Am 28. Mai dieses Jahres ereignet sich auf der A3 ein tragischer Verkehrsunfall. Ein BMW kommt auf Höhe der Anschlussstelle Würzburg-Kist im Bereich einer Baustelle von der Fahrbahn ab, prallt gegen eine Fahrbahnbegrenzung aus Beton und wird in zwei Teile zerrissen.
Der 34jährige LKW-Fahrer Thorsten Hamm verfolgt das Geschehen von der Gegenfahrbahn aus und eilt sofort zur Hilfe. Durch sein vorbildliches Handeln gelingt es ihm, einem der Insassen das Leben zu retten. Als Anerkennung für seinen Einsatz haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) Thorsten Hamm nun zum "Highway Hero" des Monats September gekürt. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion werden das ganze Jahr über Menschen ausgezeichnet, die besonnen, mutig und selbstlos andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden bewahrt und so für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt haben.
In den frühen Morgenstunden des 28. Mai 2010 befährt Thorsten Hamm mit seinem Schwertransporter die Autobahn A3 in Richtung Nürnberg. Auf der Gegenfahrbahn bemerkt er einen BMW, der mit hoher Geschwindigkeit in einen Baustellenbereich einfährt. Kurz darauf prallt der Pkw mit beinahe unverminderter Geschwindigkeit gegen ein Betonelement. "Dabei wurde das Fahrzeug in zwei Teile zerrissen. Ich habe gesehen, wie jemand auf die Straße geschleudert wurde", schildert Hamm seine Eindrücke. Für den Lkw-Fahrer aus Herborn ist klar, dass nun jede Sekunde zählt: "Es war für mich selbstverständlich, dass ich versuche die Leben der Insassen zu retten."
Auf einer Länge von 200 Metern liegen Fahrzeugteile verteilt. Obwohl er sich auf der Gegenfahrbahn befindet, bringt Hamm sein Fahrzeug sofort zum Stehen – achtet aber darauf, den nachfolgenden Verkehr nicht in Gefahr zu bringen. Dann klettert über die Mittelleitplanke. Glücklicherweise stockt der Verkehr auf beiden Fahrbahnen, so dass ein schnelles Eingreifen möglich ist. Für den herausgeschleuderten Fahrer des Unfallswagens kommt leider jede Hilfe zu spät. "Deshalb bin ich direkt zu dem Wrack gerannt. Dort konnte ich noch Lebenszeichen ausmachen", erklärt der Fernfahrer. Ein hinten sitzender Mitfahrer wurde trotz der Wucht des Aufpralls nicht aus dem BMW geschleudert.
Doch der Sicherheitsgurt ist um seinen Hals gewickelt und er droht zu ersticken. Thorsten Hamm handelt schnell: Er gibt seinem Kollegen die Anweisung, ein Brotmesser aus dem Lkw zu holen. Damit durchtrennt er den Gurt und befreit den Mann. Er trägt ihn aus dem Auto und bringt ihn in die stabile Seitenlage. Kurz darauf trifft der erste Rettungswagen ein. Nur dank des entschlossenen Eingreifens von Thorsten Hamm überlebt der Verletzte diesen schweren Unfall auf der A3.
Als Berufskraftfahrer fährt Thorsten Hamm immer wieder an der Unglücksstelle vorbei. Vor jeder Tour in diese Richtung hat er großen Respekt. "Immer wieder habe ich den schockierten Blick des verletzten Mannes vor Augen. So ein schreckliches Erlebnis vergisst man nicht", schildert Hamm. Noch heute weiß er genau, an welcher Stelle das Fahrzeugwrack gestanden hat. Doch zu diesen Gefühlen mischt sich immer wieder auch die Wut, dass er der Einzige war, der Erste Hilfe geleistet hat: "Um mich herum standen Menschen, die nur zugeschaut oder sogar Fotos gemacht haben. Ich war fassungslos, denn jeder muss doch gesehen haben, dass Hilfe benötigt wird." Thorsten Hamm hat sich mit seinem vorbildlichen Einsatz den Titel "Highway Hero" mehr als verdient.