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Rollwiderstand bei Winterreifen sinkt

Fuel Saver, Eco Impact, Ecopia, Ener­gy Saver, Effi­cient Grip: Wer sich in diesem Jahr neue Som­mer­reifen kaufte, fand bei bekan­nten Her­stellern ver­mehrt Hin­weise auf den Roll­wider­stand und den Ver­brauch. Bei Win­ter­reifen sucht der Inter­essent solche Zeichen verge­blich.

Ist die CO2-Einsparung bei Win­ter­reifen also kein The­ma? Ste­ht guter Grip auf Eis und Schnee dem Energies­paren von Natur aus ent­ge­gen? Nein, sagen die Reifen-Experten von TÜV SÜD und geben eine Ein­führung in die Entwick­lung von Win­ter­reifen. Dazu gibt es prak­tis­che Tipps, wie sich Win­ter­reifenkäufer zwis­chen Schnee, Nässe, Grip und Umwelt entschei­den soll­ten.

Ver­gan­gen­heit und Zukun­ft

Denkt man zehn Jahre zurück, da kon­nte man die neg­a­tiv­en Eigen­schaften nach dem Wech­sel auf die Win­ter­reifen sofort spüren: Zit­tern­des Lenkrad, laute Geräusche und spür­bar ansteigen­der Spritver­brauch gal­ten als nor­mal. ” Win­ter­reifen haben damals den Spritver­brauch oft um einen hal­ben Liter auf 100 Kilo­me­tern erhöht. Solche Effek­te gehören heute der Ver­gan­gen­heit an. Seit Jahren acht­en die Her­steller bei der Entwick­lung von Win­ter­reifen auf gute Fahreigen­schaften und gerin­gen Roll­wider­stand”, erk­lärt Michael Staude, Reifen­ex­perte bei TÜV SÜD Auto­mo­tive. Das beweisen auch Win­ter­reifen­tests: In Sachen Roll­wider­stand müssen Win­terp­neus den Ver­gle­ich­stest mit den Som­merkol­le­gen nicht scheuen. Und damit diese Eigen­schaften weit­er verbessert wer­den, gel­ten ab Novem­ber 2012 stufen­weise straf­fere Gren­zw­erte für die Reifen­pro­duk­tion. Das Ziel: CO2-Einsparung — auch im Win­ter. Dazu wird es ein Siegel geben, das die Eigen­schaften auf einen Blick deut­lich macht. Die Para­me­ter: Nässe-Grip, Ver­brauch und Roll­wider­stand sowie Geräuschen­twick­lung (siehe Grafik).

Recherche und Test

Vor dem Kauf soll­ten Aut­o­fahrer sich darüber im Klaren sein, wie sie den Wagen im Win­ter über­haupt nutzen. Fährt man beispiel­sweise jedes Woch­enende in die Berge, ste­hen die Eigen­schaften auf Eis und Schnee an vorder­ster Stelle. Als Beruf­spendler viel auf Auto­bah­nen unter­wegs? Dann sind Lan­glebigkeit und Nässeeigen­schaften wichtiger. Hat man den Win­ter­fahrtyp ermit­telt, bieten die Ergeb­nisse der Win­ter­reifen­tests einen guten Überblick. Die bekan­nten Tests informieren alle inzwis­chen auch über den Roll­wider­stand.

Sicher­heit und Umwelt

Energieef­fizienz darf nicht zu Las­ten der Sicher­heit gehen. “Die Pro­duk­te der bekan­nten großen Reifen­her­steller stellen aber durch­weg einen guten Kom­pro­miss zwis­chen Kri­te­rien wie Schnee-Grip, Lebens­dauer, Nässe- und Trock­eneigen­schaften aber eben auch Roll­wider­stand dar”, so Staude.

Luft und Ver­brauch

Der Füll­druck hat großen Ein­fluss auf den Ver­brauch. Schon wenige zehn­tel Bar ver­min­dert­er Druck erhöhen den Roll­wider­stand um bis zu 20 Prozent — und ver­min­dern die Sicher­heit immens. Jährlich ver­schenken die EU-Bürg­er mehr als zwei Mil­liar­den Euro, weil sie zu wenig Luft in ihren Reifen haben! “0,2 bis 0,3 Bar mehr schaden nicht”, rät Staude. Geht man aber mit den Win­ter­reifen an die Belas­tungs­gren­ze — zum Beispiel im Gebirge — dann lieber genau den vorgeschriebe­nen Luft­druck ein­hal­ten. Staude: “Dann ent­fal­tet der Reifen seine besten Eigen­schaften.”

Pro­fil und Vorschrift

Auch wenn die geset­zliche Min­dest­tiefe des Pro­fils genau­so wie bei Som­mer­reifen bei 1,6 Mil­lime­tern liegt: Nach Ansicht von Experten wie Reifen­her­stellern sollte die Pro­filtiefe bei Win­ter­reifen vier Mil­lime­ter nicht unter­schre­it­en. Das liegt nicht zulet­zt an der Bauweise von Win­ter­reifen, bei der — noch stärk­er als bei Som­mer­reifen — für Lauf­fläche und Unter­bau andere Gum­mimis­chun­gen ver­wen­det wer­den. Bei der Vulka­nisierung ver­mis­chen sich die unter­schiedlichen Zusam­menset­zun­gen im Grenzbere­ich. Die Folge: Ist der Reifen stark abge­fahren, kommt das Pro­fil in diesen Grenzbere­ich der Durch­mis­chung und hat nicht mehr die gewün­schte Kon­sis­tenz und damit auch nicht mehr die gewün­scht­en Eigen­schaften. Die Per­for­mance ver­schlechtert sich zudem, weil Win­ter­reifen haupt­säch­lich aus Lamellen beste­hen. “Je kürz­er die Lamellen wer­den, desto weniger flex­i­bel sind sie — mit schlecht­en Auswirkun­gen auf den Grip”, erläutert der Reifen­fach­mann.

Bre­ite und Eigen­schaften

Faust­formel für Reifen im Schnee: Je schmaler desto grif­figer. Und: Schmale Reifen haben gle­ichzeit­ig einen gerin­geren Roll­wider­stand und damit bessere Umwel­teigen­schaften als bre­ite Schlap­pen. Fast alle Autos dür­fen mit mehreren Bre­it­en gefahren wer­den. Im Win­ter sollte man bess­er die schmal­sten zuge­lasse­nen Reifen wählen.

Europa und Asien

Von Experten kon­sta­tiert: Der Wartungszu­s­tand der Autos auf deutschen Straßen hat sich in der Wirtschaft­skrise weit­er ver­schlechtert. Ges­part wird auch beim Reifenkauf. Ange­bote aus Fer­nost kön­nen eine gute Alter­na­tive sein. Aber Achtung: Ger­ade beim Kauf von gün­sti­gen Reifen gilt beson­ders: Zuerst die Testergeb­nisse bekan­nter Insti­tute studieren.