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EU-Reifenlabel ab Herbst Pflicht

eu-reifenlabelDas für alle 27 EU-Län­der als verbindlich fest­gelegte Reifen­la­bel wird ab Novem­ber 2012 zusät­zliche Trans­parenz in den europäis­chen Markt brin­gen. Spätestens dann wer­den alle in der EU verkauften Reifen einen Stick­er erhal­ten, der über den Roll­wider­stand, die Brem­seigen­schaften auf nass­er Straße und das Reifen- / Fahrbah­ngeräusch aufk­lärt.

Die Umset­zung der Label-Verord­nung wird über eine Selb­stzer­ti­fizierung der Reifen­her­steller erfol­gen, die Sank­tio­nen bei Miss­brauch und Ver­stößen müssen von den 27 EU-Län­dern noch in nationalem Recht geregelt wer­den. Im Früh­jahr 2016 — rund 40 Monate nach der verpflich­t­en­den Ein­führung des EU-Reifen­la­bels — wird eine Vali­dierung durchge­führt wer­den, die die Ziel­er­re­ichung des Labels kri­tisch über­prüft. Ins­beson­dere die Effek­tiv­ität der Aufla­gen für die Kom­mu­nika­tion am „Point of Sale“ sollen dann über­prüft wer­den.

„Wir begrüßen das EU-Reifen­la­bel aus­drück­lich. Die Trans­parenz im Markt über das Tech­nolo­gie-Niveau der Pro­duk­te kann die Entschei­dung der Ver­brauch­er für mehr Verkehrssicher­heit wirk­lich erhöhen“, sagt Con­ti­nen­tal-Press­esprech­er Alexan­der Bahlmann. Allerd­ings sieht Con­ti­nen­tal weit­er­hin hohen Aufk­lärungs­be­darf der Aut­o­fahrer, da das Reifen­la­bel zwar drei wichtige Reifeneigen­schaften abbilde, eine Vielzahl der weit­eren, eben­so wichti­gen Kri­te­rien außer Acht lasse. So fehlen Infor­ma­tio­nen über das präzise Han­dling – wichtig beim Auswe­ichen vor Hin­dernissen -, die Aqua­planingeigen­schaften wer­den nicht aus­gewiesen, die Brem­swege auf trock­en­er Straßen nicht gew­ertet. „Unter den rund 20 Reifeneigen­schaften, die ein Test der Fachzeitschriften prüft, wer­den nur drei gew­ertet“, kri­tisiert Bahlmann. „Die für alle Aut­o­fahrer in Nord- und Mit­teleu­ropa sehr wichti­gen Win­tereigen­schaften von Reifen sind über­haupt nicht abgedeckt.“

Die wichtig­ste Quelle für eine umfassende Beurteilung von nahezu allen Pkw-Reifen-Eigen­schaften wer­den aber nach Ein­schätzung von Mark­t­führer Con­ti­nen­tal mit Sicher­heit nach wie vor die Test­berichte der führen­den unab­hängi­gen Fachredak­tio­nen bleiben, die jedes Jahr im Früh­jahr und im Herb­st veröf­fentlicht wer­den. Eine weit­ere span­nende Frage bleibt, welche Sank­tio­nen bei Miss­brauch dro­hen. „Die Regelun­gen, wie gegen falsche Ausze­ich­nung der Reifen vorge­gan­gen wer­den wird, sind noch in keinem EU-Mit­glied­s­land getrof­fen wor­den,“ klagt der Con­ti­nen­tal-Sprech­er. „Solange dies nicht der Fall ist, ist hier dem Miss­brauch Tor und Tür geöffnet.“ Bahlmann denkt hier vor allem an die Ausze­ich­nung chi­ne­sis­ch­er Bil­ligstim­porte: „Wenn aus Ostasien schon aus­gewiesene Som­mer­reifen mit dem M+S‑Signet in den Markt gedrückt wer­den, lässt das für die Ehrlichkeit der Labele­in­stu­fung zumin­d­est Zweifel offen“, merkt er an.

Die Werte des EU-Reifen­la­bel müssen ab Novem­ber dieses Jahres auf jedem Reifen ange­bracht sein, der in der EU verkauft wird. Alter­na­tiv sieht die Verord­nung die Über­nahme der Werte in die tech­nis­che Lit­er­atur und die Preis­lis­ten vor. Auf jeden Fall muss im Verkauf­s­raum des Reifen­händlers auf die Werte hingewiesen wer­den, auch auf der Rech­nung müssen die Werte ersichtlich sein. Da das Anbrin­gen der Labels eine Vor­laufzeit benötigt, wer­den schon vor dem Stich­tag viele Reifen im Han­del mit dem neuen Signet verse­hen sein.