Ausgerechnet die beiden Piloten, die vor Saisonbeginn am intensivsten die neuen Hankook Ventus-Rennreifen testeten, waren beim Qualifying zum DTM-Auftakt in Hockenheim am schnellsten. Dabei setzte sich Mercedes-Routinier Bruno Spengler in einem wahren Herzschlagfinale hauchdünn gegen seinen schwedischen Audi-Widersacher Mattias Ekström durch.

Dabei hatte der 28-jährige Spengler in seiner siebten DTM-Saison sowohl im Freien Training als auch während des Abschlusstrainings mit extremem Bouncing – also ständigen Wankbewegungen seiner AMG Mercedes C-Klasse – zu kämpfen. Nach spannenden vier Qualifying-Durchgängen war er am Ende aber dennoch 0,132 Sekunden schneller als der zweimalige DTM-Champion im Audi A4 DTM.  „Vor dem Hintergrund der Probleme ist es besonders toll, auf die Pole zu fahren“, so der sympathische Kanadier. „Ich bin sehr glücklich, zumal die Reifen sehr gut funktioniert haben. Schon gestern auf abtrocknender Strecke gab es eine gute Konstanz. Ich bin sehr froh, mit Hankook zu fahren!“

Hinter den beiden DTM-Routiniers bewies Mercedes-Benz-Pilot Ralf Schumacher mit Startplatz 3, dass auch mit dem Wahl-Salzburger in der neuen DTM-Saison 2011 zu rechnen sein wird. Besonders zufrieden war natürlich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: „Die neuen Hankook-Reifen waren Klasse. Ohne den besten Gummi gibt es keine Pole. Und heute Morgen fuhren wir bei der Rennsimulation konstante Zeiten. Ein super Einstand also.“

Dabei hatte der siebtgrößte Reifenhersteller der Welt nur extrem wenig Vorbereitungszeit, einen Hochleistungs-Rennreifen für die anspruchsvollste Tourenwagen-Serie der Welt zu produzieren. Direkt nach dem Saisonfinale 2010 begannen die ersten Sondierungsfahrten auf dem Hockenheimring, um aus fünf zur Verfügung stehenden Spezifikationen die besten für die folgenden Testfahrten auszusortieren. „Dabei hatten wir im Vorfeld ein ganz klar definiertes Lastenheft von der ITR“, so Hankook-Renningenieur Michael Eckert. „Gefordert war quasi ein Allround-Reifen, der extrem an die Grenzen von Drop und Laufleistung geht, und trotzdem auf so unterschiedlichen Kursen wie dem Nürburgring oder in Zandvoort funktioniert.“

Diese vermeintliche Quadratur des Kreises wurde vom Entwicklungsteam von Hankook in einer derart beeindruckenden Art und Weise vollzogen, dass sowohl Fahrer, Renningenieure als auch die Sportdirektoren der beiden Hersteller voll des Lobes waren. Nach gemeinsamen Testfahrten im Dezember in Portugal arbeiteten die Teams im neuen Jahr intensiv daran, einen für ihre Bedürfnisse optimalen Pneu zu erhalten. Dabei spielten besonders die Faktoren Haltbarkeit, Grip, Kurvenverhalten und Warming-Up eine entscheidende Rolle. Besonders beeindruckte die Reifen-Kunden, dass jeder Satz Reifen absolut identisch war, es also keinerlei Ausfälle gab. Damit nicht genug: „wir sind bis zum Saisonstart etwa 30.000 Testkilometer gefahren, und es gab nicht einen einzigen Reifenschaden“, so ein sichtlich stolzer Michael Eckert. 

Neben den profillosen Slicks, die bei den Vorbereitungen problemlos mehr als 250 Kilometer am Stück absolvierten, beliefert der koreanische Hersteller die Teams auch mit Regenreifen, die im Gegensatz zu anderen Herstellern hervorragend auf abtrocknender Strecke funktionieren. „Damit ermöglichen wir den Teams ganz neue Strategien – sowohl im Trockenen als auch im Nassen“, so „Reifenflüsterer“ Eckert. „Denn nun können die Teams viel besser auf die Wettersituationen reagieren und haben dadurch ein deutlich breiteres Zeitfenster in Bezug auf die Boxenstopps.“

Zum Abschluss verrät Eckert auch noch ein kleines Geheimnis: der Ventus besteht aus etwa 30 völlig unterschiedlichen Komponenten wie Kohlenstaub, Schwefel, Naturkautschuk, diversen Ölen, Wachsen, Textilien und Stahl. Wie diese Zusammensetzung allerdings genau aussieht,  das ist ein streng gehütetes Geheimnis – wie einst bei den Alchemisten im Mittelalter. Nicht umsonst werden Rennreifen auch das „schwarze Gold“ genannt.