Wenn heute der Aufsichtsrat der Continental AG tagt, dann dürfte das mal wieder eine der historischen Sitzungen werden, wie sie seit der Übernahme der Conti durch die Zulieferer Schaeffler an der Tagesordnung sind.

Heute geht es wahrscheinlich um eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,5 Mrd Euro bis 2 Mrd Euro, die Conti-Chef Karl-Thomas Neumann braucht und gegen die sich sein Großaktionär Schaeffler nach Kräften wehrt. Sollte Neumann heute scheitern, wird auch sein Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen.

Neumann hatte, wie bei der Jahreshauptversammlung angekündigt, Schaeffler eine Grundlagenvereinbarung übergeben, um vor der heutigen AR-Sitzung auf eine gemeinsame Linie zu kommen. Neumann will die komplette Conti einschließlich der hoch defizitären Sparte Interior zusammenhalten, um alle Megatrends der Autoindustrie abdecken zu können. Wälzlagerspezialist Schaeffler interessiert sich vor allem für Continentals Motoren- und Getriebesparte Powertrain, deren Elektronikkompetenz das auf Mechanik spezialisierte Familienunternehmen zukunftsfähig machen soll. Bei Conti werden deswegen Vermutungen immer lauter, Schaeffler könne Vieles andere verkaufen.

Da auch unter diesen Umständen eine baldige Fusion beider Unternehmen nicht wahrscheinlich ist, fordert Neumann eine Kapitalerhöhung für Conti. Wie ernst ihm dies ist, zeigt ein Brief, den er Aufsichtsratskreisen zufolge am Dienstag an die 20 Conti-Kontrolleure schickte. Seine Mahnung: Jeder Einzelne sei bei der Abstimmung über eine Kapitalerhöhung allein dem Wohl des Unternehmens verpflichtet. Aus Arbeitnehmerkreisen war zu hören, scheitere der Plan müsse man mit Konsequenzen des Vorstands rechnen.

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