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Große Verkehrsumfrage 2011

verkehrsumfrage-2011Pünk­tlich zur welt­größten Automesse IAA in Frank­furt diese Woche fühlt Mobil in Deutsch­land e.V. den Aut­o­fahrern und Reisenden auf den Zahn. Bei unser­er großen Online-Umfrage haben im Juli und August 2011 ins­ge­samt 2238 Per­so­n­en und Verkehrsteil­nehmer an unser­er Verkehrsum­frage 2011 teilgenom­men.

Das sind die wichtig­sten Ergeb­nisse:

  • 92 % glauben, dass es bei Radark­on­trollen nicht um Sicher­heit geht
  • 88 % sind der Mei­n­ung, dass man Güter­verkehr effizien­ter und umwelt­fre­undlich­er gestal­ten sollte
  • 85 % wollen Radark­on­trollen unterbinden, wenn es nur ums Geld geht
  • 82 % lehnen ein Tem­polim­it auf Auto­bah­nen ab
  • 81 % meinen, dass Umwelt­zo­nen nicht ihren Zweck erfüllen
  • 77% geben das Auto als Fort­be­we­gungsmit­tel Nr. 1 an
  • 76 % meinen, dass die Poli­tik nicht genü­gend für deutsche Aut­o­fahrer tut
  • 75 % sind der Ansicht, dass deutsche Aut­o­fahrer viel bezahlen und wenig Gegen­leis­tung bekom­men
  • 71 % glauben, dass die Grü­nen aut­ofeindlich eingestellt sind
  • 65 % der Befragten hal­ten die Behör­den in Brüs­sel nicht für aut­o­fahrerfre­undlich
  • 64 % sind mit dem Zus­tand der Auto­bah­nen nicht zufrieden
  • 58 % sind für Tests von Lang-Lkws auf Deutsch­lands Auto­bah­nen
  • 53 % hal­ten Stuttgart 21 für ein wichtiges Verkehrspro­jekt, 57% möcht­en, dass die Poli­tik daran fes­thält
  • 46% fühlen sich von Auto­mo­bil­clubs nicht in Ihren Inter­essen vertreten, 41 % fühlen sich vertreten
  • 29% sind mit Ser­vice und Preis von Bil­ligfliegern zufrieden, 22 % sind unzufrieden
  • 17% sind mit Preis und Ser­vice der Bahn zufrieden, 60 % sind unzufrieden
  • 13 % möcht­en sich in den näch­sten 5 Jahren ein umwelt­fre­undlich­es E‑Mobil kaufen

Was bewegt die Deutschen? Wie bewe­gen sie sich? Und was wür­den sie gerne verän­dern, bei ihrer Mobil­ität? Acht Wochen hat Mobil in Deutsch­land e.V. deutsche Aut­o­fahrer, Pas­sagiere und Reisende zum The­ma Verkehr befragt. Jet­zt liegt das Ergeb­nis vor.

Die Teil­nahme an der großen „Verkehrsum­frage 2011“ war wieder beachtlich. 2238 Per­so­n­en haben im Juli und August teilgenom­men und die 25 Fra­gen beant­wortet. Fast kein­er der Teil­nehmer hat eine Frage aus­ge­lassen, oder den Kat­a­log abge­brochen d.h. wir haben anscheinend die richti­gen Fra­gen gestellt. „2238 Teil­nehmer über den Zeitraum von 8 Wochen spiegeln klare Vorstel­lun­gen und Wün­sche der Verkehrsteil­nehmer in Deutsch­land wieder. Deshalb wer­den wir das Gesamtergeb­nis sowohl Bun­desverkehrsmin­is­ter Peter Ram­sauer als auch Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel zukom­men lassen – qua­si als kleinen Denkanstoß für gute Verkehrspoli­tik“, so Dr. Michael Haber­land, der 1. Vor­sitzende von Mobil in Deutsch­land e.V.. Mobil in Deutsch­land möchte mit sein­er mit­tler­weile 2. Verkehrsum­frage 2011 (nach 2010) ein Zeichen set­zen für eine sin­nvolle und funk­tion­ierende Mobil­ität in diesem Land.

Auswer­tung der Fra­gen:
Im nach­fol­gen­den wollen wir zum besseren Ver­ständ­nis noch die einzel­nen Fra­gen the­ma­tisch zusam­men­fassen und auf­schlüs­seln. Die einzel­nen Fra­gen und die genauen prozen­tualen Ergeb­nisse find­en Sie sep­a­rat als pdf-Anhang. Span­nend fan­den wir, dass einige Fra­gen eine sagen­hafte Zus­tim­mungs- oder Ablehnungsquote von bis zu 93 Prozent (!) erziel­ten.

All­ge­mein:
Das Auto ist das Fort­be­we­gungsmit­tel Nr. 1. und wird es auf unbes­timmte Zeit auch bleiben. Das empfind­en so 77,4 % der Befragten. Immer­hin 90% aller Wege im Leben leg­en wir schließlich mit dem Auto zurück.

Poli­tik:
Obwohl man meinen müsste, dass das Fort­be­we­gungsmit­tel Nr. 1 in Deutsch­land eine starke poli­tis­che und gesellschaftliche Lob­by hat, empfind­en das die Verkehrsteil­nehmer ganz und gar nicht so. 76 % der Teil­nehmer geben an, dass Sie sich als Aut­o­fahrer von der Poli­tik nicht aus­re­ichend vertreten fühlen, 75 % meinen, dass Sie viel bezahlen und nur wenig Gegen­leis­tung dafür bekom­men. Schlechte Noten von den Aut­o­fahrern bekom­men vor allem für die Grü­nen: 71 % der Befragten glauben, dass die Grü­nen aut­ofeindlich eingestellt seien. Ein generelles Tem­po 30 für Städte ist eben keine Wahlempfehlung.

Aut­o­fahrer und EU:
Schlechte Noten auch für die EU: 65 % der Befragten glauben, dass die Behör­den in Brüs­sel nicht aut­o­fahrerfre­undlich wären. Immer­hin: 61 % wün­schen sich, dass Strafzettel EU-weit voll­streckt wer­den. 33 % möcht­en das nicht.

Inter­essensvertreter Auto­mo­bil­clubs:
Inter­es­sant ist auch, dass sich die deutschen Aut­o­fahrer anscheinend nicht mehr von ihren Auto­mo­bil­clubs vertreten fühlen. Fast 20 Mio. Deutsche sind in Auto­mo­bil­clubs organ­isiert, die aber offen­bar nicht mehr die Sprache ihrer Mit­glieder sprechen. Nur 41 % fühlen sich in den Inter­essen vertreten, 46% fühlen sich nicht vertreten.

Auto­bahn und Tem­polim­it:
Auch hier bekommt die Poli­tik schlechte Noten. 64 % der Befragten sind der Mei­n­ung, dass es mit dem Zus­tand der Auto­bah­nen nicht weit her ist. 82 % der Befragten sprechen sich zudem klar gegen ein Tem­polim­it aus. Umfra-gen, die behaupten, dass 50% der Deutschen gegen und 50% der Deutschen für ein Tem­polim­it sind, sind völ­lig unzutr­e­f­fend. Deutsche Aut­o­fahrer votieren klar gegen ein Tem­polim­it.

Lang-Lkws:
88 % der Befragten wün­schen sich, dass der Güter­verkehr umwelt­fre­undlich­er und effizien­ter gestal­tet wird. Dazu kön­nten auch Lang-Lkws mit ein­er Gesamtlänge von bis zu 25,25 m beitra­gen. Immer­hin 58 % der Befragten befür­worten solche Tests auf Auto­bah­nen, 38 % lehnen dies ab. Expliz­it gefragt kön­nen 2 Lang Lkws 3 herkömm­liche Lkws bei der Güter­menge erset­zen. 53 % würde das befür­worten, 39 % lehnen das ab. Hier hat sich die öffentliche Mei­n­ung in den let­zten Monat­en offen­sichtlich geän­dert.

Umwelt­zone:
Auch beim The­ma Umwelt­zo­nen-Chaos in Deutsch­land sind sich die Verkehrsteil­nehmer einig. 81 % der Deutschen glauben, dass die Umwelt­zo­nen nicht ihren Zweck erfüllen. Mobil in Deutsch­land geht noch einen Schritt weit­er: Nach­dem wed­er der ökol­o­gis­che Nutzen bis heute nachgewiesen ist, noch eine bun­de­sein­heitlich über­schaubare Regelung vorhan­den ist, sollte man das Pro­jekt auf unbes­timmte Zeit ein­fach aus­set­zen und die Aut­o­fahrer von dieser Schikane befreien. Je eher, desto bess­er.

E‑Mobilität:
Auch beim The­ma E‑Mobilität haben sich die deutschen Verkehrsteil­nehmer klar posi­tion­iert. Immer­hin 87 % der Befragten sind für eine Förderung von umwelt­fre­undlichen Tech­niken, über 13 % der Befragten wollen sich in den näch­sten 5 Jahren ein E‑Mobil kaufen.

Radark­on­trollen:
Das The­ma Radark­on­trollen ist eben­falls ein Dauer­bren­ner bei Mobil in Deutsch­land. Jede Kom­mune macht was sie möchte, um den Haushalt zu sanieren und bekommt jet­zt auch noch Rück­endeck­ung vom Bun­desverkehrsmin­is­ter, der aus Deutsch­land „Blitzer­land“ machen möchte. Er sollte es bess­er wis­sen, seine Wäh­ler wis­sen es näm­lich bess­er. 92,4 % der Befragten glauben, dass es bei Radark­on­trollen nicht um Sicher­heit geht. Fast jedem Aut­o­fahrer ist klar, dass es beim The­ma Radark­on­trollen nur ums Geld der Aut­o­fahrer geht. Jed­er der etwas anderes behauptet weiß es nicht bess­er oder sagt mit Absicht die Unwahrheit, selb­st wenn er etwas anderes behauptet. 92,4 % ist übri­gens der höch­ste und ein­deutig­ste Wert in der Umfrage. 85 % der Befragten meinen sog­ar, dass man Radark­on­trollen, die nur dem Haushalt dienen, unterbinden wer­den soll­ten. Das ist ein klar­er Auf­trag an die Poli­tik und die Verkehrsmin­is­ter, die das seit Jahren ignori­eren. Dabei dif­feren­zieren die Verkehrsteil­nehmern sehr wohl: Über 71 % der Befragten sind für Radark­on­trollen, wenn sie der Sicher­heit dienen.

Stuttgart21:
Mobil in Deutsch­land e.V. hat schon Ende 2010 fest­gestellt, dass es eine Mehrheit für Stuttgart21 gibt. Was laute Demon­stran­ten bis heute nicht wahrhaben wollen ist längst Fakt: Eine Mehrheit gegen das Pro­jekt (wenn es diese je gab) ist längst gekippt. 53 % der Befragten hal­ten Stuttgart21 für ein wichtiges Verkehrspro­jekt. 35 % glauben das nicht. Noch klar­er ist die Botschaft an die Poli­tik. 57 % meinen, dass die Poli­tik an dem Pro­jekt fes­thalte solle. Nur 29 % sind nicht dieser Mei­n­ung. Sollte sich dieser Trend auch bei der kom­menden Volksab­stim­mung abze­ich­nen und das Pro­jekt die erwartete Mehrheit find­en, so hofft Mobil in Deutsch­land, dass die Grü­nen und deren Min­is­ter­präsi­dent das Votum auch akzep­tieren und das Pro­jekt ohne weit­ere Tricks umset­zen.

Bahn und Bil­ligflieger:
Das let­zte Kapi­tel galt dem öffentlichen Verkehr, genauer gesagt der Bahn und den Bil­ligfliegern. Auch hier gibt es eine klare Posi­tion­ierung der Verkehrsteil­nehmer und große Unter­schiede im Bere­ich der Zufrieden­heit. 21 % der Verkehrsteil­nehmer fliegen oft mit Bil­ligfliegern, 76 % tun dies nicht. Immer­hin 29 % der Teil­nehmer geben an, dass sie mit Preis- und Leis­tungsver­hält­nis der Flieger zufrieden sind, 22 % sind nicht zufrieden. 49 % haben dazu keine Mei­n­ung. Bei der Bahn hinge­gen sieht es deut­lich schlechter aus, um nicht zu sagen das Bild ist katas­trophal. Zwar geben 43 % der Teil­nehmer an, dass sie öfter mit der Bahn unter­wegs sind, 55 % der Befragten sind es nicht, aber hin­sichtlich der Zufrieden­heit sind die Bahnkun­den sehr kri­tisch: 60 % der Befragten sind mit dem Preis- Leis-tungsver­hält­nis nicht zufrieden, nur 17 % sind zufrieden, 24 % haben dazu keine Mei­n­ung. Bil­lig-Air­lines haben somit zwar deut­lich weniger Kun­den als die Bahn, aber viel zufriedenere Kun­den. Um es auf den Punkt zu brin­gen: Fliegen hui, Bahn fahren pfui.

„Mobil in Deutsch­land e.V. wird die Verkehrsum­frage jedes Jahr fort­set­zen. Teil­weise wer­den die Fra­gen wieder gestellt, teil­weise wer­den sie dem aktuellen verkehrspoli­tis­chen Geschehen angepasst. Zum einen, um ein Stim­mungs­bild über Mobil­ität­s­the­men zu bekom­men, zum anderen, um den Poli­tik­ern Vorstel­lun­gen und Forderun­gen der Verkehrsteil­nehmer in Deutsch­land weit­er zu geben“, so Dr. Michael Haber­land, der 1. Vor­sitzende von Mobil in Deutsch­land e.V..

CC: Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel und Verkehrsmin­is­ter Peter Ram­sauer