Im Machtkampf beim Autozulieferer Continental hat Großaktionär Schaeffler einen wichtigen Erfolg erzielt. Den Chefposten im Aufsichtsrat übernimmt künftig ein Vertreter von Schaeffler, wie ein Gremiumsmitglied nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrates in Hannover mitteilte.

– Nach Information der Berliner Morgenpost wird der Schaeffler-Anwalt Rolf Koerfer neuer Aufsichtsratsvorsitzender. Der Jurist der Kanzlei Allen&Overy gilt als einer der Strippenzieher der Conti-Übernahme durch Schaeffler. Der bisherige Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg werde seinen Posten in Kürze räumen, aber dem Aufsichtsrat weiter angehören.

Schaeffler wird mit insgesamt vier Vertretern in das Gremium einziehen und den Vorsitz stellen. Dadurch verfügt die Schaeffler-Gruppe über fünf Stimmen, da der Aufsichtsratschef bei Patt-Situation den Ausschlag gibt. Auf diese Lösung hatten sich die Beteiligten in der Nacht zum Samstag unter Vermittlung von Exkanzler Gerhard Schröder (SPD) geeinigt, erfuhr die Berliner Morgenpost. Der Aufsichtsrat beschloss zudem, Conti-Finanzchef Alan Hippe zum 1. März aus seinem Vertrag zu entlassen.

Mit dem Einzug der Schaeffler-Vertreter endet nun ein monatelanger Machtkampf. Insgesamt lässt sich Schaeffler den Einstieg bei Conti gut elf Mrd. Euro kosten. Nach einem Kurssturz der Conti-Aktien dienten rund 90 Prozent der Anteilseigner Schaeffler ihre Papiere an. Das führte dazu, dass die gesamte Gruppe nun auf einen Schuldenberg von 31 Mrd. Euro sitzt.

Weniger als 50 Prozent
Nach einer Investorenvereinbarung darf das fränkische Familienunternehmen nur knapp 50 Prozent der Conti-Aktien halten. Die restlichen Anteile wurden deshalb an befreundete Banken weitergereicht. Allerdings blockierte von Grünberg zuletzt einen schnellen Einzug der Schaeffler-Vertreter in das Kontrollorgan, weil er eine Überschuldung von Conti durch Schaeffler befürchtete. Nach jüngsten Überlegungen wollen die beiden Unternehmen nun in der schwersten Krise der Automobilindustrie ihre beiden Automotivsparten kombinieren. Schaeffler will im Gegenzug für die Abgabe seines Geschäftsfeldes Schulden in Milliardenhöhe auf Conti abwälzen – und gleichzeitig die Reifensparte zum Verkauf stellen. Allerdings darf bezweifelt werden, dass Schaeffler in diesem Wirtschaftsumfeld noch den angepeilten Verkaufspreis von gut sieben Mrd. Euro erzielen kann. Gewerkschafter fürchten daher den Verkauf der Gummisparte zu einem Schleuderpreis.

Vorwurf der Sabotage
Der Machtkampf zwischen Conti und Schaeffler hatte sich zu Wochenbeginn verschärft. Das fränkische Familienunternehmen warf von Grünberg Sabotage und eine Blockadehaltung vor. Daher drohte der Großaktionär mit der Abwahl aller zehn Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat, sollte von Grünberg nicht freiwillig zurücktreten. Daraufhin hatte sich auch Schröder eingeschaltet. Der Sozialdemokrat ist für die Umsetzung der Investorenvereinbarung verantwortlich und kann diese auch gerichtlich einklagen. Nach Informationen dieser Zeitung hat sich Schröder deshalb am vergangenen Donnerstag in Hannover mit Conti-Chef Karl-Thomas Neumann getroffen, um einen Ausweg aus dem sich zuspitzenden Machtkampf zu suchen.

Neben den vier Schaeffler-Vertretern schicken auch die Schaeffler-Banken Sal. Oppenheim und Metzler jeweils einen Vertreter, dazu kommen noch zwei Mitglieder, die dem Gremium schon jetzt angehören sowie zwei unabhängige. Diese künftige Konstellation macht den Weg frei zum Umbau von Continental nach den Vorstellungen der Schaeffler-Gruppe.