Dramatischer Machtkampf bei Continental: Auf massives Drängen von Großaktionär Schaeffler steht Conti-Chef Karl- Thomas Neumann kurz vor der Ablösung. Das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und Schaeffler sei «stark in Mitleidenschaft» gezogen worden, sagte der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff am späten Donnerstagabend nach einer Marathon-Sitzung des Kontrollgremiums in Hannover. Er gehe davon aus, dass Neumann innerhalb der nächsten 14 Tage vom Aufsichtsrat abberufen werde.
Schaeffler hatte Neumann zuvor angeblich zum Rücktritt aufgefordert. Dies habe der 48-Jährige aber abgelehnt. Neumann selbst sagte nach der Sitzung, es habe «ungewöhnliche und sehr enttäuschende Entwicklungen gegeben». Diese machten es ihm «sehr schwer», auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten. Laut Nachrichtenagentur dpa sollte im Falle einer Ablösung Schaeffler-Berater Rolf Koerfer Neumann nachfolgen.
Bischoff kritisierte, die Ablösung Neumanns sei die falsche Entscheidung. «Ein guter Mann geht von Bord.» Die zehn Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten eine Abberufung Neumanns am Donnerstag noch verhindern können, da eine Zweidrittel-Mehrheit dafür nötig gewesen wäre. Die zehn Vertreter der Anteilseigner seien für eine Ablösung Neumanns gewesen. Der Aufsichtsrat habe nun ein Vermittlungsverfahren angerufen.
Bischoff sagte, er erwarte, dass der Aufsichtsrat in den nächsten zehn oder 14 Tage erneut zusammenkomme. Dann reiche eine einfache Mehrheit für die Ablösung Neumanns aus. Dabei hat der Aufsichtsratschef bei einem Patt ein Doppelstimmrecht.