Marktführer in seinem Segment war der Mercedes-Benz SLK schon lange. Mehr als 30 Prozent aller Roadster seines Segments tragen den Mercedes-Stern und das Blechfaltdach, in Deutschland sogar mehr als 50 Prozent. Und dennoch waren die Stuttgarter mit ihrem zweisitzigen kleinen Sportler offenbar nicht zufrieden. Wäre es anders, hätten sie sich beim Facelift auf die üblichen Verfeinerungen beschränkt. Doch statt dessen haben sie den Charakter des SLK-Roadsters völlig verändert.
Der neue SLK, der am 5. April in Deutschland seinen Marktauftritt erleben wird, ist nicht mehr nur sportiv; er ist sportlich. Wie weit die charakterlichen Veränderungen gehen, lassen die äußerlichen Retuschen nur ahnen. Die Front nimmt viel deutlicher als bisher Anleihen beim McLaren-Mercedes mit einem spitzen Bug und Elementen rund um den Lufteinlass vorn, die an die vorderen Flaps des Formel 1-Rennwagens erinnern. Und selbst der einzig übriggebliebene Quersteg im Kühlergrill sieht jetzt aus als sei er ein Vorflügel, der aerodynamische Aufgaben zu erfüllen habe.
Die Seitenlinie wirkt schwungvoller und damit dynamischer, und das Heck trägt jetzt alle Zeichen eines echten Sportlers: breit und mit Diffusoreinsätzen sagt es den Überholten unmissverständlich, dass man das Brave überwinden will und sich mit dem Audi TT, dem BMW Z4 und dem Porsche Boxster samt ihrem Sportlerimage messen will.
Wer es mit dem Blick auf die sportlichen Elemente der Karosserie noch nicht verstanden hat, der bekommt jetzt sogar „was auf die Ohren“. Speziell der SLK 350 mit seinem Sechs-Zylinder-V-Motor und einer Leistung von 224 kW / 305 PS singt ein Lied, das man sonst nur von den AMG-Varianten aus Afalterbach kennt. Bis zur Höchstdrehzahl von 7200 Umdrehungen pro Minute (U/min) dringt besonders beim offenen Fahren höchst angenehmer Sound ebenso eindringlich ins Ohr wie der SLK beschleunigt. Nach 5,4 Sekunden liegt die 100-km/h-Marke hinter einem – einerlei ob mit dem Sechs-Gang-Handschalter der Serienausstattung oder dem optionalen Sieben-Gang-Automatikgetriebe.
Der für Mercedes-Benz ganz ungewohnte Drang, sich zur Leistung auch akustisch zu bekennen, verführt dazu, selbst dann offen zu fahren, wenn einen andere angesichts der Temperaturen zu Spinnern erklären. Nichts will man sich entgehen lassen. Muss man auch nicht, denn sowohl das Windschott, als auch die in dieser Klasse einmalige Heizung des Kopfes von Fahrer und Beifahrer durch Luftdüsen in den Kopfstützen (gegen Aufpreis) erlaubten es uns, beim ersten Probegalopp in den Bergen oberhalb Nizza bei Temperaturen deutlich unter zehn Grad, den Schnee am Straßenrand zu vergessen und offen die Landschaft und die Straßen zu genießen.
Wer das Sportliche mag, wird auch gern mit dem härter abgestimmten Fahrwerk leben, zumal es zwar stramm, aber nicht unkomfortabel arbeitet. Die gegen Aufpreis erhältliche neue Direktlenkung trägt ihr Schärflein zu dem Eindruck von mehr Agiltät bei. Sie wird mit dem wachsenden Lenkradeinschlag direkter und erleichtert so das Fahren bei scharfen Kurven.
Im Innenraum erwartet einen das gewohnte Ambiente, mehr unter der Oberfläche veredelt als in den sichtbaren Bereichen. Für die neue Telematikgeneration, die von der Leistung her überzeugt, wünschte man sich einen größeren und blickgünstiger weiter oben in der Armaturentafel angebrachten Bildschirm. Sonst ist die Bedienbarkeit – wie gewohnt – mercedes-typisch und gut. Das neue Lenkrad fiel allerdings ein bisschen zu groß aus.
Für die Motorenpaletten gilt: mehr Leistung bei geringerem Verbrauch. Rund zehn Prozent Verbesserung will Mercedes-Benz bei den neuen SLK trotz gesteigerter Leistung und höherem Drehmoment geschafft haben. Einstiegsmodell ist nach wie vor der SLK 200 Kompressor mit jetzt 135 kW / 184 PS (15 kW / 21 PS mehr) und einem Durchschnittsverbrauch von 7,7 Litern auf 100 km – ein Liter weniger als beim Vorgänger. Der SLK 280 verbraucht bei gleicher Leistung von 170 kW /231 PS nun mit 9,3 Litern rund 0,4 Liter weniger. Beim SLK 350 werden nun 9,5 Liter angegeben, sogar mehr als einen Liter weniger, trotz 24 kW / 33 PS mehr Leistung.
Natürlich darf auch beim SLK die Version aus Afalterbach nicht fehlen. Der SLK 55 AMG mit seinem 5,5 Liter V8-Triebwerk bringt 265 kW / 360 PS und ein maximales Drehmoment von 510 Newtonmeter für den rund 1575 Kilogramm schweren Roadster auf. Das reicht für 4,9 Sekunden und – elektronisch abgeregelte – 250 km/h. Sein Normverbrauch liegt bei 12 Litern. Der AMG-SLK zeigt ein modifiziertes Gesicht und rollt auf 18-Zoll-Alufelgen, vorn mit 225/40 R 18 Reifen und hinten mit 245/35 R 18 gern. Der Kompresor-SLK und der 280-er müssen sich mit 16-Zoll-Rädern und Reifen der Dimension 205/55 R 16 begnügen. Beim SLK 350 werden in der Serie17-Zoll-Räder eingesetzt.
Dass der AMG als der Sportlichste unter den SLK daherkommt, überrascht niemanden. Der neue Charakter beim „normalen“ SLK aber schon. Mercedes-Benz hat mit diesem Facelift seinen Kurs geändert und peilt nun eine erweiterte, jüngere und aktivere Zielgruppe an, die gern weiß, dass Gleiten durch die Innenstadt oder in Gottes freier Natur wundervoll genussreich sein kann, aber nicht die allein seligmachende Fahrweise für einen Roadsterfreund darstellt.
Nicht nur die Amerikaner werden es lieben, jetzt zum Luxus auch noch die Sportlichkeit als Dreingabe zu bekommen. In Deutschland beginnt der Spaß mit dem Einstiegspreis von 36 503 Euro für den SLK 200 Kompressor und endet bei 69 050 Euro für den AMG – alles natürlich noch leicht über Sonderausstattungen zu steigern, aber durchaus wettbewerbsfähig.
Daten: Mercedes-Benz SLK 350 mit Handschaltung
Außenmaße: 4,10 m x 1,79 m x 1,30 m
Motor (Bauart, Hubraum): 3,4 Liter V6
Max. Leistung: 224 PS / 305 kW bei 6500 U/min
Max. Drehmoment: 360 Nm bei 4900 U/min
Verbrauch NEFZ im Mittel: 9,5 Liter
CO2-Emission: 227 g/km
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Leergewicht/Zuladung: 1485 kg / 315 kg
Kofferraum: 300 (geschlossenes Dach), 208 Liter
Basispreis: 46 975,25 Euro