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Regelsysteme sind angewiesen auf Qualität der Reifen

reifenqualitaetSeit Novem­ber dieses Jahres muss laut ein­er neuen EU-Regelung jedes neue Auto­mod­ell serien­mäßig mit dem elek­tro­n­is­chen Sta­bil­ität­spro­gramm (ESP) aus­ges­tat­tet sein. In kri­tis­chen Sit­u­a­tio­nen wird der Aut­o­fahrer mit­tler­weile von ein­er Vielzahl von elek­tro­n­is­chen Sicher­heitssys­te­men unter­stützt.

Die physikalis­chen Gren­zen beispiel­sweise von ABS, ASR, ESP oder Not­brem­sas­sis­tenz aber wer­den immer vom Reifen geset­zt, denn das Wirkungspoten­zial der Regel­sys­teme hängt von der Qual­ität und Leis­tungs­fähigkeit der Reifen ab.

Die aktive Fahrsicher­heit hat sich mit der Ein­führung elek­tro­n­is­ch­er Regel­sys­teme verbessert. Die Brems- und Regelung­se­in­griffe der Elek­tron­ik aber ver­lan­gen die Über­tra­gung der ein­geleit­eten Kräfte auf die Straße. „Die opti­male Wirkung von Fahreras­sis­ten­zsys­te­men set­zen gute Pneus voraus“, sagte Prof. Dr. Win­ner von der TU Darm­stadt anlässlich eines Work­shops von Goodyear Dun­lop. Wenn der Reifen nur geringe Kräfte über­tra­gen kann, dann ist auch die Wirkung aufwändi­ger Sicher­heit­se­lek­tron­ik nur begren­zt. „Ger­ade bei Win­ter­glätte ist der Unter­schied extrem groß. Der Verzicht auf gute Win­ter­reifen ist auch mit mod­ern­ster Regelung­stech­nik nicht zu kom­pen­sieren“, sagte Prof. Dr. Win­ner.

Tat­säch­lich kann nur ein qual­i­ta­tiv hochw­er­tiger Reifen – ob Som­mer- oder Win­ter­spezial­ist – die opti­male Kraftüber­tra­gung sich­er­stellen. Diese Auf­gabe übern­immt der Reifen allerd­ings schon weit vor dem Ein­griff von Regel­sys­te­men, bei ganz nor­malen Fahrmanövern – beim Beschle­u­ni­gen, Lenken und Brem­sen. „Während das Grip-Niveau auf trock­en­er und grif­figer Fahrbahn noch sehr hoch ist und dabei weniger Prob­leme bere­it­et, ist der Reifen und sein Leis­tungspoten­zial auf nass­er Straße und noch stärk­er auf Schnee und Eis voll gefordert”, sagte Markus Hap­pel, Reifen­tech­niker bei Goodyear Dun­lop und ver­weist auf das hohe Grip-Niveau der neuen Win­ter­reifen Dun­lop SP Win­ter Sport 4D und Goodyear Ultra­Grip 8. „Die natür­liche Haft­gren­ze bei Nässe geht auf 70 Prozent zurück und reduziert sich bei Schnee und Eis auf ger­ade mal 20 Prozent im Ver­gle­ich zur trock­e­nen Fahrbahn. Let­z­tendlich ist trotz aller mod­er­nen elek­tro­n­is­chen Sicher­heitssys­te­men der Reifen weit­er­hin das entschei­dende Kri­teri­um für die aktive Fahrsicher­heit, denn der Reifen allein überträgt die Kräfte auf die Straße“, so Hap­pel.

Fahreras­sis­ten­zsys­teme leis­ten einen großen Beitrag zur Verkehrssicher­heit. „Bis zu 25 Prozent der Unfälle mit Per­so­n­en­schaden und 35 bis 40 Prozent der Unfälle mit Getöteten kön­nen mit flächen­deck­ender ESP-Aus­rüs­tung reduziert wer­den“ weiß Dr. Johann Gwe­hen­berg­er, Leit­er der Unfall­forschung im Allianz Zen­trum für Tech­nik. „Damit wird ESP heute zu Recht als der Leben­sret­ter Nr. 2 nach dem Sicher­heits­gurt beze­ich­net. “Immer aus­ge­feil­tere Assis­ten­zsys­teme wie Not­brem­sas­sis­ten­ten, Spurhal­tesys­teme oder Kreuzungsas­sis­te­nen bieten in Zukun­ft erhe­bliche Poten­tiale zur weit­eren Reduzierung von Unfall­toten, Ver­let­zten und let­ztlich auch volk­swirtschaftlichem Schaden. „Durch den flächen­deck­enden Ein­satz dieser zukün­fti­gen Fahreras­sis­ten­zsys­teme kön­nte rund die Hälfte der Pkw- und Lkw-Unfälle mit Per­so­n­en­schaden ver­mieden oder deren Schwere reduziert wer­den. Neben uner­messlichen men­schlichem Leid blieben allein in Deutsch­land bis zu sieben Mil­liar­den Euro volk­swirtschaftliche Unfall­fol­gekosten erspart.” sagte Dr. Gwe­hen­berg­er.

Um diese Poten­tiale auch nutzen zu kön­nen, müssen Assis­ten­zsys­teme nicht nur mit dem jew­eili­gen Fahrzeug und den aus­gerüsteten Reifen opti­mal zusam­me­nar­beit­en, son­dern auch möglichst nutzer­fre­undlich und in ihrer Funk­tion­sweise für den Fahrer ver­ständlich aus­gelegt sein. „Ein gutes Fahras­sis­ten­zsys­tem sollte wie ein guter Beifahrer funk­tion­ieren, indem es stets auch den Zus­tand sowie die Absicht­en des Fahrers berück­sichtigt“, sagte Prof. Dr. Berthold Fär­ber von der Uni­ver­sität der Bun­deswehr München. „Die Sys­temausle­gung wird immer dann zum Prob­lem, wenn der Fahrer eine bes­timmte Sys­tem­reak­tion erwartet, sich das Sys­tem aber aus irgen­deinem Grund anders ver­hält.“