Die Continental AG nutzt die 62. IAA Nutzfahrzeuge in Han­nover, um ihr durch die Siemens VDO-Akquisition stark erweitertes Produktportfolio für die Nutzfahrzeugindustrie zu präsentieren. Fünf von sechs Divisionen des Konzerns stellen un­ter anderem modernste Technologien für Fahrerassistenzsysteme, Sensorik, Informations­technologie und Reifen vor. „

Wir setzen wie unsere Kunden auf die Megatrends der Industrie und leisten so einen wichtigen Beitrag zu mehr Effizienz, Komfort, Sicherheit und Umwelt­freundlichkeit im Nutzfahrzeug der Zukunft“, sagte Continental-Vorstandsmitglied Dr. Hans-Joachim Nikolin am Dienstag in Hannover.

Der gesamte Umsatz mit der Nutzfahrzeugindustrie der Continental AG wird im laufenden Jahr mehr als 3,0 Milliarden Euro betragen. Rund 18.000 Beschäftigte des internationalen Automobilzulieferers und Technologiekon­zerns arbeiten weltweit an Produkten und Syste­men für die Nutzfahrzeugbranche. „Wir wollen unsere Position auch in diesem Geschäft ausbauen und sehen einen positiven Trend in Osteuropa und besonderes Wachstumspoten­zial in Asien und Südamerika“, sagte Dr. Nikolin. Er wies gleichzeitig darauf hin, dass sich im laufenden Jahr die Märkte insbesondere in Europa und Nordamerika deutlich abgeschwächt haben. „Das hinterlässt insbesondere in der Division Nutzfahrzeugreifen deutliche Spuren, da gleichzeitig Erstausrüstung und Ersatzgeschäft betroffen sind. Deshalb haben wir bereits reagiert und unsere Produktion von Nutzfahrzeugreifen angepasst.“

Grundsätzlich ist Continental als Zulieferer auch in der Nutzfahrzeugindustrie sehr gut aufge­stellt. Dr. Nikolin nannte als Beispiel Luftfedersysteme für Nutzfahrzeuge und Busse. „Hier sind wir Marktführer in Europa und liegen weltweit auf Platz zwei. Wir sind außerdem ebenfalls Marktführer bei satellitengestützten Maut-OBUs und haben fast 60 Prozent der Onboard-Units für das deutsche Toll Collect Konsortium geliefert. Mehr als jeder dritte Trucker und Busfahrer schaut auf ein Kombiinstrument von Continental. Wir liefern Fahr-zeugregler an zahlreiche Automobilhersteller und sind Marktführer auch auf diesem Gebiet. Seitdem bei uns in Villingen-Schwenningen 1923 die Autorex-Uhr erfunden wurde, haben wir mehr als 15 Millionen Tachographen verkauft.“

Neben der Konjunkturentwicklung stellen insbesondere die hohen Rohstoffpreise und die verschärften Emissionsregelungen neue Herausforderungen für die Industrie dar. „Wie bei Kraftfahrzeugen verfügt Continental auch für Nutzfahrzeuge – von rollwiderstandsoptimierten Reifen über innovative Einspritzsysteme bis zur Motorelektronik und Fahrerassistenzsyste­men – über eine große Bandbreite von Produkten, die den Kraftstoffverbrauch senken und damit gleichzeitig Kosten sparen und die Umwelt schonen“, sagte Dr. Nikolin.

Die Division Nutzfahrzeugreifen hat mit einem Umsatz von 1,5 Mrd Euro in 2007 den größten Anteil am Nutzfahrzeuggeschäft der Continental. Zu den Hauptzielen in diesem Be­reich zählen ein niedriger Rollwiderstand, die Reduzierung der CO2-Emissionen und eine erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr. Seit 2002 hat Continental den Rollwiderstand bei Lkw-Reifenlinien um 8 Prozent gesenkt. Das bedeutet pro Nutzfahrzeug durchschnittlich eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 4 Tonnen bzw. 3 Prozent, oder eine Ersparnis von 1.600 Litern Dieselkraftstoff bei einer Kilometerleistung von rund 150.000. Auf der IAA Nutz­fahrzeuge werden zwei Trailer-Reifenmodelle präsentiert, die gleichzeitig Kraftstoff sparen und mehr Laufleistung bringen.

Auf der IAA Nutzfahrzeuge 2008 werden die Divisionen Nutzfahrzeugreifen und Interior auch ein neues speziell für den Einsatz in Nutzfahrzeugen entwickeltes Reifendruckkontrollsystem vorstellen. Das Intelligent Tire System mit in den Reifen integrierten Sensoren überwacht kontinuierlich den jeweiligen Reifendruck und die Reifentemperatur und kann so frühzeitig einen schleichenden Druckverlust erkennen. Das System sorgt für niedrigeren Reifenver­schleiß, weniger Kraftstoffverbrauch und mehr Sicherheit.

Die Division Interior zeigt Innovationen für das anspruchsvolle Informationsmanagement des Nutzfahrzeugs und präsentiert Lösungen zur intelligenten Mobilität. In der Division ist auch die Business Unit Commercial Vehicles & Aftermarket (CV&AM) angesiedelt, die ein breites Produktspektrum für Nutzfahrzeuge und Spezialfahrzeuge anbietet.

Die Business Unit steht für etwa 20 Prozent der Umsätze der Division Interior. Dieses Geschäft beinhaltet unter anderem Tachographen, Steuerungs- und Kontrollsysteme für Antriebs- und Bordelektronik, Komponenten für die Mensch-Maschine-Schnittstelle wie Instrumentierungen, Panels und Cockpitlösungen sowie On-Board-Units für die Mauterfassung oder Telematiklösungen für den öffentlichen Nahverkehr. Ein Highlight der Division Interior auf der IAA Nutzfahrzeuge ist der digitale Tachograph: Die nächste Generation des digitalen Fahrtenschreibers VDO DTCO enthält unter anderem eine Option zur Datenfernübertragung, die das Herunterladen und das Archivieren von Tachographen-Daten für Fahrer und Flottenmanager effizienter gestaltet.

Die Division Chassis & Safety sorgt mit Fahrerassistenzsystemen für Lastwagen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Die Division bringt ein innovatives Assistenzsystem auf den Markt, das den toten Winkel auf der rechten Fahrzeugseite überwacht und vor Kollisionen warnt. Dieses System steigert die Verkehrssicherheit von schweren Lastwagen und wird seit diesem Jahr erstmals in Serie produziert. So ist Continental auf die bereits für 2013 ange­kündigten gesetzlichen Vorschriften vorbereitet. Der Spurhalteassistent und ein Radarsensor der neuesten Generation mit Notbremsassistenz ergänzen das Produktportfolio. Diese Sys­teme tragen wesentlich dazu bei, die Zahl der gefährlichen Auffahrunfälle von Lastwagen zukünftig stark zu reduzieren.

Die Division Powertrain bringt neue Systeme und Komponenten für effizientere Antriebe und weniger Verbrauch auf den Markt, die den strengeren Abgasnormen EPA 10 (USA), Japan 09 oder Euro VI Rechnung tragen. Die Division stellt auf der IAA neue Motorsteuerge­räte, Einspritz- und Abgasreinigungssysteme vor. Diesel-Piezo-Common-Rail-Einspritzsys­teme von Continental sorgen bei Kleintransportern und amerikanischen Pick-ups mit bis zu 6,5 Liter Hubraum für niedrigeren Kraftstoffverbrauch und damit für weniger Emissionen. Sensorik sorgt für das exakte Erfassen aller Motorzustände, um den Verbrennungsprozess zu optimieren und so Stickoxid- und Partikelemissionen weiter zu reduzieren. Und schließlich legt Continental mit seinem vom Pkw auf das Nutzfahrzeug skalierbaren Hybrid-Baukasten den Fokus auf verbesserte Leistungselektronik und Batterien, damit in Zukunft in Städten und stadtnahen Bereichen mit Nutzfahrzeugen emissionsfreies Fahren möglich wird.

Die Division ContiTech richtet ihr Produktportfolio auf mehr Komfort, mehr Umweltschutz und mehr Effizienz aus. Auf der 62. IAA Nutzfahrzeuge stellt ContiTech Materialien für dieAusstattung der Fahrerkabine vor, außerdem Luftfedersysteme für mehr Fahrkomfort sowie Antriebsriemen und Schläuche, die Motoren sauberer arbeiten lassen. Die neuen translu­zenten Faltenbalgmodule von ContiTech Elastomer Coatings basieren auf einem neuen Hightech-Kautschuk. Dadurch sorgen sie für mehr Licht und Sichtbarkeit im Inneren von Bussen und gewährleisten so auch mehr Komfort. 200 Stadtbusse in Paris werden mit der neuen Technologie ausgestattet. Der Geschäftsbereich Benecke-Kaliko setzt statt des bran­chenüblichen Spritzgussinterieurs auf Folienmaterial und beliefert die wichtigsten Nutzfahr­zeughersteller in Europa. Das SCR (Selective Catalytic Reduction)-Verfahren ist der Trend im Nutzfahrzeug- und Busbereich in Europa. Das Verfahren hilft deutlich bei der Reduzie­rung der Stickoxidemissionen bei Dieselmotoren und trägt zu mehr nachhaltiger Mobilität bei. Die ContiTech Fluid Technology hat für die SCR-Technologie beheizbare Schlauchleitungs­module entwickelt. Auf der IAA stellt ContiTech Air Spring Systems gemeinsam mit dem Achshersteller BPW ein elektronisch geregeltes Luftfedersystem vor, das eine genauere Ausregelung des Fahrniveaus ermöglicht.