Jetzt reklamieren die Angeordneten des Europaparlaments und die Brüsseler Bürokraten auch noch die Macht über die Kreativität unserer Ingenieure für sich, und ein Mann wie der deutsche EU-Kommissar Günter Verheugen merkt das nicht einmal. Mit der Forderung, leicht laufende Reifen und Luftdruckkontrolle zur Vorschrift zu erheben, bremst Brüssel den Fortschritt und verhindert das Denken.

Denkblockaden sind immer das Ergebnis, wenn sich der Staat – sei er nun in Berlin oder in Brüssel angesiedelt – in die Entwicklung einmischt, indem er nicht Ziele, sondernTechnologien vorgibt. So wie der Feinstaubfilter beim Dieselmotor die Entwicklung sauber den Kraftstoff verbrennenden Motoren zeitlich nach hinten verschoben hat, so wird das nun auch bei der Reduzierung des Verbrauchs unserer Autos geschehen.
Denn Brüssel will vorschreiben, dass rollwiderstandsoptimierte Reifen und elektronische Reifendruckkontrollen in die Autos eingebaut werden. Bisher war auch von der Politik stets als richtig erkannt, dass sich der Gesetzgeber um Vorgaben – zum Beispiel durch Grenzwerte – kümmert und es den Entwicklern überlässt, wie sie die erreichen.
Nicht gegen rollwiderstandsoptimerte Reifen. Aber auch Herr Verheugen gibt zu, dass die pro Satz rund 50 Euro mehr kosten. Zu dieser Summe gesellen sich dann noch einmal die Kosten für die Reifendruck-Elektronik. Mit diesen rund 100 Euro pro Fahrzeug hätten die Entwickler vielleicht mehr für die Kraftstoffeinsparung erreichen können, wenn man sie hätte entscheiden lassen, wie sie mit diesem Geld den größten Forstschritt erreichen. Immerhin reden wir über rund 1,5 Mrd Euro, die diese Zwangsmaßnahmen jedes Jahr die Autokäufer in Europa kosten.
Matthias Wissmann, der Chef des Verstellerverbands VDA, predigt immer, die Politik solle die Kreativität der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter fordern. Statt dessen setzt die auf vorhandene Technologien und spricht trotzdem von der Zukunftsfähigkeit, die damit für die Automobilindustrie erreicht werde.
Wenn die Zukunftsfähigkeit so aussieht wie beim ESP, dann haben sich die Europäer den Rang ablaufen lassen. Die Amerikaner jedenfalls haben die europäische Technologie längst zur Pflicht erhoben. Wir Europäer hinken auf unserem ureigenen Gebiet – der aktiven Sicherheit – hinterher.
Die ESP-Pflicht mag man begrüßen. Dennoch zeigt sich auch an diesem Beispiel, dass sich der Staat aus solchen Technologie-Festlegungen raushalten sollte. Wie will denn Brüssel definieren, was ein ESP-System genau können muss, um als solches im Sinne der EU-Vorschriften anerkannt zu werden? Wird das wieder so ein Festhalten an minimalen Eigenschaften und damit zur Fortschritts-Bremse wie zum Beispiel bei der Bremse? Wenn die heute noch so wären, wie von der EU vorgeschrieben, dann müssten wir alle mit Bremswegen von 100 km/h auf null von über 50 Metern leben und könnten nicht mit Werten zwischen 35 Metern und 40 Metern überleben.
Einem kann diese ganze grundlegende Diskussion völlig egal sein. Der deutsche Zulieferer Continental liefert als einziges Unternehmen alle drei Technologien: Reifen, Reifendruck-Elektronik und ESP.