so dass der Pkw noch beschleunigt. Eine lebensgefährliche Situation für die beiden Insassen und die anderen Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn. Der 30-jährige reagiert blitzschnell und greift energisch ins Lenkrad, schafft es schließlich, den Wagen kurz vor der kurvenreichen Abfahrt zur A 72 zurück auf den geraden Abschnitt der A 4 zu lenken. Gleichzeitig versucht er, irgendwie den Fuß seines Kollegen vom Gaspedal zu ziehen. Als ihm das endlich gelingt, ist der Skoda bereits 140 km/h schnell.
Dank Motor- und Handbremse schafft es Sven Rauhut, den Wagen zu verlangsamen und lenkt ihn vorsichtig vom Beifahrersitz aus auf den Standstreifen. Dort bringt er den Wagen nach über drei Kilometern Irrfahrt kurz vor der Anschlussstelle Limbach-Oberfrohna endlich zum Stehen. Sofort kümmert er sich um seinen schwerverletzten Kollegen, alarmiert Polizei und Notarzt, die zum Glück schnell zur Stelle sind. Der Fahrer wird mit einer Gehirnerschütterung, Platzwunden und mehreren Brüchen am Kopf ins Krankenhaus gebracht. „Inzwischen ist er operiert worden und wird wohl wieder komplett gesund werden: Es ist fast ein Wunder, dass er überlebt hat, denn das Metallteil war rund 500 Gramm schwer, wie die Polizei später feststellte", erzählt der Retter. Nur seinem besonnenen Handeln ist es zu verdanken, dass der führerlose Pkw keinen Massenunfall auf der A 4 verursacht hat.