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TÜV SÜD: Reifen jetzt kaufen

Die Preise für Naturkautschuk, einen der wichtig­sten Rohstoffe bei der Reifen­her­stel­lung, haben sich mehr als ver­dop­pelt — Ten­denz weit­er steigend. Dementsprechend rech­nen Experten mit steigen­den Preisen für die Pneus.

Wer früher kauft, spart daher Geld. Und da zudem auch Pro­duk­tion­sen­g­pässe dro­hen, sollte man schon jet­zt an den Kauf von Som­mer­reifen denken. Was son­st noch beim Reifenkauf zu beacht­en ist und wie man mit den richti­gen Reifen Ben­zin spart, dazu geben TÜV SÜD-Experten aktuelle Tipps.

Haupt­gründe für den Preisanstieg beim Reifen­rohstoff Naturkautschuk: Über­schwem­mungen in den Her­steller­län­dern wie Malaysia oder Indone­sien und die stark anwach­sende Nach­frage vor allem in Chi­na und Indi­en. Bere­its 2010 hat­te sich der Preis für den Rohstoff ver­dop­pelt. Zu Beginn 2011 gab es einen weit­eren Sprung um beina­he 50 Prozent, ver­meldet der Bun­desver­band des Reifen­han­dels (BRV). Hinzu kom­men ständig steigende Preise für Rohöl — eine weit­ere wichtige Reifenkom­po­nente.

Für Aut­o­fahrer heißt das: “Wer früher kauft, spart Geld bei der Anschaf­fung. Wer darüber hin­aus auf den Roll­wider­stand achtet, spart Sprit und tut was für die Umwelt”, so der Tipp von Michael Staude, Reifen­ex­perte bei TÜV SÜD Auto­mo­tive und Chair­man bei der europäis­chen Kom­mis­sion für den Abgle­ich der Roll­wider­stand­sla­bore. Die Experten­gruppe ist an der ver­such­stech­nis­chen Umset­zung des EU-Reifen­la­bels beteiligt, das ab 2012 Pflicht für die Kennze­ich­nung von Roll­wider­stand, Geräuschen­twick­lung und Nass­brem­sleis­tung wird. “Viele Marken­her­steller bieten schon beson­ders rol­lop­ti­mierte Reifen an. Bei den Marken etabliert­er Her­steller kann man sich zudem darauf ver­lassen, dass der Roll­wider­stand nicht auf Kosten der Nässeper­for­mance verbessert wurde”, sagt Staude.

Wider­stand im Fokus: “Ecopia”, “Ener­gy Saver”, “Eco Con­tact”, “Eco Impact” oder “Effi­cient Grip” — etliche Marken­her­steller haben vor dem Hin­ter­grund hoher Sprit­preise, der CO2-Diskus­sion und in Vor­bere­itung des neuen Labels den Roll­wider­stand der Pneus bere­its gesenkt. Die Autoin­dus­trie set­zt diese Reifen schon heute in der Erstaus­rüs­tung ein, weil sich das pos­i­tiv auf die Ver­brauch­sangaben auswirkt.
Die großen Reifen­pro­duzen­ten erfüllen mit den meis­ten Pro­duk­ten bere­its jet­zt die kom­menden EU-Vorschriften. Tipp von Staude: “Eine gute Ori­en­tierung für den Kauf der neuen Som­merp­neus sind Test­berichte der Fach­presse. Dort find­en Inter­essen­ten inzwis­chen fast immer auch die Angaben zum Roll­wider­stand.”

Sicher­heit im Griff: Energieef­fizienz darf nicht zu Las­ten der Sicher­heit gehen. Reifen­her­steller haben bei der Entwick­lung im Kern drei Fak­toren im Blick: Nass­griff, Roll­wider­stand und Geräuschen­twick­lung. “Diese Fak­toren bee­in­flussen sich gegen­seit­ig. Opti­mierun­gen beim Roll­wider­stand und bei der Geräuschen­twick­lung haben immer Auswirkun­gen auf die Nässe-Per­for­mance eines Reifens”, erk­lärt Staude. Und weit­er: “Die bekan­nten Marken­her­steller haben das ‘Magis­che Dreieck’ aber im Griff. Der Roll­wider­stand wird nur soweit opti­miert, dass die Ein­bußen beim Grip sich abso­lut im Rah­men hal­ten. Sicher­heit wird nach wie vor großgeschrieben.”

Alles auf einen Blick: Wie gut die Her­steller den Zielkon­flikt im Griff haben, das zeigt ab dem kom­menden Jahr ein neues Label, mit dem Reifen im Han­del in der EU gekennze­ich­net sein müssen. Darauf gezeigt wer­den die Fak­toren Roll­wider­stand, Brem­sen bei Nässe und die Geräuschen­twick­lung. Das neue Label erhöht den Druck auf die Her­steller, den Roll­wider­stand bei ihren Reifen und damit die CO2-Emis­sion stärk­er in den Blick zu nehmen. Dafür hat der Geset­zge­ber die Mess­lat­te beim Abrollen beson­ders hoch gelegt: “Das ‘A’ bei den Nässeeigen­schaften erre­ichen einige wenige Reifen anerkan­nter Her­steller, aktueller Stand der Tech­nik beim Roll­wider­stand ist ein ‘C’ in naher Zukun­ft besten­falls ‘B’ ”, erläutert Staude. Damit der Roll­wider­stand nicht auf Kosten der Sicher­heit geht, haben Ver­brauch­er die Angaben zur Näs­se­leis­tung gle­ich mit auf dem neuen Label: “Schlechte Werte beim Nass­brem­sen — das kann sich kein Her­steller leis­ten, auch wenn der Roll­wider­stand noch so gut ist”, erläutert Staude. Zur Bes­tim­mung und Über­prü­fung der Werte des EU-Reifen­la­bels führt TÜV SÜD Auto­mo­tive für seine Auf­tragge­ber die erforder­lichen Ver­suche durch und wird zudem eines der weni­gen unab­hängi­gen zer­ti­fizierten Ref­eren­zla­bore für den Roll­wider­stand betreiben.

Stellschrauben in der Hand: Wer neue Reifen kauft, sollte neben dem Roll­wider­stand auch die Reifen­bre­ite beacht­en. Denn bre­it­ere Reifen machen Einsparun­gen beim Abrollen in der Regel sofort wieder zunichte. Wer also sparen will und oben­drein die Umwelt liebt, für den ist stets der schmalere Reifen die richtige Wahl.

Fast alle Autos dür­fen mit mehreren Größen und Bre­it­en gefahren wer­den und oft­mals sind ab Werk eher die größeren Räder mon­tiert. Übri­gens kommt bei höheren Geschwindigkeit­en auf der Auto­bahn der Luftwider­stand stärk­er zum Tra­gen als der Roll­wider­stand.