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Continental verteidigt sich gegen Vorwürfe

Die Con­ti­nen­tal AG, Han­nover, set­zt sich gegen unberechtigte Kri­tik an der Entschei­dung zur Anpas­sung der Pro­duk­tion in den europäis­chen Reifen­werken an die drama­tis­che Mark­ten­twick­lung zur Wehr. „Wir acht­en Geset­ze und Tar­ifverträge und hal­ten unsere den Arbeit­nehmervertre­tun­gen gegebe­nen Zusagen ein“, erk­lärte der Vor­stand des Unternehmens am Mon­tag in Han­nover. „Die gegen uns erhobe­nen Vor­würfe sind halt­los. Möglichen gerichtlichen Ver­fahren sehen wir daher gelassen ent­ge­gen.“

Das Unternehmen weist aus­drück­lich den vom Betrieb­srat des Werkes Han­nover-Stöck­en erhobe­nen Vor­wurf des Rechts­bruchs zurück: „Wir haben volles Ver­ständ­nis dafür, dass die auch uns sehr schw­er gefal­l­ene Entschei­dung zu Reak­tio­nen führt und Sor­gen her­vor­ruft. Wir haben aber kein Ver­ständ­nis dafür, dass wider besseren Wis­sens halt­lose Behaup­tun­gen aufgestellt wer­den“, sagte Per­son­alvor­stand Heinz-Ger­hard Wente. Er ver­wies auf die Fak­ten:

  • Aus­gelöst durch Vor­läufer der Mark­tkrise musste der Pro­duk­tion­s­plan Stöck­en für 2009 bere­its Ende 2008 von 1,28 Mio Reifen auf 930.000 Reifen reduziert wer­den. So ent­stand ein Per­son­alüber­hang von 168 Mitar­beit­ern.
  • Um betrieb­s­be­d­ingte Kündi­gun­gen für diese 168 Mitar­beit­er zu ver­mei­den, wurde in Koop­er­a­tion mit dem Betrieb­srat ein Eck­punk­tepa­pi­er als Absicht­serk­lärung vere­in­bart und am 20. Jan­u­ar para­phiert.
  • Eine mögliche zukün­ftige Restruk­turierung des Stan­dortes wurde durch dieses Eck­punk­tepa­pi­er nicht berührt.
  • Die weit­ere desas­tröse Mark­ten­twick­lung hat dem Eck­punk­tepa­pi­er die Grund­lage ent­zo­gen: Statt 930.000 Reifen zu pro­duzieren, sind jet­zt lediglich 380.000 Reifen geplant.
  • Eine Umset­zung des Eck­punk­tepa­piers würde den Mitar­beit­ern auf Grund der vorge­se­henen Ent­gel­tre­duzierung bei der jet­zt anste­hen­den Beendi­gung der Arbeitsver­hält­nisse finanzielle Nachteile brin­gen. Deshalb hat die Geschäft­sleitung auf eine Umset­zung verzichtet.
  • Die trotz der Nachteile geforderte Umset­zung des Eck­pa­piers wäre auf Grund der nöti­gen Tar­iföff­nung nur mit Zus­tim­mung der Tar­ifver­tragsparteien möglich. Auch die IG BCE hat jedoch ihre Zus­tim­mung bis heute nicht erteilt.
  • Am Stan­dort Stöck­en wird mit Genehmi­gung der Bun­de­sagen­tur für Arbeit vere­in­barungs­gemäß und geset­zeskon­form Kurzarbeit auch weit­er­hin dort einge­set­zt, wo Con­ti­nen­tal den Arbeit­saus­fall als vorüberge­hend betra­chtet.

Der für die Reifen-Divi­sio­nen ver­ant­wortliche Con­ti­nen­tal-Vor­stand Dr. Hans-Joachim Nikolin wies gle­ichzeit­ig Forderun­gen zurück, die Kurzarbeit in der Nfz-Reifen­pro­duk­tion in Stöck­en auf die möglichen 18 Monate auszudehnen. „Das würde die Werkschließung nur hin­auss­chieben, aber nicht ver­hin­dern.“ Dr. Nikolin nan­nte dafür fol­gende Gründe:

Selb­st eine deut­lich zweis­tel­lige Mark­ter­hol­ung im Jahr 2010 — von klar niedrigerem Niveau — würde nach Aus­laufen der Kurzarbeits­frist im Früh­jahr 2010 zu ein­er Unter­aus­las­tung von weit mehr als 50 Prozent und bis zu 70 Prozent in Stöck­en führen.

Die gle­ich­mäßige Verteilung der im Markt abset­zbaren Pro­duk­tion­s­menge auf die bei­den wesentlichen Stan­dorte Stöck­en und Puchov (Slowakei) würde selb­st bei Vol­laus­las­tung von Stöck­en und Ent­las­sun­gen in Puchov jährliche Mehrkosten von 30 bis 40 Mil­lio­nen Euro verur­sachen. Dies kann das Unternehmen nicht verkraften.

Aus­gle­ichende Preis­er­höhun­gen gle­ichen Umfangs sind angesichts der Mark­t­lage nicht möglich oder wür­den automa­tisch zu Mark­tan­teilsver­lus­ten und damit weit­erem Vol­u­men­rück­gang führen.

„Eine Schließung der Nfz-Reifen­pro­duk­tion in Stöck­en ist daher lei­der unumgänglich. Die Kurzarbeit auf 18 Monate auszudehnen, würde das Unternehmen ins­ge­samt weit mehr als 20 Mil­lio­nen Euro kosten und die Sol­i­darge­mein­schaft über die Bun­de­sagen­tur für Arbeit bis zu 18 Mil­lio­nen Euro. Einein­halb Jahre Kurzarbeit wür­den also bis zu 40 Mil­lio­nen Euro ver­schlin­gen, die Werkschließung aber lei­der nicht ver­hin­dern, son­dern lediglich hin­auszögern. Die Schließungskosten kämen dann noch oben­drauf“, erk­lärten Wente und Dr. Nikolin. „Wir bit­ten deshalb alle Beteiligten aus­drück­lich und ein­dringlich darum, diese Fak­ten zu bedenken. Der Zeit­punkt für einen sach­lichen Aus­tausch ist jet­zt gekom­men.“