Die Gewerkschaft und der Betriebsrat des Lkw-Reifenwerks der Continental AG in Hannover-Stöcken wollen sich gegen die gestern angekündigte Schließung des Werks zum Ende des Jahres wehren.
Der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt nannte das Vorgehen des Unternehmens „abenteuerlich“. Der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ sagte er: „ Am Freitag auf der Aufsichtsratssitzung fällt darüber kein Wort – und nun das.“
Schmoldt verlangte eine außerordentliche Sitzung von Aufsichtsrat und Wirtschaftsausschuss, um „langfristige Lösungen für Conti als Ganzes auf den Weg zu bringen“. Derr Betriebsrat in Stöcken nannte das Vorgehen von Nutzfahrzeug-Reifen-Vorstand Hans-Joachim Nikolin „unverantwortlich und aus der Hüfte geschossen“. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter werden sich nicht auf die angekündigt „gut 780“ beschränken, sondern – so der Betriebsratschef Michael Deister – auf mehr als 1100 anwachsen.
Continental begründet den Schritt mit dem Markteinbruch bei den Nutzfahrzeugen. Das Unternehmen sieht keine rasche Veränderung der Lage zum Besseren und beklagt außerdem Überkapazitäten. Das führte bei Conti auch schon in der Vergangenheit zur Schließung der teuren Standorte. 2007 war in Stöcken die Produktion von Autoreifen geschlossen worden. Das hatte im Unternehmen und in der Öffentlichkeit zu schweren Verwerfungen geführt, auch weil es sich bei Stöcken um das Stammwerk der Conti handelt.
Continental hat in den vergangenen Jahren Werke in Westeuropa geschlossen und dafür in Osteuropa neue Produktionen aufgebaut. Das größte Pkw-Reifenwerk arbeitet in Tschechien, das größte Werk für Lkw-Reifen in der Slowakei. Geschlossen wurden Werke in Deutschland, Großbritannien, Belgien, Schweden, Österreich und noch in diesem Jahr in Frankreich. Der Betriebsrat sieht dieses Verhalten als „kalte Verlagerung“. Dem Unternehmen gelang es, so die profitabelste Reifenproduktion aufzubauen.
Dr. Hans-Joachim Nikolin – Wasser statt Wein für die Mitarbeiter des Conti-Werks in Stöcken. |