Das Mit schier unerschöpflicher Energie und viel Mut stürzte sich Stephan Lehmann aus Herscheid in ein Chaos aus ineinander verkeilten LKW und PKW auf der A45. Er rettete eine eingeklemmte Autofahrerin und verhinderte eine Brandkatastrophe. Laut Polizeibericht war zuvor ein Laster auf einen langsameren LKW aufgefahren und ins Schleudern geraten.
Als beide Lastwagen schwer beschädigt liegen blieben, krachte ein BMW in den Anhänger des einen und ein Opel Corsa in das Heck des anderen. Ein wahres Horrorszenario, in dem Stephan Lehman überdurchschnittliche Entschlusskraft bewies. Als Anerkennung für seinen Einsatz haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) Stephan Lehmann nun zum „Highway Hero" des Monats März gekürt. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion werden das ganze Jahr über Menschen ausgezeichnet, die besonnen, mutig und selbstlos andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden bewahrt und so für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt haben.
Am Abend des 19. Januar 2010 ist der junge Ingenieur auf der A 45, der so genannten Sauerlandlinie, unterwegs. In einer schlecht einsehbaren Linkskurve an einer Steigung zwischen Hagen Süd und Lüdenscheid nimmt er gerade noch rechtzeitig die Reflektoren unbeleuchteter Fahrzeuge auf der Fahrbahn wahr. Geistesgegenwärtig steuert der 26-Jährige seinen Wagen an den verunfallten Fahrzeugen vorbei und kommt auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Nach der ersten Schrecksekunde eilt Lehmann auf das ihm nächste Unfallfahrzeug zu, einen Opel Corsa. Dieser hängt demoliert im Heck des auf der rechten Spur verunglückten LKW fest.
„Als ich losrannte, züngelte aus dem Motorraum schon die erste Flamme“, macht er den Ernst der Lage deutlich. Auf der Haube lagen zudem Rollen mit leicht brennbarer Kunststofffolie aus der Ladung des Lasters, in dessen Ladeklappe sich der Kleinwagen verkeilt hatte. Da sich die Fahrertür nicht öffnen lässt, verliert Stephan Lehmann keine Sekunde. Er zieht die völlig benommen wirkende junge Frau aus dem offenen Seitenfenster und trägt sie zum Standstreifen. Als die 19-Jährige kurz darauf ohnmächtig wird, leistet der Diplom-Ingenieur Erste Hilfe und bringt sie über die „Schocklage“ wieder zur Besinnung. Während eine weitere Helferin die blutende Hand der Corsa-Fahrerin verbindet, eilt Lehmann wieder zu dem brennenden Wrack, um ein Übergreifen der Flammen auf den Sattelzug zu verhindern. Zum Glück hat er einen 1-Kilo-Feuerlöscher im Auto. Die Pulvermenge reicht jedoch nicht aus. Mit Unterstützung eines Lkw-Fahrers gelingt es dem Retter aber, den immer noch brennenden Corsa aus dem Heck des Lastwagens herauszuziehen. Ein weiterer Mann hilft ihm dabei, die Batterie des stark beschädigten zweiten Lasters auf der linken Fahrspur abzuklemmen, um einer weiteren Brandentwicklung vorzubeugen.
Damit nicht genug: der Herscheider rennt umgehend zum Heck des Lastzugs auf der linken Spur. Dort ist ein BMW mit großer Wucht eingeschlagen. Hier kümmerten sich bereits weitere Ersthelfer um den Fahrer. Doch selbst die mittlerweile eingetroffenen Rettungskräfte konnten das Leben des schwer verletzten BMW-Fahrers nicht mehr retten. Er verstarb noch in der Nacht im Krankenhaus. Stephan Lehmann etwas nachdenklich: „Mir wurde nach diesem Abend bewusst, wie schnell man auch selbst Opfer eines Unglücks werden kann, wenn so ein völlig unvorhergesehenes Hindernis aus dem Dunkeln auftaucht.“ Nach den Rettungs- und Löscharbeiten der Einsatzkräfte wechselt der junge Mann zu guter Letzt noch das Rad eines durch den Unfall beschädigten Wagens. Die 19-jährige Fahrerin des Corsa erlitt neben einigen leichteren Verletzungen einen Knöchelbruch. Der junge Ingenieur hat sich in dieser schwierigen Situation vorbildlich verhalten, mutig gehandelt und somit die Auszeichnung als „Highway Hero" März mehr als verdient.