Operativ hat die Continental AG, Hannover, 2008 noch ein erstaunlich gutes Jahr hingelegt. Das EBIT erreichte mit 1,84 Mrd Euro einen gegenüber dem Vorjahr fast unveränderten Wert.
Vor allem wegen der Good will-Abschreibungen von 1,23 Mrd Euro auf die gekauften Geschäfte von Siemens-VDO geriet der Bilanzgewinn allerdings mit 296,2 Mio Euro ins Minus. Eine Dividende wird dieses Jahr deswegen nicht gezahlt.
Vorstandvorsitzender Dr. Karl Thomas Neumann ließ bei der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens heute (19. 2. 2009) keinen Zweifel daran, dass man auch in diesem Jahr operativ deutlich positiv bleiben werde. Oberstes Ziel sei es, die Netto-Finanzschulden des Konzerns weiter zu senken. Dazu kündigte er ein weiteres Kostensenkungsprogramm an, das neben Einschnitten bei Forschung und Entwicklung sowie bei Investitionen auch Personalmaßnahmen umfassen werde.
2008 hat Continental weltweit bereits 12 500 Stellen abgebaut. In Deutschland befanden sich im Januar 7000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die wird nun ausgeweitet auf Mitarbeiter der Verwaltung und von Forschung und Entwicklung. In den USA und in Großbritannien laufen bereits Restrukturierungsmaßnahmen. Werksschließungen wollte Neumann nicht ausschließen. Das Unternehmen wolle aber seine Kernbelegschaft in Deutschland möglichst erhalten.
Zur Situation rund um die Zusammenarbeit mit dem Großaktionär Schaeffler führte Neumann aus: „wir sind an einer Stabilität der Situation interessiert.“ Ende Januar sei eine Task force aus Mitarbeitern der Continental und der Schaeffler-Gruppe installiert worden, die nun Konzepte erarbeite. Bis die umsetzungsfähig seien, könnten aber noch Monate vergehen. Doch für das von der Schaeffler-Gruppe von der Politik verlangte Sanierungskonzept können man schon früher Aussagen treffen. Erste Synergien seien bereits nutzbar. So kaufen beide Unternehmen in Teilbereichen bereits gemeinsam ein. Man glaube an den Erfolg.
2008 hat die Continental ihre Schulden um 372,9 Mio Euro abgebaut und steht jetzt bei 10,48 Mrd Euro. Für 2009 erwarten Neumann und sein scheidender Finanzvorstand Dr. Alan Hippe einen „substanziellen Free Cash flow“, um die Schulden weiter wie geplant bedienen zu können.
Der Konzernumsatz lag 2008 bei 24,24 Mrd Euro. Wegen der Integration von Siemens VDO stieg er damit von 16,62 Mrd Euro auf den aktuellen Wert. Das Geschäft der Rubber Group erwirtschafte bei einem Umsatz von 9,35 Mrd Euro ein EBIT von 984,9 Mio Euro. Ergebnisprobleme zeigt dabei allein die Division Nutzfahrzeug-Reifen mit einem wegen der Rohstoffpreisbelastungen gesunkenes bereinigtes EBIT von 36,3 Mio Euro.
In der Automotive Group wuchs der Umsatz mit der Übernahme von Siemens VDO um 104,2 Prozent auf 14,9 Mrd Euro, was im bereinigten EBIT zu einem Wert von 908,9 Mio Euro führte, der durch die Good will-Abschreibungen aber wieder aufgezehrt wurde. Die beiden Divisionen „Chassis & Safety“ und „Interior“ trugen positiv zum Ergebnis bei. Sorgenkind bleibt die Division „Powertrain“, die beim bereinigten EBIT mit 136,8 Mio Euro ins Minus rutschte. Hier erwartet Neumann keine schnellen Erfolge. Ein Konzept für den Turnaround sei aber bereits entwickelt.
Neumann sieht gute Chancen für die Continental AG, gestärkt in die kommende Erholungsphase der Konjunktur starten zu können, wagt aber auch keine Prognose außer der, man werde stets die geeigneten Maßnahmen wählen, um die Ziele zu erreichen. Gefragt nach den Bonuszahlungen für den Vorstand und die leitenden Mitarbeiter, bekannte Neumann, die seien genauso enttäuschend wie das Ergebnis, weil sie für den Vorstand an die Dividende und für die Leitenden ans Ergebnis gekoppelt seien.