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„Grüne“ Reifenmischungen aus der „Gummiküche“

Boris-Mergel Pkw- und Lkw-Reifen beste­hen in weit­en Teilen aus Naturkautschuk, sind also ein Pro­dukt aus nachwach­senden Rohstof­fen. Damit Reifen den hohen Anforderun­gen, die an sie gestellt wer­den, immer mehr entsprechen, suchen Chemik­er in ihren Laboren – geheimnisvoll „Gum­miküchen“ genan­nt – neue Mis­chun­gen und Verbindun­gen.

Dank solchen Bemühens kon­nten die Experten bei Con­ti­nen­tal inzwis­chen den Ein­satz von Chemikalien deut­lich ver­ringern, die als gefährlich für die Umwelt gel­ten. Und par­al­lel dazu verbesserte sich sog­ar das Leis­tungsver­mö­gen der Reifen.

Dr. Boris Mergell, Leit­er der Mate­r­i­al und Prozessen­twick­lung Pkw- und Lkw-Reifen von Con­ti­nen­tal, sieht noch kein Ende der Entwick­lung, son­dern den deut­lichen Trend zum „Down­siz­ing“ im Chemieein­satz. Für ihn ist der „Grüne Reifen“ schon im Han­del angekom­men. Schließlich beste­ht ein Pkw-Reifen zu zwei Drit­tel aus Kautschuken. Davon ist ein guter Teil ein nachwach­sender Rohstoff, der aus dem mit­te­lamerikanis­chen Gum­mibaum gewon­nen wird. Die Pro­duk­tion liegt in den Hän­den von Klein­bauern. Inter­na­tionale Konz­erne unter­hal­ten nur wenige Plan­ta­gen. So bleiben die Erlöse der Plan­ta­gen größ­ten­teils direkt bei den Erzeugern.

„Wir prüfen in unseren Laboren fast täglich neue Mate­ri­alien und Verbindun­gen, von denen wir uns weit­ere Fortschritte erhof­fen“, sagt Mergell. Auf fos­sile Rohstoffe soll möglichst verzichtet wer­den, um stattdessen Recy­cling­ma­te­ri­alien zu nutzen. Es geht darum, vor allem für Reifen­in­haltsstoffe, die auf Erdöl basieren, einen Ersatz zu find­en. „Wir entwick­eln ger­ade einen Reifen­pro­to­typ, bei dem wir auf mehr als 90 Prozent der fos­silen Rohstoffe verzicht­en.“

Bei den Fes­tigkeit­strägern im Reifen ver­wen­det Con­ti­nen­tal im Gür­tel Stahl aus dem Recy­cling. Tex­tile Kord­ma­te­ri­alien wer­den durch Recy­cling­pro­duk­te oder durch Pro­duk­te erset­zt, die auf nachwach­senden Rohstof­fen basieren. Angenehmer Neben­ef­fekt: Reifen mit alter­na­tiv­en Fes­tigkeit­strägern sind um zehn Prozent leichter als herkömm­liche Erzeug­nisse und senken so das Gesamt­gewicht eines Pkws zugun­sten eines gerin­geren Kraft­stof­fver­brauchs.

Die „Gum­miküche“ von Con­ti wid­met sich vor allem dem geheimnisvollen Zusam­men­spiel der Mis­chun­gen im Reifen, kann doch jede kleine Änderung im Gesamt­bild zu deut­lichen Abwe­ichun­gen führen. Bei falsch­er Mis­chungszusam­menset­zung eines Reifens kön­nen sich schon beim Brem­sen des Fahrzeuges deut­liche Ver­schlechterun­gen zeigen. Geforscht wird nach Lösun­gen, die den Reifen noch umwelt­fre­undlich­er, sicher­er und lan­glebiger machen. Allerd­ings: Bei der Reifen­farbe sieht Mergell auch kün­ftig schwarz.