Der von der EU-Kommission vorgeschlagene CO2-Grenzwert von 120 Gramm pro Kilometer im Flottendurchschnitt ist beim Verband der Automobilindustrie (VDA) auf harsche Kritik gestoßen. „Mit dem heutigen Dimas-Barroso-Vorschlag zur CO2-Regulierung wird weder dem Klimaschutz noch der wirtschaftlichen Vernunft gedient“, erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Die von EU-Präsident Barroso und EU-Kommissar Dimas vorgeschlagenen Kompensationszahlungen bezeichnete Wissmann als völlig überhöht. Sie überträfen vergleichbare Zahlungen anderer Branchen um das bis zu 23-fache. Die Belastungen für die Automobilindustrie müssten in ausgeglichenem Verhältnis zu denjenigen anderer Industrien stehen.
Der VDA-Präsident mahnte an, dass im Beschluss der EU-Kommission eine Regelung für die „ergänzenden Maßnahmen“ enthalten sein müsse, die vor allem den Einsatz von CO2-freundlichen Biokraftstoffen, Leichtlaufreifen, Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und Fahrerschulung umfassen und mit deren Hilfe weitere CO2-Minderungen erreichbar seien. Die Entscheidung, das Fahrzeuggewicht als Basis für die CO2-Regulierung zu nehmen, begrüßte Wissmann hingegen grundsätzlich. Die von der EU-Kommission festgelegte Kurve für die Zielwerte führe allerdings dazu, dass Kleinwagenhersteller bei der Hälfte ihrer Modelle keine weiteren Verbesserungen mehr vornehmen müssten, während Konzerne mit vorwiegend größeren Fahrzeugen überproportionale Anstrengungen unternehmen müssten.
Der VDA-Präsident bekräftigte, dass die deutschen Automobilhersteller auf Basis ihrer hohen Innovationskraft und Leistungsfähigkeit alle Anstrengungen unternehmen werden, um die CO2-Emissionen von Neufahrzeugen weiter zu senken. So habe die deutsche Automobilindustrie ihre nationale freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauchs von Neufahrzeugen um 25 Prozent eingehalten. In einer Steigerung der Kraftstoffeffizienz sehe die deutsche Autoindustrie zudem auch die Chance, durch technologischen Fortschritt ihre Position im weltweiten Wettbewerb weiter zu stärken.
Der ADAC erwartet angesichts drohender Strafzahlungen von rund sechs Milliarden Euro für die in Europa bis 2012 neu zugelassenen Fahrzeuge von der Autoindustrie ein „Innovationsfeuerwerk“. Um sicherzustellen, dass die Verbesserungspotentiale in allen Fahrzeugklassen ausgeschöpft werden und nicht nur Hersteller größerer Fahrzeuge die Rechnung begleichen müssen, fordert ADAC-Präsident Peter Meyer eine baldige Konkretisierung der Kommissions-Vorschläge. Der von der Kommission vorgesehene Bezug der CO2-Emissionen der Pkw zum Fahrzeuggewicht bewertet auch der ADAC als Schritt in die richtige Richtung.
Meyer sieht aber auch Gefahren: „Hersteller, die sich im Segment der Mittelklassefahrzeuge und darüber positioniert haben, dürfen nicht allein die Lasten des Richtlinienvorschlages tragen. Diese künstliche Verteuerung bestimmter Fahrzeugsegmente gefährdet in Deutschland Tausende von Arbeitsplätzen. Um die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs wirksam zu verringern, müssen alle Fahrzeugsegmente gerecht zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs beitragen.“ Auch bei Modellen, die bereits heute relativ niedrige Werte aufweisen sei noch Spielraum zu Verbesserung, ist sich Meyer mit Wissmann einig.
Der Auto Club Euro (ACE) sieht die „auf hochklassige Fahrzeuge spezialisierte deutsche Automobilindustrie durch die geplanten scharfen Vorgaben der EU-Kommission zur C02-Minderung benachteiligt und in die Enge getrieben“.
Dennoch werde es den heimischen Autobauern gelingen, die Herausforderung zu meistern, ist sich der Automobilclub sicher. Der Brüsseler Impuls zur Entwicklung einer Klima verträglicheren neuen Fahrzeuggeneration sollte deshalb nicht nur kritisiert, sondern besser konstruktiv aufgegriffen werden, riet der ACE.
Der Club forderte die Autohersteller zugleich auf, die durch innovative Technologien erzielbaren Effizienzgewinne künftig verstärkt zum Kraftstoffsparen zu nutzen und nicht mehr vorrangig dazu, die Leistung zu steigern. Wer als Autobauer seine globale Wettbewerbsfähigkeit erfolgreich behaupten wolle, müsse umweltfreundlichere, alternative Antriebe überzeugend zur Serien- und Marktreife bringen, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner.