Nach einer Meldung der Bild-Zeitung verlangen erste Stationen der Tankstellenkette Gulf in Thüringen eine Bezahlung für Reifenluft. Demnach seien an einigen Stationen Automaten aufgestellt worden, die nach Einwurf eines Euros fünf Minuten lang Druckluft zum Befüllen liefern.
Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) fordert von den Betreibern, dass dieser traditionelle Tankstellenservice wegen möglicher Gefahren für die Verkehrssicherheit gratis bleiben muss. Zu wenig Druck in den Reifen kann die Reifentemperatur im Fahrbetrieb sehr schnell ansteigen lassen und zu Schäden an den Pneus führen. Schlappe Reifen haben zudem einen schlechteren Bodenkontakt, verursachen längere Bremswege und leben kürzer. Bei zu hohem Druck hingegen berührt der Reifen die Fahrbahn nur mit der Mitte der Lauffläche und fährt sich dort stärker ab. Schlechteres Bremsverhalten und eine verringerte Kurvenstabilität sind die gefährlichen Folgen. Bei den Unfallursachen durch technische Mängel steht statistisch eine fehlerhafte Beschaffenheit von Reifen an erster Stelle. Laut ARCD ist zu befürchten, dass Fahrzeuglenker regelmäßige Reifendruckkontrollen noch häufiger als bisher schwänzen, wenn es Druckluft an der Tankstelle nur gegen Cash gibt.
Dies würde auch die Bemühungen der Europäischen Union für einen richtigen Reifenfülldruck und damit für mehr Verkehrssicherheit und Spriteinsparung unterlaufen. Nach einem Beschluss des Europäischen Parlaments brauchen ab November 2012 alle neu auf den Markt kommenden Fahrzeugmodelle ein Reifendruck-Kontrollsystem. Ab dem Jahr 2014 müssen auch alle Neuwagen von Modellen, die schon heute produziert werden, über eine entsprechende Ausrüstung verfügen. Erklärtes Ziel ist, dass die Fahrer künftig besser für den optimalen Reifendruck bei ihren Autos sorgen. Dieses Vorhaben kann nach Auffassung des ARCD aber nur gelingen, wenn an den Tankstellen keine neuen Kostenfallen lauern.