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Highway Hero rettet Frau nach Zusammenstoß mit Tanklastzug auf der Autobahn

Wenn ein 40-Ton­nen-Lkw mit hoher Rest­geschwindigkeit auf einen Klein­wa­gen am Ende eines Staus trifft, sind die Fol­gen entset­zlich. Ein solch­er Unfall ereignete sich im Mai dieses Jahres auf der A57 bei Moers.

Ein Tan­klastzug kam nicht mehr rechtzeit­ig zum Ste­hen und schleud­erte einen Pkw meter­weit über die Auto­bahn. Der Beruf­spendler Michael Swen Hov­en wurde unmit­tel­bar Zeuge des Unglücks. Ohne zu zögern ran­nte er zu dem auf der Seite liegen­den PKW und holte die schw­er ver­let­zte Fahrerin her­aus. Anschließend koor­dinierte der 40-Jährige die ersten Ret­tungs­maß­nah­men. Sein couragiertes Ein­greifen zeich­nen Goodyear und der Auto­mo­bil­club von Deutsch­land (AvD) jet­zt aus und küren den Jus­tizvol­lzugs­beamten aus Goch zum “High­way Hero” des Monats Juni.

Es war mor­gens um 7.35 Uhr auf der A57 in Rich­tung Köln. An der Aus­fahrt Moers-Kapellen lief Hov­en bei seinem Weg zur Arbeit auf den täglichen Stau auf. Viele Fahrer woll­ten hier abfahren, was den Rück­stau verur­sachte. Hov­en sah, dass es links schneller voran ging, und da er noch auf der Auto­bahn bleiben musste, wech­selte er die Fahrbahn. Auf der Über­hol­spur angekom­men, sah er zufäl­lig im Rück­spiegel einen Lkw angerast kom­men — ein Tan­klastzug, knapp 40 Ton­nen schw­er. Im let­zten Moment ver­suchte der Truck­er noch auszuwe­ichen und zu brem­sen. Doch er erwis­chte einen Klein­wa­gen am Heck und schleud­erte ihn auf die Über­hol­spur, wo er auf der Fahrer­seite liegen blieb. “Wenn ich nicht rüber gefahren wäre, hätte es mich selb­st getrof­fen”, sagte Hov­en, dem heute noch der Schock in den Gliedern steckt.

Er zögerte keinen Augen­blick, sprang aus dem Wagen und ver­suchte zusam­men mit einem weit­eren Helfer, die schw­er ver­let­zte Fahrerin aus dem Auto zu bergen. “Ich bin durch die Heck­klappe in den Klein­wa­gen gek­let­tert und habe ihr geholfen her­auszukom­men.” Noch während er die Ver­let­zte stützte und zum Stand­streifen brachte, koor­dinierte er die an der Unfall­stelle ste­hen­den Men­schen. “Ich habe auf die Leute gezeigt und ihnen Auf­gaben gegeben, son­st hätte wahrschein­lich nie­mand reagiert.” Den ersten Mann schick­te er, einen Ver­band­skas­ten zu holen, der näch­ste sollte Feuer­wehr und Polizei anrufen, ein Drit­ter wurde beauf­tragt, eine Decke zu besor­gen. Glück­licher­weise war die ver­let­zte Frau ansprech­bar. Erst brachte Hov­en sie in Schock­lage, dann küm­merte er sich um die Ver­let­zun­gen des Unfal­lopfers.

“Sie hat­te viele Platzwun­den, die stark bluteten. Außer­dem steck­ten ihr Split­ter ein­er Son­nen­brille im Auge.” Gle­ichzeit­ig redete er beruhi­gend auf die Frau ein. Als kurz darauf die San­itäter ein­trafen, half Hov­en noch, die Frau auf eine Vaku­um­ma­tratze zu leg­en und stand dann der Polizei Rede und Antwort. Was aus der Fahrerin gewor­den ist, weiß er nicht.

Für Hov­en änderte sich nach dem Crash einiges. An der Unfall­stelle kommt der Vol­lzugs­beamte immer noch jeden Tag vor­bei, nun aber mit einem unguten Gefühl. Er hat sich mit­tler­weile einen Organspender­ausweis zugelegt, “weil mir bewusst wurde, wie schnell es gehen kann, dass man auf die Hil­fe der Mit­men­schen angewiesen ist.”