Der Einbruch der weltweiten Automobilproduktion hat im ersten Quartal 2009 bei der Continental AG, Hannover, deutliche Spuren hinterlassen. Der Konzernumsatz ist stark gesunken, in der Automotive Group parallel zur Marktentwicklung.
Der Umsatzrückgang in der Rubber Group fiel wegen des höheren Anteils im Ersatzgeschäft weniger deutlich aus. Das operative Ergebnis rutschte vor allem wegen der stark negativen Umsatzentwicklung und trotz des größten Kostensenkungsprogramms der Unternehmensgeschichte in die roten Zahlen.
„Wir sind energisch auf die Kostenbremse getreten, doch diese enormen Markterschütterungen haben wir nicht mehr kompensieren können. Es ist uns aber gelungen, die mit unseren Kredit gebenden Banken vereinbarten Finanzkennzahlen (Covenants) einzuhalten“, sagte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Thomas Neumann am Mittwoch in Hannover. „Das Umfeld bleibt auch im zweiten Quartal sehr schwierig. Die Einhaltung der vereinbarten Finanzkennzahlen bleibt daher eine große Herausforderung. Wegen des leicht verbesserten Marktumfelds im März sind wir aber zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung meistern werden.“
Während der ersten drei Monate 2009 verringerte sich der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35,2 % auf 4.302,0 Mio € (Vj. 6.639,4 Mio €). Bereinigt um Konsolidierungskreis- und Währungskursveränderungen ergibt sich ein Rückgang um 33,0 %. Die Umsatzeinbußen resultieren im Wesentlichen aus dem deutlichen Einbruch auf den für Continental wichtigen Absatzmärkten: In Europa und Nordamerika fiel die Automobilproduktion im ersten Quartal um 45% und lag damit noch einmal deutlich unter dem Volumen des vierten Quartals 2008. Schon damals war die Produktion um 28% gefallen.
Das EBIT vor Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus PPA und bereinigt um Konsolidierungskreisveränderungen und Sondereffekte des Konzerns verringerte sich während der ersten drei Monate 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 628,5 Mio € auf -46,6 Mio € (Vj. 581,9 Mio €) und entspricht -1,1 % (Vj. 9,1 %) vom bereinigten Umsatz. Das operative Konzernergebnis (EBIT) verringerte sich im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 621,7 Mio € auf -165,0 Mio € (Vj. 456,7 Mio €). Die Umsatzrendite verringerte sich auf -3,8 % (Vj. 6,9 %). Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis verringerte sich auf -267,3 Mio € (Vj. 166,8 Mio €) und das Ergebnis pro Aktie auf -1,58 € (Vj. 1,03 €).
Während der ersten drei Monate 2009 wurden 239,8 Mio € (Vj. 352,1 Mio €) in Sachanlagen und Software investiert. Die Investitionsquote blieb mit 5,6% nach 5,3% im vergleichbaren Vorjahreszeitraum trotz deutlich gesunkenen Umsatzvolumens auf Grund des angepassten Investitionsumfangs nahezu konstant. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,9 % auf 386,5 Mio €. Das entspricht 9,0% vom Umsatz nach 6,3% im Vorjahr. Die Erhöhung des Prozentsatzes resultiert aus der verringerten Umsatzausgangsbasis.
Das Zinsergebnis des Continental-Konzerns verbesserte sich während der ersten drei Monate 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 78,9 Mio € auf -127,9 Mio € (Vj. -206,8 Mio €). Grund sind großteils nicht zahlungswirksame Währungskurseffekte in Höhe von 32,9 Mio € (Vj. -48,6 Mio €). Der Zinsaufwand fiel trotz der erhöhten Margen, die aus den neuverhandelten Kreditkonditionen im Januar resultieren, um 8,0 Mio € auf 170,5 Mio €. Grund hierfür sind die seit Anfang des Jahres deutlich gesunkenen Geldmarktsätze, deren Wirkung die Verteuerung der Kreditkonditionen überkompensiert hat.
Für das erste Quartal 2009 ergibt sich ein Free Cashflow von -566,7 Mio €, der um 250,0 Mio € niedriger ist als im ersten Quartal 2008. Negativ wirkten sich insbesondere aus der Kaufpreisfinanzierung für den Erwerb der Siemens VDO resultierende Zinszahlungen in Höhe von -246,1 Mio € (Vj. -154,1 Mio €) aus. Dabei waren insgesamt Einmalaufwendungen in Höhe von rund 70 Mio € aus den Neuverhandlungen der Kreditverträge zum 23. Januar 2009 enthalten. Außerdem wirkte sich die Auszahlung der Squeeze-out-Abfindung an die Minderheitsaktionäre der ContiTech AG am 16. Februar 2009 mit rund 37 Mio € ebenfalls negativ auf den Free Cashflow aus. Positiv wirkte hingegen vor allem der Abbau des Working Capital um 500,2 Mio €.
Die Netto-Finanzschulden des Continental-Konzerns verringerten sich im Vergleich zum 31. März 2008 um 179,6 Mio € auf 11.041,5 Mio €. Sie lagen jedoch saisonal bedingt 558,0 Mio € über dem Niveau zum Jahresende 2008. Trotz der Reduzierung der Netto-Finanzschulden erhöhte sich die Gearing Ratio aufgrund des im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduzierten Eigenkapitals auf 210,0% (Vj. 162,3%). Zum Ende des ersten Quartals 2009 verfügte Continental über ein Liquiditätspolster in Höhe von mehr als 2,892 Mrd €.
Zum 31. März 2009 beschäftigte Continental 132.834 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das entspricht einem Rückgang um 6.321 Personen im Vergleich zum Jahresende 2008. Die Personalreduzierungen sind im Wesentlichen auf das verschlechterte gesamtwirtschaftliche Umfeld zurückzuführen.
Der Blick in die beiden Unternehmensgruppen des Continental-Konzerns zeigt die deutlichen Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Erhebliche Produktionseinbrüche in der Automobilindustrie insbesondere in den Kernmärkten Europa und NAFTA (-45%) bewirkten einen Umsatzrückgang von rund 40 % in der Automotive Group. Das operative Ergebnis EBIT reduzierte sich auf -266,3 Mio € (Vj. 212,0 Mio €).
Dr. Neumann wies beim Ausblick darauf hin, dass durch die anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten, die Rezession in weiten Teilen der Welt und die nicht verlässlichen Rahmendaten eine Prognose für den weiteren Gesamtjahresverlauf erheblich erschwert wird. „Nach dem Einhalten der Covenants im ersten Quartal und der Belebung der Geschäftstätigkeit im Verlauf der ersten drei Monate gehen wir aus heutiger Sicht, trotz der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und der bestehenden Unsicherheiten, weiter davon aus, unsere Kreditvereinbarungen im weiteren Jahresverlauf einhalten zu können“, sagte Dr. Neumann. „Oberstes Ziel bleibt die Schuldenreduktion. Wir rechnen 2009 nach wie vor mit einem substanziellen Free Cashflow. Unterstützt wird dieses Bestreben durch den Dividendenausfall, deutliche Einsparungen bei Investitionen und weitere Fixkostenreduktionen.“
„Für das zweite Quartal 2009 rechnen wir auf Basis der heute vorliegenden Informationen mit einer deutlichen Belebung der Umsätze und der operativen Ergebnisse gegenüber dem sehr schwachen ersten Quartal 2009. Allerdings werden die angekündigten Werkschließungen in den Divisionen Pkw- und Nutzfahrzeugreifen sowie ContiTech zu Restrukturierungsaufwendungen in den kommenden Quartalen führen. Im Vorjahresvergleich kann es unter anderem deswegen weiter zu erheblichen Abweichungen kommen“, sagte Dr. Neumann. Außerdem wiederholte er die Ankündigung, in spätestens 100 Tagen ein gemeinsames Zukunftskonzept zur künftigen Kooperation zwischen der Schaeffler Gruppe und Continental vorzulegen. Dieses Konzept soll die künftige Strategie, Finanzierung und Zusammenarbeit abdecken.