Bremstestergebnisse von über 1.500 Autofahrern bestätigen: Bremswege nehmen mit abnehmender Profiltiefe überproportional zu. Ab drei Millimetern wird es für Sommerreifen auf nasser Fahrbahn gefährlich.
Durch die Auslegung von Reifen auf die Wirkungsweise von Fahrerassistenzsystemen, wie zum Beispiel ESC (Electronic Stability Control), werden künftig noch kürzere Bremswege möglich sein. Vor allem auf nassen oder verschneiten Straßen können so eine deutliche Reduzierung des Bremsweges und ein Plus an Seitenführung erreicht werden. Der führende europäische Reifenhersteller Continental demonstrierte die möglichen Fortschritte durch solche Reifen gerade im Rahmen der UEFA EURO 2008TM auf dem Fahrsicherheitszentrum des ÖAMTC (Österreichischer Automobil Motorrad und Touring Club) in Teesdorf nahe Wien sowie des TCS (Touring Club Schweiz) in Hinwil nahe Zürich insgesamt mehr als 1.500 Gästen. Ebenfalls getestet wurden die Bremswege mit ContiPremiumContact 2-Sommerreifen unterschiedlicher Profiltiefe aus 80 Km/h bis zum Stillstand auf nasser Fahrbahn. „Dabei zeigte sich, dass sich der Bremsweg eines Pkw mit einer Reifen-Restprofiltiefe von 1,6 mm im Vergleich zu einem neuen Reifen mit rund acht mm Profiltiefe um rund 45 Prozent verlängert. Continental rät daher im Sinne ausreichend großer Sicherheitsreserven grundsätzlich, Sommerreifen bereits bei einer Restprofiltiefe von drei Millimetern zu ersetzen“, erklärt Dr. Alan Hippe, der im Continental-Vorstand für die Division Pkw-Reifen verantwortlich ist und die zwei Bremstests auch selbst gefahren ist.
Zum Vergleich wurde darüber hinaus auch ein neuer, auf Rollwiderstand optimierter Premium-Wettbewerbsreifen mit acht Millimeter Profiltiefe in den Bremstest einbezogen, um den generellen Zielkonflikt zwischen Nassgriff und Rollwiderstand zu verdeutlichen. |
„Das Ergebnis ist eindeutig: Der Bremsweg mit diesem Produkt war im Durchschnitt um 7,5 Meter und damit um fast zwei Fahrzeuglängen länger als mit einem neuen ContiPremiumContact 2 mit ebenfalls acht Millimeter Profiltiefe. Die Autofahrer haben die Wahl“, so Hippe weiter.
An ESC angepasste Reifen verkürzen Bremswege deutlich
Elektronische Stabilitäts-Kontrollsysteme regeln beim Bremsen und Lenken die Umdrehung einzelner Räder eines Fahrzeuges. Dabei werden die Räder abgebremst, um das Fahrverhalten stabil zu halten. |
Sind die Reifen eines Pkw auf diese Eingriffe des ESC hin ausgelegt, können vor allem auf nasser oder verschneiter Straße – also auf rutschigen Untergründen – kürzere Bremswege und höhere Fahrzeugstabilität erreicht werden: Dazu zeigte Continental einen Konzeptreifen, der durch seine Längs- und Querlamellierung hohen Grip in Umfangsrichtung des Reifens aufbaut und daher die Bremsvorgänge des ESC besser unterstützt als bisher übliche Modelle. Im Vergleich mit einem konventionellen Reifen ergaben sich mit den eingesetzten Technologieträgern um rund 15 Prozent verkürzte Bremswege sowie eine merklich gesteigerte Fahrstabilität. Auch beim Beschleunigen mit ESC zeigte sich, dass auf Fahrerassistenzsysteme ausgelegte Pneus merkliche Vorteile gegenüber den heutigen Serienreifen haben. Continental hat als Reifenhersteller große Vorteile bei der Entwicklung solcher Produkte, da mit den Divisionen „Chassis und Safety“ sowie „Interior“ umfangreiches Know-how über Fahrerassistenzsysteme sowie Mess- und Informationselektronik im Unternehmen vertreten ist.
Nassbremstest: Ab Restprofiltiefe von weniger als drei Millimetern wird es gefährlich
Die Bremswege auf Nässe sind mit und ohne ABS oder ESC von der Profiltiefe der montierten Reifen abhängig. Dabei gilt der einfache Zusammenhang: Je weniger Profiltiefe, desto länger der Bremsweg. |
Beim Bremsversuch aus 80 km/h haben mehr als 1.500 Geschäftspartner von Continental und Medienvertreter im Rahmen der UEFA EURO 2008TM bei einer Wassertiefe von 15 Millimetern die gravierenden Unterschiede selbst erfahren: Ein mit neuen Sommerreifen (acht Millimeter Profiltiefe) bereifter Pkw steht schon nach 42 Metern Bremsweg. Mit noch ausreichenden drei Millimetern Restprofil kommt der Wagen nach rund 52 Metern zum Stehen. Riskant für alle Verkehrsteilnehmer ist in einer solchen Verkehrssituation eine Restprofiltiefe von 1,6 Millimetern: Der Bremsweg verlängert sich noch einmal deutlich, da das Wasser nicht mehr schnell genug abgeleitet werden kann. Erst nach 61 Metern kommt er zum Stehen. Damit wächst sein Bremsweg um 45 Prozent im Vergleich zu einem neuen Reifen an. Und: Wenn der ausreichend bereifte Wagen nach 42 Metern schon steht, hat der Pkw mit 1,6 Millimetern Restprofiltiefe bei diesem Versuch noch eine Rest- bzw. Kollisionsgeschwindigkeit von 44 km/h – im realen Verkehr kann das zu sehr schweren Unfällen führen. Continental rät daher dazu, Sommerreifen bei drei Millimetern, Winterreifen aufgrund der abnehmenden Lamelleneffekte bereits bei vier Millimetern Restprofil zu tauschen, um die Bremswege auch auf nasser Fahrbahn so kurz wie möglich halten zu können. In Österreich werden Reifen mit einer Profiltiefe unter vier Millimetern deshalb vom Gesetzgeber auch generell nicht mehr als Winterreifen anerkannt.