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Opel bleibt bei General Motors

„Opel-Verkauf soll schon mor­gen per­fekt sein“, titelte noch am Mon­tag „Die Welt“. Heute ist „mor­gen“ und aus Sicht der Opelan­er ist nichts per­fekt, denn der Verkauf der Rüs­selsheimer Marke wurde von Mut­ter GM abge­blasen.

Dies sei eine Entschei­dung des 13-köp­fi­gen GM-Ver­wal­tungsrates unter Leitung des 68-jähri­gen Edward Whitacre Jr., teilte der US-Auto­bauer am Dien­stagabend in Detroit mit. Gen­er­al Motors will die Sanierung der Marke Opel selb­st in die Hand nehmen. Die dafür notwendi­gen finanziellen Aufwen­dun­gen belaufen sich nach Aus­sagen von GM-Chef Fritz Hen­der­son auf drei Mil­liar­den Euro.

Bis zulet­zt waren in dem monate­lan­gen Tauziehen um den Verkauf von Opel die Beteiligten wohl mehrheitlich davon aus­ge­gan­gen, dass dem Kon­sor­tium aus dem öster­re­ichisch-kanadis­chen Zulief­er­er Magna und der rus­sis­chen Sber­bank die Mehrheit, sprich 55 Prozent, an Opel zuge­sprochen wer­den würde. Selb­st GMs Europachef Carl-Peter Forster war noch kür­zlich davon überzeugt; ein Umschwenken des ober­sten GM-Gremi­ums schloss er aus.

Auch aktuelle Per­son­alentschei­dun­gen deutete die Branche als Anzeigen für die bevorste­hende „Ent­las­sung“ Opels in Magna-Hand. So wech­selt der deutsche Chefin­ge­nieur Frank Weber, der maßge­blich an der Volt-Entwick­lung mit­gewirkt hat, zum 1. Dezem­ber zu Opel, um dort die Pro­duk­ten­twick­lung mitzu­ver­ant­worten. Zurück nach Rüs­selsheim kehrt auch Rita Frost, die Direk­torin Pro­duk­ten­twick­lung bei GM Pow­er­train Europa.

Dass die Weichen in Detroit jet­zt anders gestellt wur­den, mag nicht zulet­zt an der jüng­sten Inter­ven­tion der EU-Kom­mis­sion gele­gen haben. Sie hat­te mas­sive Vor­be­halte gegenüber der dem Opel-Käufer von der Bun­desregierung zugesicherten staatlichen Bei­hil­fe. In Brüs­sel sah man diese Zusage zu stark geknüpft an die Entschei­dung, dass Magna den Zuschlag für Opel bekäme und machte eine Wet­tbe­werb­sverz­er­rung aus. In Rich­tung Detroit gab es die Empfehlung, den Deal nochmals zu über­denken. Während die Amerikan­er „in Klausur“ gin­gen, rud­erte die deutsche Regierung zurück und ver­sprach Unter­stützung einem jeden Käufer. Auch der Opel-Mut­ter.

Diese Zusage mag den Ver­wal­tungsratsmit­gliedern in die Hände gespielt haben, die Opel ohne­hin nicht gern unter die Regie des unter starkem rus­sis­chen Ein­fluss ste­hen­den Kon­sor­tiums gegeben hät­ten. Dass die benötigten finanziellen Mit­tel in Europa lock­er gemacht wer­den, ist sich GM sich­er. Der entsprechende Restruk­turierungs­plan soll bald Deutsch­land und anderen Regierun­gen vorgelegte wer­den. Dabei hofft man „auf eine wohlwol­lende Prü­fung”, so Hen­der­son.

Der GM-Boss entschuldigte sich in diesem Zusam­men­hang für den monate­lan­gen Ver­hand­lungs­marathon um die Zukun­ft Opels: „Wir ver­ste­hen, dass die Kom­plex­ität und Dauer dieses The­mas für alle Beteiligten anstren­gend war.“ Die jet­zige Entschei­dung hält GM aber für die beste für Kun­den, Beschäftigte, Zulief­er­er und Händler. Sie sei der sta­bil­ste und kostengün­stig­ste Ansatz, um die Zukun­ft von Opel und Vaux­hall langfristig zu sich­ern. – Doch bis es so weit ist, begin­nt jet­zt ein neuer Ver­hand­lungs­marathon, der mit Regierun­gen und Gew­erkschaften.

Angela Merkel verärg­ert
Nach erfol­gre­ichen Gesprächen bekam Angela Merkel auf dem Rück­weg aus Wash­ing­ton doch noch schlechte Nachricht­en.

Nach Gesprächen in aufge­lock­ert­er Atmo­sphäre kam die Mel­dung, GM werde Opel nicht verkaufen, für Merkel über­raschend. Damit muss Merkel auch eine per­sön­liche Nieder­lage ein­steck­en.

Trotz Merkels 4,5 Mil­liar­den-Euro-Zusage ist das Geschäft nun doch geplatzt.