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No-Name-Reifen können Feuer an Zapfpistole auslösen

zapfpistole Manch­mal wird es beim Tanken plöt­zlich ganz schön heiß. Dann näm­lich, wenn sich die aus dem Tank entwe­ichen­den Kraft­stoffdämpfe entzün­den — beispiel­sweise durch elek­tro­sta­tis­che Ent­ladun­gen.

“Eigentlich kann dabei nichts passieren”, sagt Ulrich von Pidoll, Physik­er und Brand­spezial­ist der Physikalisch-Tech­nis­che Bun­de­sanstalt (PTB) in Braun­schweig.

Zumeist entzün­den sich Kraft­stoffdämpfe, die beim Tanken aus­treten, durch elek­tro­sta­tis­che Ent­ladun­gen. Diese bilden sich auf vielfältige Weise — zum Beispiel durch Rei­bung der Klei­dung auf dem Autositz, durch Defek­te oder unfach­män­nis­che Repara­turen am Tanke­in­füll­stutzen oder durch die Mon­tage von No-Name-Reifen, welche die inter­na­tionalen Anforderun­gen hin­sichtlich elek­trisch­er Leit­fähigkeit nicht immer erfüllen. Aber auch der Abreiß­funken eines herun­terge­fal­l­enen Handy-Akkus kann Feuer verur­sachen. “Nur Ottokraft­stoffdämpfe, also Ben­zin und Super sowie ethanol­haltige Kraft­stoffdämpfe kön­nen sich durch elek­tro­sta­tis­che Ent­ladun­gen entzün­den”, gren­zt von Pidoll das Gefahren­poten­zial ein. Dieseldämpfe ließen sich so nicht entzün­den.

Warum auch immer — in jedem Fall ist Beson­nen­heit das ober­ste Gebot. “Wer in Panik das noch laufende Zapfven­til aus der Tanköff­nung reißt, set­zt mit großer Wahrschein­lichkeit das eigene Auto, die Tankstelle oder umste­hende Per­so­n­en in Brand”, warnt von Pidoll und rät: “Ziehen Sie niemals das noch laufende Zapfven­til aus dem Tankstutzen! Zweite Regel: Stellen Sie den Kraft­stoff­fluss ab. Dann geht das Feuer in der Regel schnell von alleine wieder aus oder kann sog­ar aus­ge­pustet wer­den.” Let­zteres hat er selb­st aus­pro­biert.

“Kön­nen Sie den Kraft­stoff­fluss nicht been­den, hört er bei vollem Tank auch von alleine auf — zehn Sekun­den später erlis­cht in der Regel auch die Flamme”, sagt von Pidoll. “Holen Sie jedoch in diesem Fall in der Zwis­chen­zeit einen Feuer­lösch­er oder den Eimer mit dem Scheiben­waschwass­er, für den Fall, dass sich der Lack bere­its entzün­det hat.” Sollte das Feuer schon län­gere Zeit gebran­nt und den Lack entzün­det haben, schre­it­et man mit dem Feuer­lösch­er oder dem Scheiben­waschwass­er zur Tat. “Da dabei Löschmit­tel in den Tank ein­dringt, ist in der Regel ein neuer Kraft­stoff­tank erforder­lich. Das ist immer noch bil­liger als eine neue Tankstelle”, so der Brand­spezial­ist.

Man muss auch nicht befürcht­en, dass es zu ein­er Explo­sion kommt, wenn man das Zapfven­til ganz ruhig in der Tanköff­nung belässt. “Ein Rückschlag der Flam­men in das Tank­in­nere ist nahezu unmöglich, da herkömm­lich­er Ottokraft­stoff zu brennstof­fre­ich ist, also Sauer­stoff fehlt”, beruhigt der Wis­senschaftler. Und Fahrzeuge, die Kraft­stoff mit hohem Ethanolanteil benötigten (E85 — E100), seien üblicher­weise mit ein­er Schutzvor­rich­tung gegen Flam­men­rückschlag in den Tank aus­ges­tat­tet.

Wis­senschaftler der PTB-Arbeits­gruppe 3.73 Physikalis­che Zünd­vorgänge haben unter­sucht, wie Tank­feuer zu ver­hin­dern sind. Zur Ver­mei­dung elek­tro­sta­tis­ch­er Ent­ladun­gen beim Betanken sollte man während des Tankvor­gangs nicht ins Auto zurück­kehren, nicht das Zapfven­til ein­er anderen Per­son übergeben, alle Schä­den im Bere­ich des Tanke­in­füll­stutzens sofort fach­män­nisch repari­eren lassen und nur Marken­reifen ver­wen­den.