Der Aufmerksamkeit und vorbildlichen Initiative von Eugenia Neufeld aus Sulz am Neckar ist es zu verdanken, dass einem Unfallopfer in der Nacht zum 4. Juni 2010 rechtzeitig geholfen werden konnte.
Auf der Landstraße zwischen Horb am Neckar und Dettingen im Landkreis Freudenstadt bemerkte sie eine unsicher vor ihr fahrende Verkehrsteilnehmerin. Nach einer scharfen Rechtskurve verlor sie das Fahrzeug allerdings aus den Augen, und weil sie es bis zum nächsten Ort nicht mehr gesehen hatte, kehrte Eugenia Neufeld um. Die 29-jährige Friseurmeisterin entdeckte das Auto und die schwerverletzte Fahrerin aus Horb im Straßengraben. Als Anerkennung für ihren Einsatz haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) Eugenia Neufeld nun zum „Highway Hero“ des Monats Juli gekürt. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion werden das ganze Jahr über Menschen ausgezeichnet, die besonnen, mutig und selbstlos andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden bewahrt und so für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt haben.
Gegen 1.00 Uhr in der Nacht befindet sich Eugenia Neufeld am 4. Juni auf der Bundesstraße 14 zwischen Horb am Neckar und Dettingen. Sie bemerkt, dass der vorausfahrende VW Golf IV äußerst unsicher unterwegs ist: „Die junge Frau fuhr in Schlangenlinien, deshalb habe ich bewusst Abstand gehalten“, erzählt die Friseurmeisterin. Wenig später beruhigt sich die Fahrweise jedoch, so dass Eugenia Neufeld nicht mehr allein auf das Auto vor ihr fokussiert ist. Erst als dieses unmittelbar vor einer scharfen Rechtskurve stark beschleunigt, ahnt die junge Frau, dass diese Situation doch noch brenzlig werden könnte. Neufeld fährt mit angemessenem Tempo in die Kurve, auf der darauffolgenden Geraden ist von dem Golf nichts mehr zu sehen. Lediglich ein umgestürzter Leitpfosten am Fahrbahnrand macht die Friseurmeisterin stutzig: „Es konnte doch nicht sein, dass das Auto plötzlich verschwunden war“, beschreibt sie ihre Gedanken in dieser Situation. Bis nach Dettingen sind es nur noch wenige Kilometer. Eine Wendemöglichkeit gibt es nicht. Eugenia Neufeld beschließt am Anfang der Ortschaft umzukehren und das möglicherweise verunglückte Fahrzeug zu suchen. Als Anhaltspunkt dient ihr nur der zerstörte Leitpfosten.
Dort angekommen, bemerkt sie Staub, der im Graben abseits der Straße aufgewirbelt worden ist. Von dem Auto ist aber nichts zu sehen: „An dieser Stelle geht es steil abwärts, erst direkt am Abhang konnte ich die Umrisse des Wracks erkennen. Außerdem hat die Frau vor Schmerzen gestöhnt“, schildert die Ersthelferin das Geschehen. Da von der Unfallstelle selbst keine unmittelbare Gefahr ausgeht, verständigt sie zunächst die Rettungskräfte. Währenddessen hält eine weitere Verkehrsteilnehmerin am Unglücksort und sichert diesen durch das Aufstellen eines Warndreiecks ab. Eugenia Neufeld überlegt kurz ihren nächsten Schritt und entschließt sich, den steilen Abhang herunter zu rutschen. „Das Dach des Autos hat komplett gefehlt, ich konnte nur den Oberkörper der verletzten Frau sehen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch gelebt hat.“ Sie kommt allerdings nicht an die Fahrerin heran. In diesem Moment trifft auch die Polizei ein, die laut der Ersthelferin 45 Minuten benötigt, um die Verunfallte aus dem zerstörten Fahrzeug zu bergen.
Auch einige Wochen nach diesem tragischen Verkehrsunfall kann Eugenia Neufeld die Bilder nicht vergessen. Immerhin ist die 20-jährige Unglücksfahrerin mittlerweile aus dem Koma erwacht und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Das ist für die Friseurmeisterin aus Sulz eine große Erleichterung: „Mich verfolgt das Keuchen der Frau noch immer, das kann man nicht vergessen. Aber glücklicherweise hat sie überlebt. Warum sie von der Straße abkam, weiß ich bis heute nicht.“ Ohne Eugenia Neufelds Instinkt und ihren vorbildlichen Einsatz wäre der Unfall vermutlich nicht entdeckt worden: Das macht die Sulzerin zu einer wahren Heldin des Straßenverkehrs.