Seite wählen

Neuem Conti Chef macht das Autogeschäft Spaß

„Das Auto­mo­bilgeschäft macht uns Spaß“, erk­lärte Dr. Karl-Thomas Neu­mann, Elek­tron­ik-Vor­stand der Con­ti­nen­tal AG schon im Feb­ru­ar dieses Jahres in einem Inter­view mit dem Branchen-Infor­ma­tions­di­enst „PS-Auto­mo­bil­re­port“.

Damals war von der Scha­ef­fler-Gruppe als neuem Großak­tionär noch nicht die Rede, aber vom möglichen Kro­n­prinzen Neu­mann schon. Der Wech­sel kam schneller als erwartet. Seit Sonnabend (23. August 2008) ist klar, Neu­mann übern­immt zum 1. Sep­tem­ber als Nach­fol­ger von Man­fred Wen­nemer das Amt des Vor­standsvor­sitzen­den der Con­ti­nen­tal AG in Han­nover.

Schon im fün­ften Jahr ver­ant­wortet der 47-jährige Neu­mann bei Con­ti im Vor­stand alle Pro­duk­te, die nicht mit Kautschuk zusam­men­hän­gen, also Brem­sen mit ABS und ESP, andere Fahreras­sis­ten­zsys­teme mit Radar und Kam­eras, aber auch Hybridlö­sun­gen und das Bat­teriegeschäft. Im ver­gan­genen Jahr hat ihm der Konz­ern eine neue Auf­gabe zugewiesen: die Inte­gra­tion von Siemens VDO. Nun ruht bald das gesamte Unternehmen auf seinen Schul­tern und man hat nicht den Ein­druck, dass ihm das etwas von der Freude am Geschäft nimmt. „Ich mache so weit­er wie bish­er“, sagte er der „Han­nover­schen All­ge­meinen Zeitung“ nach sein­er Beru­fung durch den Auf­sicht­srat.

Bish­er hat der gebür­tige Nieder­sachse (aus Twistrin­gen) eine Bilder­buchkar­riere hin­gelegt, die nach dem Studi­um der Elek­trotech­nik beim Fraun­hofer-Insti­tut begann. Das hat er übri­gens mit dem Chef seines neuen Großak­tionärs gemein­sam. Auch Scha­ef­fler-Chef Dr. Jür­gen Geissinger begann seine Lauf­bahn bei Fraun­hofer.

Über den US-Konz­ern Motoro­la, der inzwis­chen sein Auto­mo­bilgeschäft an die Con­ti verkauft hat, kam Neu­mann zu Volk­swa­gen. In Wolfs­burg leit­ete er unter anderem die Elek­tron­ik-Forschung und ‑Strate­gie.

Sein Vorgänger im Con­ti-Vor­stand, Wolf­gang Ziebart, soll ihn zum han­nover­schen Auto­mo­bilzulief­er­er gelockt haben. Dort hat er für die Weit­er­en­twick­lung seines Bere­ichs klare Strate­gien vor­angetrieben, von denen er auch im neuen Amt nicht lassen wird. Im Feb­ru­ar sprach er davon, dass der Anteil des Nicht-Auto-Geschäfts bei Con­ti auf rund 30 Prozent gefall­en sei. Der größeren Unab­hängigkeit von der Auto­mo­bilkon­junk­tur wegen wolle man nun wieder zurück zum alten Anteil von 40 Prozent.

Auch zu den neuen Märk­ten in Indi­en und Asien äußerte er sich sehr klar. Con­ti­nen­tal will daran teil­haben, dafür müsse man aber „ganz anders denken“. Man müsse sich auf die Mark­tbedürfnisse ein­lassen, „mit unserem Know-how Pro­duk­te entwick­eln und diese im Zusam­men­spiel mit lokalen Zulief­er­ern vor Ort pro­duzieren. Es sei nötig, „die gesamte Wertschöp­fungs­kette zu lokalisieren“.

Die Autow­elt in zehn Jahren sieht Neu­mann so: „Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrzahl noch mit Ver­bren­nungsmo­toren fährt. Diese wer­den viel effizien­ter und klein­er sein als heute und den­noch viel Spaß machen, weil sie mit Tur­bo aufge­laden wer­den und Direk­tein­spritzung haben.“ Das gesamt Energie­m­an­age­ment des Fahrzeugs werde sehrt intel­li­gent sein. „Vielle­icht ist es mit einem Mild-Hybrid aus­ges­tat­tet, und als Zweit­wa­gen ver­fügt die Fam­i­lie über ein Elek­tro­fahrzeug.“

Neu­man sieht dieser Zukun­ft offen­bar gelassen ent­ge­gen, denn in allen Fahrzeugkat­e­gorien werde Con­ti­nen­tal vertreten sein. „Wir brauchen kein Entwed­er-oder. Wir sind an allen Tech­nolo­gien beteiligt.“ Dieser Satz aus dem Feb­ru­ar bekommt durch das Zusam­menge­hen mit der Scha­ef­fler-Gruppe heute neues Gewicht.