Vor schwierigen Zeiten sieht der Präsident des Deutschenkraftfahrzeuggewerbes, Robert Rademacher, seine Branche. „Wir kommen in ein sehr, sehr kritisches Jahr prophezeite der Chef des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) jetzt vor Medienvertretern in Mannheim. Er könne sich nicht an eine ähnlich kritische Lage erinnern.
Für das kommende Jahr prognostizierte der ZDK-Präsident einen Absatz an Neuwagen in Deutschland zwischen 2,8 und 3,0 Millionen Stück. Der Markt wird in diesem Jahr zwischen 3,05 und 3,1 Millionen Stück landen. Rademacher hält also einen Rückgang um die Größenordnung von zehn Prozent für möglich.
Gleichzeitig erinnert der Volkswirtschaftler daran, dass in reifen Märkten wie dem Automobilmarkt in Deutschland auch Schwankungen um bis zu 20 Prozent als normal angesehen werden müssen. Der Auftragseingang im Oktober dieses Jahres habe um zwölf Prozent unter dem Wert im Vorjahresmonat gelegen. „Das ist ein normaler Abschwung.“
Rademacher wies auf den Strukturwandel im Automobilhandel hin. Das Geschäft mit Fahrzeugumschreibungen habe sich von einem Niveau von 7,5 Millionen Fahrzeugen auf sechs Millionen zurückentwickelt, bei den Neuwagen von 3,8 Millionen auf drei Millionen. Dabei stehen die Händler unter zusätzlichem Druck durch die Hersteller, die ursprünglich nur rund ein Zehntel der Verkäufe direkt abwickelten. Jetzt werden rund ein Drittel aller Neuwagenverkäufe direkt getätigt. Für den Handel bleibt nach dieser Analyse nur noch ein Marktvolumen von rund zwei Millionen Neuwagen übrig.
Schon in den vergangenen Jahren waren die Umsatzrenditen im Kfz-Handel über die schwarze Null nur noch selten hinausgekommen. Rademacher sieht einen weiteren Aderlass auf die Branche zukommen, wenn die Banken die Bilanzen des Jahres 2008 vorliegen haben. Dabei treffe „Darwin“ oft den Falschen mit der guten Innenstadtlage. Der ZDK-Präsident empfiehlt Fusionen mit der Möglichkeit, auf der lokalen Ebene den Wettbewerb mit Betrieben gleicher Marken zu verhindern.
Rademacher sieht eine zusätzliche Gefahr in der Überbewertung des Gebrauchtwagenbestandes auf dem Hof des Händlers oder bei der Ansetzung zu hoher Werte für zurückgenommene Leasing-Fahrzeuge. „Bei vielen Händlern muss man vermuten, dass sie von den Rückstellungsmöglichkeiten keinen Gebrauch gemacht haben. Da schlummert ein großes Risiko“.
Der ZDK-Präsident rügte das Rabattverhalten seiner Kollegen. Als Beispiel nannte er den neuen Golf, der sich gut verkaufe. Dennoch seien im Internet schon Angebote aufgetaucht, die um 15 Prozent unter dem empfohlenen Richtpreis lagen. „Gegen Unvernunft ist kein Kraut gewachsen“, resigniert Rademacher.
Der ZDK bemüht sich gemeinsam mit den Händelverbänden der großen Marken in Gesprächen mit den Herstellern um die Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells für den Handel. Es könne etwas nicht stimmen, wenn Hersteller zehn Prozent Umsatzrendite meldeten, deren Händler oft aber nicht mehr als 0,5 Prozent. Wenn ein Hersteller so massiv in das Geschäft eines Händlers eingreife, wie das durch die Automobilhersteller geschehe, „dann müsse sich der Hersteller nach dem Verursacherprinzip eigentlich im Obligo fühlen“. Angesichts der Marktlage seien diese Gespräche allerdings zur Zeit ins Stocken geraten.