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So will Bob Nardelli Chrysler retten

Kurz vor 18.00 Uhr amerikanis­ch­er Zeit veröf­fentlichte Chrysler gestern (17. Feb­ru­ar 2009) seinen Sanierungs­plan, wie dem US-Finanzmin­is­teri­um vorgelegt wor­den war. Danach sollen zusät­zliche Kosteneinsparun­gen, die Ent­las­sun­gen von weit­eren 3000 Mitar­beit­ern, Koop­er­a­tio­nen und 24 neue Mod­elle in den näch­sten 48 Monat­en die Wende brin­gen.

Das alles finanziert mit neun Mil­liar­den US-Dol­lar vom Finanzmin­is­ter.

Chrysler LLC Chair­man und CEO Robert L. Nardel­li zeigte sich in dem Pro­gramm überzeugt davon, dass „Chrysler LLC auf Basis der in dieser Vor­lage aktu­al­isierten Annah­men wirtschaftlich sein wird.“ Er nen­nt die Restruk­turierung zusam­men mit der Vol­len­dung des Sanierungs­plans die „beste Option für die Chrysler-Mitar­beit­er, unsere Gew­erkschaften, Händler, Zulief­er­er und Kun­den“: Er ver­weist auf die Beteilung von Fiat an Chrysler. Den Gläu­biger­schutz (Chap­ter 11) lehnt Nardel­li ab. Er will Chrysler wieder als amerikanis­che Fir­men-Ikone zu etablieren und „im Zuge dessen der US- Regierung und den Steuerzahlern ihr Ver­trauen in unsere Zukun­ft zurück zahlen“.

Zur Kostensenkung wur­den Zugeständ­nisse der Händler, der Zulief­er­er und der nachrangi­gen Kred­it­ge­ber ein­be­zo­gen oder grund­sät­zlich vere­in­bart. Mit der Gew­erkschaft UAW wurde eine vor­läu­fige Vere­in­barung erre­icht, die den Bedin­gun­gen und Erfordernissen der Kred­itvere­in­barung des U.S. Finanzmin­is­teri­ums entspricht. Sobald diese vor­läu­fige Vere­in­barung umge­set­zt ist, wird sie Chrysler eine Arbeit­skraft-Kosten­struk­tur bieten, die mit der von in den USA pro­duzieren­den aus­ländis­chen Auto­mo­bil­her­stellern wet­tbe­werb­s­fähig ist.

Die aktuelle Chrysler-Prog­nose zur Mark­ten­twick­lung in 2008 geht von einem US-Markt von 10,1 Mil­lio­nen Ein­heit­en im Jahr voraus, was einem 40-Jahres-Tief in den USA entspricht. Für die Jahre 2009 bis 2012 sieht Chrysler nur einen Markt von 10,8 Mil­lio­nen Fahrzeu­gen pro Jahr. Für Chrysler bedeutet das auf Basis eines angenomme­nen Mark­tan­teils von zehn Prozent einen Verkauf­s­rück­gang von etwa 720 000 Ein­heit­en der 180 000 Ein­heit­en pro Jahr). Für das Unternehmen resul­tieren daraus etwa 18 Mil­liar­den US-Dol­lar weniger Umsatz in diesen vier Jahren. Vor diesem Hin­ter­grund sucht das Unternehmen

2010 wird das Unternehmen vier Plat­tfor­men neu vorstellen: einen Jeep Grand Chero­kee, einen Dodge Charg­er, einen Dodge Duran­go und einen Chrysler 300. Im Jahr 2008 kon­nte Chrysler sechs Mod­elle anbi­eten, deren High­way-Kraft­stof­fver­brauch bei max­i­mal 8,4 Litern pro 100 Kilo­me­ter liegt. Der Ver­brauch von Chrysler-Fahrzeu­gen soll im Jahr 2010 mit der Vorstel­lung des neuen Phoenix V6-Motors weit­er sinken ‑zwis­chen sechs und acht Prozent im Ver­gle­ich zu seinen Vorgängern.

Eine Two-Mode-Hybrid-Ver­sion des bestverkauften Mod­ells des Unternehmens — des Dodge Ram — ste­ht für 2010 auf dem Plan. Im sel­ben Jahr wird das erste Chrysler-Fahrzeug mit Elek­troantrieb auf den Markt kom­men. Ihm wer­den in den näch­sten Jahren weit­ere Fahrzeuge mit Elek­troantrieb fol­gen.

Die geplante Fiat-Allianz soll Chrysler den Zugang zu Fiats kleineren, kraft­stof­f­ef­fizien­ten Plat­tfor­men und Antrieb­stech­nolo­gien erle­ichtern. Die Allianz soll es Chrysler ermöglichen, seine Investi­tion­saufwen­dun­gen zu reduzieren.

Chrysler will unter anderem mit reduzierten Händler­mar­gen, dem Abschaf­fen der Tank­fül­lung bei der Fahrzeu­gaus­liefer­ung und der Reduzierung der Mar­gen bei Ser­vice-Verträ­gen einen verbesserten Cash Flow erre­ichen. Inzwis­chen hat auch Unit­ed Autoworkes (UAW), die Gew­erkschaft der Auto­mo­bi­lar­beit­er, den Bedin­gun­gen zuges­timmt, die das US-Finanzmin­is­teri­um geset­zt hat­te, näm­lich ein Niveau bei Einkom­men und Sozialleis­tun­gen, wie es bei den nicht-amerikanis­chen Her­stellern in den USA üblich ist. Eine endgültige Unter­schrift unter der Vere­in­barung ste­ht allerd­ings noch aus.

Chrysler hat auch seine Zulief­er­er mit ins Boot geholt und zeigt sich sich­er, mit denen gemein­sam sub­stantielle Kostensenkun­gen zu erre­ichen. Dafür unter­stützt Chrysler den Vorschlag des Zulief­er­er-Ver­ban­des für eine Staats­bürgschaft über die Zahlungsverpflich­tun­gen der Auto­mo­bil­her­steller. Auch von seinen Kred­it­ge­bern ver­langt Chrysler Zugeständ­nisse. Das Unternehmen geht davon aus, dass die nachrangi­gen Kred­it­ge­ber ihre Kred­ite in Aktienkap­i­tal umzuwan­deln. Chryslers Sanierungs­plan geht davon aus, so seine offe­nen Verpflich­tun­gen um weit­ere fünf Mil­liar­den US Dol­lar reduzieren zu kön­nen.

Nardel­li sieht diesen Plan nicht nur als Weg in eine ein­trägliche Zukun­ft seines Unternehmens. Die Gesund­heitsver­sorgung und die Renten für unsere Mitar­beit­er und Pen­sionäre hält er für gesichert. Die finanziellen Priv­i­legien und Boni sein­er Führungskräfte will er dafür kräftig beschnei­den.

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Bob Nardel­li, Chair­man und Chief Exec­u­tive Offi­cer (CEO) von Chrysler LLC.