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Schaeffler wehrt sich gegen „Welt am Sonntag“

Marie-Elis­a­beth Scha­ef­fler und ihr Sohn Georg Scha­ef­fler wehren sich heute (Son­ntag, 8. Feb­ru­ar 2009) mit ein­er umfan­gre­ichen per­sön­lichen Stel­lung­nahme gegen einen Bericht in der heuti­gen „Welt am Son­ntag“.

In einem Bericht unter dem Titel „Der Unter­gang der Titanin“ über die Über­nahme der Con­ti­nen­tal waren die bei­den Gesellschafter der Scha­ef­fler-Gruppe als „Zock­er“ und „Hasardeure“ charak­ter­isiert wor­den, die sich „ver­spekuliert“ hät­ten.

Begriffe wie diese waren von einem anderen Springer-Blatt, der „Bild-Zeitung“ in die Diskus­sion einge­bracht wor­den, nach­dem Fotografen Marie-Elis­a­beth Scha­ef­fler bei ein­er Ein­ladung von Audi, einem Kun­den der Scha­ef­fler-Gruppe, in Kitzbühl im Pelz­man­tel erwis­cht wor­den war. Die „Bild“ titelte damals: „Diese Mil­liardärin will an unser Steuergeld“ und gab damit auch die Rich­tung der poli­tis­chen Diskus­sion vor. Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel lehnte es anschließend ab, die Scha­ef­fler-Gruppe zu unter­stützen und lieferte damit ein weit­eres Beispiel dafür, wie Medi­en poli­tis­che Entschei­dun­gen steuern kön­nen.

In diesem Fall gelang das wieder mit ein­er pop­ulis­tis­chen Aus­sage, die jedes sach­liche Argu­ment sofort bei­seite schieben kann. Das Scha­ef­fler-State­ment von heute ist gle­ichzeit­ig Aus­druck per­sön­lich­er Betrof­fen­heit der Gesellschafter und der Ver­such, die Diskus­sion um eine Unter­stützung für die Scha­ef­fler-Gruppe wieder auf eine sach­liche Basis zu helfen – ein Lehrstück für Öffentlichkeit­sar­beit­er und Jour­nal­is­ten. Deswe­gen hier der kom­plette Wort­laut:

Die Gesellschafter der Scha­ef­fler Gruppe, Maria-Elis­a­beth Scha­ef­fler und Ihr Sohn Georg Scha­ef­fler, nehmen zur öffentlichen Diskus­sion über die Con­ti­nen­tal-Transak­tion wie fol­gt Stel­lung:

1) Die strate­gis­che Verbindung zwis­chen der Scha­ef­fler KG und der Con­ti­nen­tal AG fol­gt einem unverän­dert richti­gen indus­triellen Ansatz. Die Elek­tron­ik von Con­ti­nen­tal und die Mechanik von Scha­ef­fler ergänzen sich ide­al, um zwei Welt­mark­t­führer aus Deutsch­land zu einem Ver­bund zusam­men­zuführen, der in der Lage ist, das „Auto der Zukun­ft“ wesentlich mitzuen­twick­eln. Die Res­o­nanz auf diese strate­gis­che Verbindung war und ist deshalb pos­i­tiv, vor allem bei den Auto­mo­bil­her­stellern. Wir sind unverän­dert davon überzeugt, dass die näch­sten Jahre beweisen wer­den, wie erfol­gre­ich die Verbindung von Scha­ef­fler mit Con­ti­nen­tal sein wird.

2) Wir sind keine „Hasardeure“, die sich „ver­spekuliert“ oder „ver­zockt“ haben. Spekuliert wird an der Börse von Leuten, die auf steigende oder fal­l­ende Kurse wet­ten. Unsere Verbindung mit Con­ti­nen­tal hat mit Börsen­speku­la­tio­nen gar nichts zu tun. Wir sind keine kurzfristig ori­en­tierten Finanz­in­ve­storen, wir sind langfristig denk­ende und han­del­nde Unternehmer. Wir haben Scha­ef­fler und Con­ti­nen­tal zusam­menge­führt, um gemein­sam einen neuen glob­alen Zulief­er­er zu schaf­fen. Das liegt auch im Inter­esse des Stan­dorts Deutsch­land, sein­er Inno­va­tion­skraft und Wet­tbe­werb­s­fähigkeit, sein­er Arbeits- und Aus­bil­dungsplätze.

Die Auto­mo­bilin­dus­trie und damit die Auto­mo­bilzulieferindus­trie haben sich in den let­zten Jahren weltweit deut­lich verän­dert, und dieser Prozess ist nicht abgeschlossen. Die zen­tralen Her­aus­forderun­gen der Zukun­ft sind Energieef­fizienz, neue Antrieb­stech­nolo­gien und inte­gri­erte Sys­tem­lö­sun­gen aus ein­er Hand. Vor diesem Hin­ter­grund ist die Verbindung mit Con­ti­nen­tal für die Scha­ef­fler Gruppe, ger­ade als langfristig pla­nen­des Fam­i­lienun­ternehmen, ein notwendi­ger Schritt der Zukun­ftssicherung, der zwei deutsche Tech­nolo­gieführer verbindet, die in der Welt­spitze mit­spie­len kön­nen.

3) Auch wir und unser Man­age­ment hat­ten Mitte 2008 eine kon­junk­turelle Abküh­lung der Wirtschaft mit einge­plant. Aber wie kein Unternehmer, Poli­tik­er, Man­ag­er, Ana­lyst oder Wirtschaft­sjour­nal­ist kon­nten auch wir nicht den drama­tis­chsten und schnell­sten Zusam­men­bruch der glob­alen Wirtschaft in den let­zten 80 Jahren erwarten.

Der über­raschende Kol­laps von Lehman erschüt­tert die weltweit­en Finanzmärk­te bis heute und hat uns 90 Prozent der Con­ti­nen­tal-Aktien gebracht, der unver­gle­ich­liche Ein­bruch der Auto­mo­bilin­dus­trie, begin­nend im let­zten Quar­tal des let­zten Jahres, hat die Lage, nicht nur für die Scha­ef­fler Gruppe, weit­er ver­schärft. Das Umfeld für alle Unternehmen hat sich drama­tisch verän­dert, beson­ders auch in der Auto­mo­bilin­dus­trie.

4) Natür­lich bere­it­en uns die glob­ale Wirtschaft­skrise und die nicht funk­tion­ieren­den Finanz- und Kred­it­märk­te jet­zt mas­sive Schwierigkeit­en. Deshalb wollen wir zusam­men mit den Banken, mit möglichen Inve­storen und mit Hil­fe der Poli­tik eine gemein­same und ver­ant­wor­tungsvolle Lösung find­en. Selb­stver­ständlich hal­ten wir dabei nicht ein­fach nur die Hand auf. Da das Ver­mö­gen der Gesellschafter in der Scha­ef­fler Gruppe steckt, ist die Fam­i­lie Scha­ef­fler bere­it, sich von einem Teil dieses Ver­mö­gens zu tren­nen und mit dem Erlös die Ver­schul­dung der Scha­ef­fler Gruppe zurück­zuführen. Auf­grund des schwieri­gen wirtschaftlichen Umfeldes und der belas­ten­den öffentlichen Diskus­sion ist es bish­er jedoch trotz ein­er aktiv­en Suche nicht gelun­gen, Inve­storen zu find­en.

5) Wir gehen davon aus, dass es gelin­gen wird, spätestens nach der Erhol­ung der wirtschaftlichen Lage Inve­storen zu find­en und die mit der Verbindung von Scha­ef­fler und Con­ti­nen­tal beab­sichtigten strate­gis­chen Ziele umset­zen zu kön­nen.

Die Scha­ef­fler Gruppe benötigt daher eine zeitlich begren­zte Unter­stützung. Es geht bei unseren Gesprächen mit der Poli­tik um eine zeitlich begren­zte Über­brück­ung in ein­er beson­deren Aus­nahme­si­t­u­a­tion für ein Unternehmen, das im Kern gesund ist. Die Scha­ef­fler Gruppe wird Bund und Län­dern ein tragfähiges Konzept vorschla­gen. Wir sind uns dabei im Klaren, dass die Tragfähigkeit dieses Konzeptes durch die zuständi­gen öffentlichen Stellen geprüft wer­den wird, um sicherzustellen, dass es im Rah­men dieser zeitlich befris­teten Über­brück­ung nicht zu ein­er Belas­tung des Steuerzahlers kommt, und dass die Scha­ef­fler Gruppe für diese Über­brück­ung die geset­zlich vorgeschrieben Zin­sen und Gebühren zahlen muss.

6) Um eine schnelle und tragfähige Lösung zum Wohle bei­der Unternehmen und der betrof­fe­nen Mitar­beit­er zu ermöglichen, wün­schen wir uns eine Ver­sach­lichung der öffentlichen Diskus­sion. Unsere Fam­i­lie hat die Gewinne immer kon­se­quent in das Unternehmen re-investiert und nicht für pri­vate Zwecke ent­nom­men und aus­gegeben. Die Scha­ef­fler Gruppe hat seit 1996 die Zahl ihrer Mitar­beit­er und ihren Umsatz mehr als ver­dreifacht und meldet jedes Jahr über 1000 Patente an. Wenn es uns darum gegan­gen wäre, uns per­sön­lich zu bere­ich­ern, hät­ten wir in den ver­gan­genen 12 Jahren nicht in diesen weit­eren Auf­bau der Scha­ef­fler Gruppe investiert und uns auch nicht bei Con­ti­nen­tal engagiert. Es geht uns bei dieser Transak­tion um die langfristige Sicherung der tech­nol­o­gis­chen Basis zweier deutsch­er Welt­mark­t­führer zum Wohle bei­der Unternehmen und sein­er Mitar­beit­er, davon allein knapp 80.000 in Deutsch­land.

Als Gesellschafter ste­hen wir — wie bish­er in der Scha­ef­fler Gruppe – auch in Zukun­ft dafür, dass sich die ver­bun­de­nen Unternehmen Scha­ef­fler und Con­ti­nen­tal langfristig sta­bil entwick­eln kön­nen, und wir wer­den alles daran set­zen, eine sinnlose, von kurzfristi­gen Inter­essen getriebene Zer­schla­gung zu ver­hin­dern.“