Pirelli wird in Anbetracht steigender Ausgaben für Kautschuk, Rohölprodukte und Stahl die Preise weiter anheben müssen. “Es gibt Spielraum für Preiserhöhungen”, sagte Konzernchef Marco Tronchetti Provera am deutschen Produktionsstandort in Breuberg.
Eine Erhöhung der Reifenpreise sei voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal zu rechnen. Zur Höhe machte Tronchetti keine Angaben. Der Mitbewerber Continental hatte erst vor Kurzem Preiserhöhungen angekündigt, Michelin wegen der gestiegenen Ausgaben für Rohstoffe sogar seine Geschäftsziele gesenkt.
Pirelli hoffe darauf, die zuletzt prozentual zweistellige Verteuerung der wichtigsten Rohstoffe auffangen zu können, sagte der Chef der Reifensparte, Francesco Gori. Während die Preiserhöhungen bei Ersatzreifen noch in diesem Jahr greifen sollen, will der Konzern bei Verhandlungen mit Autoherstellern für die Erstausrüstung von Neuwagen für 2009 deutliche Aufschläge durchsetzen.
Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass Pirelli die höheren Rohstoffkosten in diesem Jahr komplett an die Kunden weiter reichen könne, sagte Tronchetti. Daher hoffe Pirelli darauf, mehr hochpreisige Reifen abzusetzen, mit denen der Konzern das meiste Geld verdient. Auch Einsparungen sollen zum Erreichen der Jahresziele beitragen. Auf Absicherungen gegen Preisschwankungen bei Rohstoffen verzichtet Pirelli.
Wachstum in Russland und Indien
Wachstumsimpulse erhofft sich Pirelli unter anderem von neuen Märkten wie Russland und Indien. Eine halbe Milliarde Euro investiert der Konzern bis 2009 in eine Produktion von Pkw- und Lkw-Reifen in Russland. Auch Partikelfilter will Pirelli dort möglicherweise herstellen. Für Indien ist die Errichtung eines Werks für Lkw-Reifen in Planung. Alte Betriebsstätten von Konkurrenten will Pirelli dabei nicht übernehmen. “Dann muss man zu viele Kompromisse eingehen”, sagte Tronchetti.
In Deutschland, wo Pirelli 20 Prozent seiner Reifen herstellt, will das Unternehmen bis 2010 eine Milliarde Euro jährlich umsetzen. 2007 kam Pirelli Tyre Deutschland auf 850 Millionen Euro. Binnen der vergangenen vier Jahre waren die Erlöse in Deutschland auch dank Investitionen von knapp 200 Millionen Euro um 30 Prozent gestiegen.