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Continental baut Schulden deutlich ab

Die Con­ti­nen­tal AG, Han­nover, hat im ver­gan­genen Jahr trotz stark­er Ver­w­er­fun­gen in der Auto­mo­bilin­dus­trie oper­a­tive Stärke gezeigt und die Net­to-Finanzschulden ver­ringert. Bere­inigt* erzielte der inter­na­tionale Auto­mo­bilzulief­er­er ein im Ver­gle­ich zum Vor­jahr fast unverän­dertes oper­a­tives Ergeb­nis (EBIT) in Höhe von 1.837,3 Mio €.

Bei einem Konz­er­num­satz von 24,239 Mrd Euro ergibt sich eine Marge von 7,6%. Sie liegt damit im Rah­men der kor­rigierten Erwartun­gen. Das Unternehmen senk­te die Net­to-Finanzschulden um rund 373 Mio € auf 10,483 Mrd Euro.

  • Bere­inigtes* oper­a­tives Ergeb­nis beträgt 1.837,3 Mil­lio­nen Euro / Marge 7,6 Prozent
  • Auto­mo­bilzulief­er­er senkt Net­to-Finanzschulden um 373 Mil­lio­nen Euro
  • Umsatz steigt durch Siemens VDO-Akqui­si­tion auf 24,239 Mil­liar­den Euro
  • Rub­ber Group steigert Umsatz und erre­icht bere­inigte EBIT-Marge von 11,1 Prozent
  • Extrem widriges Mark­tum­feld trifft Auto­mo­tive Group beson­ders heftig
  • Umfassendes Kostensenkung­spro­gramm wird nochmals stark aus­geweit­et
  • Good­will-Abschrei­bung von 1,23 Mil­liar­den Euro drückt Konz­ern­ergeb­nis

„Die Con­ti­nen­tal hat im ver­gan­genen Jahr trotz des sehr widri­gen Umfelds ger­ade im vierten Quar­tal ein auch im Ver­gle­ich zum Wet­tbe­werb sehr gutes oper­a­tives Ergeb­nis erzielt“, sagte der Con­ti­nen­tal-Vor­standsvor­sitzende Dr. Karl-Thomas Neu­mann am Don­ner­stag während der Jahre­spressekon­ferenz in Han­nover. „Wir wollen unsere Ertragskraft trotz der starken Pro­duk­tion­skürzun­gen unser­er Kun­den in der Auto­mo­bilin­dus­trie erhal­ten und die Schulden weit­er abbauen. Deshalb haben wir zusät­zlich zu den starken Ein­schnit­ten des vierten Quar­tals 2008 weit­ere Kostensenkung­spro­gramme aufgelegt, um unsere oper­a­tiv­en Ergeb­nisse abzu­sich­ern, die für den Schulden­ab­bau ele­men­tar sind.“

2009_umsatz_ebit_de

Dr. Neu­mann betonte, dass sich die Auto­mo­tive Group angesichts des mas­siv­en Nach­frage-Ein­bruchs in der Auto­mo­bilin­dus­trie 2008 noch gut behauptet hat: „Bei einem Umsatz von 14,90 Mil­liar­den Euro erzielte die Auto­mo­tive Group ein bere­inigtes* oper­a­tives Ergeb­nis von 908,9 Mio € und eine Marge von 6,1 Prozent.

Die Divi­sio­nen Chas­sis & Safe­ty und Inte­ri­or haben bere­inigte* Mar­gen von 10,1 Prozent bzw. 9,0 Prozent trotz mas­siv­er Ein­brüche bei nahezu allen Kun­den erre­icht. Die große Her­aus­forderung bleibt dage­gen die Divi­sion Pow­er­train. Sie ist inmit­ten eines kom­plex­en und langfristig angelegten Restruk­turierung­spro­gramms von der neg­a­tiv­en Mark­ten­twick­lung hart getrof­fen wor­den. Wir sind aber überzeugt, dass wir schon in diesem Jahr deut­liche oper­a­tive Fortschritte machen wer­den.“

Der Vor­standsvor­sitzende berichtete, dass das Unternehmen im Geschäft­s­jahr 2008 Good­will-Abschrei­bun­gen in Höhe von 1,23 Mrd Euro vorgenom­men hat, ins­beson­dere in den Auto­mo­tive-Divi­sio­nen Pow­er­train und Inte­ri­or. „Wir tra­gen damit auch der Tat­sache Rech­nung, dass die Geschäfte in Teilen der Auto­mo­tive Group nach dem Zukauf der Siemens VDO angesichts der mas­siv verän­derten Mark­tbe­din­gun­gen in der Auto­mo­bilin­dus­trie nicht in vollem Umfang unseren ursprünglichen Erwartun­gen entsprechen“, sagte Dr. Neu­mann. Die Abschrei­bun­gen führen zu einem deut­lich neg­a­tiv­en Konz­ern­ergeb­nis und ver­ringern damit das bilanzielle Eigenkap­i­tal. „Die Abschrei­bun­gen sind jedoch nicht cash-wirk­sam. Damit wird unser Ziel des weit­eren Schulden­ab­baus nicht neg­a­tiv bee­in­flusst“, erk­lärte Dr. Neu­mann.

Dr. Alan Hippe, der schei­dende stel­lvertre­tende Vor­standsvor­sitzende, Leit­er der Rub­ber Group und Finanzvor­stand, hob das ger­ade vor dem Hin­ter­grund des aktuellen Umfelds her­aus­ra­gende oper­a­tive Ergeb­nis der Rub­ber Group her­vor. Bei einem Umsatz von 9,35 Mrd erwirtschaftete die Gruppe ein EBIT von 984,9 Mio €. „Das entspricht ein­er Marge von 10,5 Prozent. Das um Kon­so­li­dierungskreisverän­derun­gen und Son­der­ef­fek­te bere­inigte EBIT liegt sog­ar bei rund 1 Mil­liarde Euro und die Marge beträgt 11,1 Prozent. Dieses Ergeb­nis ist umso bemerkenswert­er, als die Gruppe zusät­zliche Rohstof­fkosten von rund 290 Mil­lio­nen € verkraften musste. Die Pkw-Reifen-Divi­sion und auch die Divi­sion Con­tiTech haben trotz neg­a­tiv­er Kon­junk­ture­in­flüsse und der starken Rohstof­fkosten­be­las­tung mit ein­er um Konsoli­dierungskreisveränderungen und Son­der­ef­fek­te bere­inigten Marge von 13,1 bzw. 11,1 Prozent weit­ge­hend an die sehr guten Ergeb­nisse der Vor­jahre anknüpfen kön­nen. Dage­gen kon­nte die Divi­sion Nutz­fahrzeu­greifen die stark gestiege­nen Rohstof­fkosten in Höhe von knapp 100 Mil­lio­nen € nicht mehr kom­pen­sieren. Hier sind die Märk­te in der Erstaus­rüs­tung als auch im so genan­nten Ersatzgeschäft einge­brochen, so dass die bere­inigte Marge auf 2,7 Prozent fiel.“

Umsatz und Ergeb­nis 2008

Der Konz­er­num­satz stieg im Jahr 2008 im Ver­gle­ich zum Vor­jahreszeitraum um 45,8% auf 24.238,7 Mio € (Vj. 16.619,4 Mio €). Dieser starke Anstieg ist vor allem auf den Erwerb der Siemens VDO zurück­zuführen. Bere­inigt um Son­der­ef­fek­te ging das EBIT vor Abschrei­bun­gen auf imma­terielle Ver­mö­genswerte aus PPA und vor Abschrei­bun­gen auf materielle Ver­mö­genswerte aus PPA (nur Siemens VDO) des Konz­erns um 0,2% auf 1.837,3 Mio € (Vj. 1.841,5 Mio €) zurück. Die bere­inigte Umsatzren­dite beträgt 7,6% (Vj. 11,1%). Das oper­a­tive Konz­ern­ergeb­nis (EBIT) ver­ringerte sich vor allem als Folge der Good­will-Abschrei­bung im Ver­gle­ich zum Vor­jahr auf ‑296,2 Mio € (Vj. 1.675,8 Mio €). Die Umsatzren­dite ver­ringerte sich auf ‑1,2% (Vj. 10,1%).

Das den Anteil­seign­ern zuzurech­nende Konz­ern­ergeb­nis reduzierte sich vor allem als Folge der Good­will-Abschrei­bung auf ‑1.123,5 Mio € (Vj. 1.020,6 Mio €). Dies entspricht einem Ergeb­nis pro Aktie von ‑6,84 € (Vj. 6,79 €). Adjustiert um die Abschrei­bun­gen auf imma­terielle Ver­mö­genswerte aus PPA, Abschrei­bun­gen auf materielle Ver­mö­genswerte aus PPA (nur Siemens VDO) sowie die Good­will-Abschrei­bung beträgt das Ergeb­nis pro Aktie 3,16 €. Der Anstieg der Rohstoff­preise belastete den Konz­ern im Jahr 2008 mit rund 325 Mio € im Ver­gle­ich zu den durch­schnit­tlichen Preisen des Jahres 2007.

Finanzen und Investi­tio­nen
Die Net­to-Finanzschulden reduzierten sich gegenüber dem Jahre­sende 2007 um 372,9 Mio € auf 10.483,5 Mio € (Vj. 10.856,4 Mio €). Den­noch erhöhte sich die Gear­ing Ratio wegen der nicht cash-wirk­samen Good­will-Abschrei­bung in Höhe von 1,23 Mrd € auf 189,6 % (Vj. 158,3 %). Das Eigenkap­i­tal ist durch die Good­will-Abschrei­bung auf 5,53 Mrd € gesunken. In der Konz­ern­bi­lanz ist per 31. Dezem­ber 2008 ein Good­will von 6,38 Mrd € ver­bucht nach 7,29 Mrd € Ende 2007.

Das Zin­sergeb­nis ver­ringerte sich gegenüber dem Vor­jahr auf ‑706,7 Mio € (Vj. ‑154,2 Mio €). Die Kosten für die Finanzierung der Über­nahme Siemens VDO blieben hinge­gen mit 500,7 Mio € im Rah­men der Erwartun­gen. „Unsere neu ver­han­del­ten Kred­itkon­di­tio­nen sehen auf Grund des Rat­ings unter­halb des Invest­ment-Grades eine höhere Marge für die Banken vor. Uns kommt jedoch ent­ge­gen, dass die Zin­sen am Geld­markt inzwis­chen gegenüber dem Vor­jahr in etwa gle­ich­er Größenord­nung gesunken sind. Daher gehen wir von ein­er kom­pen­sieren­den Wirkung auf den Zin­saufwand des laufend­en Geschäft­s­jahres aus“, erk­lärte der stel­lvertre­tende Vor­standsvor­sitzende Dr. Hippe.

Der Aufwand für Forschung und Entwick­lung (F&E) stieg gegenüber dem Vor­jahr um 663,4 Mio € bzw. 79,5% auf 1.498,2 Mio € (Vj. 834,8 Mio €) und beträgt 6,2% vom Umsatz (Vj. 5,0%). Dies ist im Wesentlichen auf den Erwerb der Siemens VDO zurück­zuführen. Der Bilanz­zu­gang für Sachan­la­gen und Soft­ware in Höhe von 1.595,2 Mio € liegt um 698,3 Mio € über dem Vor­jahreswert (896,9 Mio €). Die Investi­tion­squote beträgt 6,6% (Vj. 5,4%). Die Erhöhung der Investi­tio­nen ist im Wesentlichen auf das von Siemens VDO neu hinzu gekommene Geschäft zurück­zuführen. Für das laufende Jahr sind Ein­schnitte bei bei­den Posi­tio­nen vorge­se­hen.

Mitar­beit­er
Gegenüber 2007 sank die Anzahl der Mitar­beit­er des Con­ti­nen­tal-Konz­erns um 12.499 auf 139.155 Beschäftigte. Vor allem in der Auto­mo­tive Group kam es über Restruk­turierun­gen und Port­fo­liobere­ini­gun­gen zu deut­lichen Per­son­alre­duzierun­gen: Dabei wurde durch den Verkauf Elek­tro­mo­toren-Aktiv­itäten die Anzahl der Beschäftigten um 4.561 ver­ringert. Außer­dem wur­den die Verträge von rund 5.000 Zeitar­beit­skräften nicht ver­längert.

Div­i­dende
Auf­grund des Bilanzver­lusts in der Con­ti­nen­tal AG als Mut­terge­sellschaft des Con­ti­nen­tal-Konz­erns wird es auf der Hauptver­samm­lung keinen Vorschlag auf Auss­chüt­tung ein­er Div­i­dende für das Geschäft­s­jahr 2008 geben.

Aus­blick 2009
Wegen der anhal­tenden Tur­bu­len­zen an den Finanzmärk­ten und der Rezes­sion in weit­en Teilen der Welt ist eine ver­lässliche Ein­schätzung der Rah­men­dat­en (Währun­gen, Zin­sen, Absatz- und Pro­duk­tion­s­märk­te) derzeit nicht möglich. „Trotz­dem ist es ober­stes Ziel, die Net­to-Finanzschulden des Konz­erns weit­er zu senken. Deshalb wur­den zusät­zlich zu den bere­its erfol­gten Ein­schnit­ten unter anderem bei Investi­tio­nen sowie Forschung und Entwick­lung weit­ere Maß­nah­men ini­ti­iert“, sagte Dr. Neu­mann. „Der Div­i­den­de­naus­fall ist ein weit­er­er wichtiger Schritt zur Senkung der Ver­schul­dung. Wir gehen davon aus, auch im Jahr 2009 einen sub­stanziellen Free Cash­flow zu erwirtschaften. Deswe­gen ist aus heutiger Sicht davon auszuge­hen, dass Con­ti­nen­tal die pro Quar­tal fest­gelegten Verpflich­tun­gen aus den Kred­itverträ­gen (Covenant-Lev­el) ein­hal­ten wird.“

Zudem prüft die Con­ti­nen­tal ver­schiedene Alter­na­tiv­en zur Ablö­sung der im August 2010 fäl­lig wer­den­den Tranche B in Höhe von 3,5 Mrd €. Die Ende Jan­u­ar mit der Scha­ef­fler Gruppe begonnenen kon­struk­tiv­en Gespräche über eine Zusam­me­nar­beit bei­der Unternehmen wer­den inten­siv fort­ge­set­zt.

„Der Geschäftsstart in das erste Quar­tal 2009 zeigt, wie groß die Her­aus­forderun­gen im laufend­en Jahr sein wer­den. So dürfte sich der Umsatzrück­gang im ersten Hal­b­jahr 2009 ger­ade in den Auto­mo­tive-Divi­sio­nen noch ein­mal beschle­u­ni­gen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es ger­ade im ersten Hal­b­jahr vor dem Hin­ter­grund der hohen Ver­gle­ich­swerte aus dem Vor­jahr zu sehr großen Abwe­ichun­gen gegenüber dem Vor­jahr kom­men kann. Eben­so ist anzunehmen, dass es im laufend­en Jahr zu erhe­blichen Restruk­turierungs­maß­nah­men kommt“, sagte Dr. Neu­mann.