Der knapp 700 Kilometer lange Heimweg aus dem bayerischen Neu-Ulm ins heimische Bremen war fast geschafft, als der Bus einer Jugendmannschaft des SV Werder Bremen am 23. Januar 2011 auf der BAB 7 in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wurde.
Eine Schraubenfeder des vorausfahrenden Pkw durchschlug die Windschutzscheibe und traf den Fahrer am Kopf. Nur dem beherzten Eingreifen des Co-Trainers Markus Werle ist es zu verdanken, dass weder die Kinder noch ihre Begleiter verletzt wurden. Als Anerkennung für seinen Einsatz haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) Markus Werle nun zum „Held der Straße“ des Monats März gekürt. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion werden das ganze Jahr über Menschen ausgezeichnet, die besonnen, mutig und selbstlos andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden bewahrt und so für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt haben.
Es ist gegen 22.15 Uhr, als der Krankenkassenbetriebswirt Markus Werle, der zugleich Co-Trainer der U11-Jugendfußballmannschaft des SV Werder Bremen ist, vom einen auf den anderen Moment aufs Ganze gefordert wird. Auf dem Rückweg von einem Turnier in Neu-Ulm durchschlägt eine Feder die Windschutzscheibe. Diese hatte sich bei einem vorausfahrenden Fahrzeug plötzlich gelöst. Der 60-jährige Busfahrer wird von der Feder und umherfliegenden Glassplittern am Kopf getroffen und bricht orientierungslos über dem Steuer zusammen. Markus Werle sitzt direkt hinter ihm. „Ich habe rein instinktiv gehandelt und versucht, den Bus irgendwie zum Stehen zu bringen“, erklärt der 39-jährige Co-Trainer.
Zum Glück weiß er, dass Busse über eine separate Motorbremse verfügen und wo sich der entsprechende Schalter befindet. Da der verletzte Fahrer nicht in der Lage ist aufzustehen, kann Werle nicht die Pedalerie erreichen. Deshalb betätigt er die Motorbremse und hofft, dass der Reisebus auf diesem Weg zum Stehen kommt. Parallel greift er nach dem Lenkrad, denn das schwere und knapp 100 km/h schnelle Gefährt driftet bereits gefährlich auf die mittlere Spur ab. „Wir hatten einfach nur Glück, dass auf der mittleren Spur in diesem Moment kein anderes Fahrzeug unterwegs war“, resümiert der Co-Trainer im Nachhinein erleichtert.
Es gelingt Markus Werle, den Bus unter Kontrolle zu bringen und vorsichtig auf den Standstreifen zu lenken. Die Motorbremse stoppt den Bus nach etwa 500 Metern. Direkt nach der Rettungsaktion setzt ein Elternteil aus dem Bus einen Notruf ab, so dass Polizei und Rettungskräfte sehr schnell am Unfallort eintreffen. Nach erfolgreicher Erstbehandlung wird der schwer verletzte Busfahrer in eine Hannoveraner Klinik eingeliefert. Die 28 Fahrgäste kommen mit dem Schrecken davon und fahren mit einem gerufenen Ersatzbus sicher nach Bremen zurück.
Markus Werle wird erst im Nachhinein klar, was in diesem Moment alles hätte passieren können: „In der konkreten Notsituation habe ich mich auf meinen Instinkt verlassen und deshalb voll und ganz auf den Bus konzentriert. Erst später kommen dann die Emotionen, schließlich waren viele Kinder dabei.“ Hätte der Co-Trainer der Jugendmannschaft dem Fahrer nicht über die Schulter geschaut und dann so schnell und abgeklärt reagiert, dann hätte dieser Unfall sehr viel tragischer enden können. Deshalb wird Markus Werle als „Held der Straße“ des Monats März ausgezeichnet.