Rund 60 Motorjournalisten setzten jetzt im winterlichen Finnland den Marathon-Test mit Winterreifen fort, den der französische Reifenhersteller Michelin im September auf dem deutschen Testgelände bei Papenburg begonnen hatte. 230 000 Kilometer mit gleichen Volkswagen Golf hatten die vier Reifen von vier Herstellern unter neutraler Beobachtung bereits zurückgelegt. Auf dem Michelin-Testgelände in Rovaniemi mussten sie sich erneut einer Bewertung durch Fachjournalisten stellen.

Vier VW Golf waren ausgestattet mit Reifen, die in Papenburg bereits eine Strecke hinter sich hatten, die etwa 20 000 Kilometer im normalen Straßenbetrieb entspricht. Für den Rovaniemi-Test wieder aufgezogen wurden der Michelin Primacy Alpin PA3, der Continental Contiwintercontact TS 810, der Bridgestone Blizzak LM-25 und der Goodyear Ultragrip 7.
Michelin zeigte mit diesem direkten Vergleich mit großen Wettbewerbern ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein. Nach dem Reifenmarathon in Papenburg wies ihr Reifen noch eine Profiltiefe von 5,3 Millimeter auf und hatte damit den Test als der Reifen mit dem geringsten Verschleiß beendet. Platz zwei belegt dort der Conti-Reifen. Schlusslicht war der Goodyear Reifen, der den Test in Papenburg mit nur noch 3,5 Millimetern beendete. Bei dieser Profiltiefe hätte der Reifen zum Beispiel in Österreich nicht mehr gefahren werden dürfte, denn dort gilt eine Winterreifenpflicht, die mindestens vier Millimeter Profiltiefe verlangt.
Gefragt war nun in Rovaniemi, der Stadt unter dem Polarkreis, in der der „einzig wahre Weihnachtsmann“ wohnt, die subjektive Einschätzung der Journalisten. Was leisten die bereits benutzten Reifen noch bei Temperaturen um minus zehn Grad Außentemperatur auf festgefahrener Schneepiste mit eisiger Oberfläche?
Eine Überraschung lieferte dabei der am meisten abgefahrene Goodyear Reifen. Er brachte bei Traktion, Einlenkverhalten, Seitenführung, Bremsleistung und Eigenlenkverhalten gute Leistungen. Der Schluss liegt also nahe, dass der Goodyear seine guten Wintereigenschaften mit einer weichen Gummimischung erreicht. Die bringt gute Eigenschaften, bis auf eine – den Verschleiß.
Der Umkehrschluss, nach dem der Reifen mit dem geringsten Verschleiß die schlechtesten Fahreigenschaften im Winter aufweisen müsste, ist aber nicht zulässig. Die Journalisten jedenfalls bewerteten den Michelin Winterreifen unter den gegebenen Bedingungen als den Reifen mit den besten Eigenschaften. Platz zwei belegte auch bei dieser Bewertung der Continental Winterreifen, der sich erfahrungsgemäß eher bei mitteleuropäischem Winterwetter mit Nässe und nassem Schnee wohlfühlt. Der Bridgestone Winterreifen landete bei diesem Vergleich auf dem vierten und letzten Rang.