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Continental macht Druck

Die Absatzkrise bei den Auto­mo­bilen führt nun offen­bar zumin­d­est bei ein­er der bei­den spek­takulären Unternehmen­süber­nah­men zu einem unver­muteten Ende. Hat­te die Scha­ef­fler-Gruppe im ver­gan­genen Jahr noch Respekt für ihr Vorhaben geern­tet, als kleineres Unternehmen die größere Con­ti­nen­tal übernehmen zu wollen, so wich der Respekt mit dem Beginn der Finanzkrise eher der Schaden­freude. Und nun sieht es so aus, als werde der Schwanz doch nicht mit dem Hunde wedeln.

Die Aus­sage von Con­ti-Chef Karl-Thomas Neu­mann gestern (23. April 2009) bei der Hauptver­samm­lung der Con­ti­nen­tal AG in Han­nover lässt sich so zusam­men­fassen: Wir haben unsere Schulden bedi­enen kön­nen, ihr bei Scha­ef­fler aber nicht. Wir sehen gute Chance, auch in Zukun­ft mit den Banken klarzukom­men und haben uns finanziellen Spiel­raum geschaf­fen. Ihr bei Scha­ef­fler seid noch lange nicht soweit. Wir wis­sen, wie es weit­erge­hen kann. Ihr bei Scha­ef­fler aber nicht. Darum lasst uns mal machen.

Neu­mann forderte – ohne die Vertreter der Scha­ef­fler-Gruppe direkt anzus­prechen, aber unmissver­ständlich – jet­zt eine Strate­gie ein und kündigte an, selb­st in spätestens 100 Tagen eine auf die Beine gestellt zu haben. Passender­weise hat­te die „Han­nover­sche All­ge­meine Zeitung“ (HAZ) am Mor­gen der HV bere­its berichtet, wohin die Reise gehen soll: Bei­de Unternehmen fusion­ieren; die Scha­ef­flers bleiben in dem neuen Unternehmen Großak­tionäre; und Con­ti hat das Sagen.

Nieder­sach­sens Min­is­ter­präsi­dent Chris­t­ian Wulff (CDU) beeilte sich, noch gestern Druck auf Scha­ef­fler aufzubauen und Neu­manns Posi­tion zu stützen: „Es darf im Inter­esse des Unternehmens, der Mitar­beit­er und der Stan­dorte keine lange Hängepar­tie mehr geben“, erk­lärte er. Es sei „Zeit für den Schul­ter­schluss“ und meinte damit offen­bar den in der HAZ skizzierten Plan von Poli­tik, Banken und Con­ti­nen­tal. Eine der für die nieder­säch­sis­che Poli­tik wesentliche Voraus­set­zung eines solchen Konzepts hat­te Neu­mann am Vor­mit­tag bei der HV bere­its einge­bracht. Er sprach eine Garantie für den Stan­dort Han­nover aus.

Von: Peter Schw­erdt­mann