Seite wählen

Gastkommentar: ATU – und raus bist du

Unsichere Zeit­en sind für die Werk­stat­tkette Auto-Teile-Unger schon länger ange­brochen. Erst beka­men 2008 fast 1000 Mitar­beit­er die Geschäfts­flaute zu spüren, indem sich das Unternehmen von ihnen tren­nte, jet­zt sollen noch ein­mal 650 Beschäftigte gehen.

Es kön­nte noch schlim­mer kom­men. Denn zahlre­iche Wartungs- und Reparat­u­raufträge, die den ATU-Fil­ialen bis­lang der bun­des­deutsche Uralt-Fahrzeugbe­stand bescherte, fall­en kün­ftig weg.

Objek­te der Begierde, über die sich A.T.U‑Mechatroniker Tag für Tag vor allem her­ma­chen, sind bekan­ntlich in erster Lin­ie solche Pkws, denen ein baldiges Ende im Shred­der dro­hte, wenn bei ihnen nicht ab und an ein Ver­schleißteil aus­gewech­selt wer­den würde. Teuren Marken­werk­stät­ten solche Pflege­fälle zu übergeben, scheint keine überzeu­gende Gel­dan­lage zu sein. Allein die geforderten Preise für „Orig­i­nal-Ersatzteile“ lassen selb­st in finanziellen Din­gen eher uner­schrock­ene Kun­den gehörig zusam­men­zuck­en.

Die berech­neten Stun­den­löhne erledi­gen gewöhn­lich den Rest. Qua­si über Nacht änderte sich nun die Sit­u­a­tion: Todgewei­hte Altau­tos wer­den in großer Zahl „abgewrackt“, auf dass ihre Besitzer an die aus­gelobte staatliche Neuwa­gen­prämie in Höhe von 2500 Euro her­ankom­men – „solange der Vor­rat reicht“. Die erwor­be­nen Neu- oder Jahreswa­gen – meist wohl kleiner­er Gestalt – wer­den vor­erst wohl nicht bei ein­er A.T.U‑Filiale vor­fahren, wenn mit der Tech­nik irgen­det­was nicht stimmt oder eine Inspek­tion in der Garantiezeit fäl­lig ist.

Auch wenn ATU dem Vernehmen nach bis zu 20 neue Werk­stät­ten eröff­nen will, wird das Unternehmen ein gewiss­er Kun­den­schwund tre­f­fen – nicht zulet­zt weil das BMW-Pro­jekt aufge­hen kön­nte, dass Besitzer älter­er Fahrzeuge dieser Marke kün­ftig das spezielle Ange­bot der weißblauen Ver­tragswerk­stät­ten annehmen. Es soll preis­gün­stige Ser­vi­cepakete und wieder aufgear­beit­ete Gebrauchter­satzteile umfassen. – BMW sieht in der Betreu­ung auch älter­er Fahrzeuge der Marke offen­sichtlich eine Verpflich­tung im Rah­men der ver­fol­gten Strate­gie „Num­ber One“. Zurück­gewin­nen will man wohl vor allem jene Kun­den, die ihr Fahrzeug bis­lang lieber kostengün­stiger bei „Pit­stop“, ATU oder anderen freien Werk­stät­ten repari­eren und warten ließen. Ein Pilot­pro­jekt in Düs­sel­dorf scheint BMW Mut machen zu kön­nen. Bin­nen zehn Wochen sollen fast 400 neue Kun­den gewon­nen wor­den sein. (ar/ Wol­fram Riedel)