Nicht immer ist es nur eine Sache des guten Willens oder der Einsicht in winterliche "Zwänge", sich für die Umrüstung seines Fahrzeugs auf Winterreifen zu entscheiden. Oft diktiert auch der eigene Geldbeutel die Entscheidung, und man verschiebt die Anschaffung aufs nächste Jahr.

Und dann sind da ja auch noch Überlegungen, dass der Gesetzgeber ein Restprofil von 1,6 Millimetern zulässt und der Winter vielleicht doch gar nicht so hart wird; außerdem stehen Fahrten in die Berge nicht auf dem Programm und und und …

Andererseits empfehlen Reifenhersteller seit Jahren unisono, nicht nur Winterreifen aufzuziehen, sondern solche mit einem Restprofil von weniger als vier Millimetern gar beim Reifenhändler entsorgen zu lassen.

Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) hat jetzt gemeinsam mit dem ACE Auto Club Europa getestet, welchen Einfluss die Profiltiefe hochwertiger Winterreifen bei Schnee, Glätte und Nässe hat und ob die gesetzlich erlaubte Mindestprofiltiefe ausreicht. Testobjekt war ein Dunlop Winter Sport 3D in der weitverbreiteten Größe 195/65 R 15 T. Er ging als Neureifen mit acht Millimeter Profil sowie mit vier und mit zwei Millimeter Restprofil an den Start.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Winterspezialisten haben schon mit vier Millimeter Restprofil auf Schnee gegenüber Neureifen deutlich an Leistungsfähigkeit verloren. Richtig kritisch wird es jedoch unter dieser Marke: Die Fahrsicherheit bei Glätte oder nasser Straße sinke auf miserable Werte und werde schließlich völlig inakzeptabel, warnen die Tester.

Im Schnee wurde der Sicherheitsverlust bei reduzierter Profiltiefe schon bei der Messung des Bremsweges aus Tempo 50 heraus deutlich: Mehr als sechs Meter mehr brauchte das Fahrzeug bei vier Millimeter Restprofil, um zum Stillstand zu kommen. Bei zwei Millimetern registrierten die GTÜ-Tester katastrophale 11,4 Meter. Ähnlich die Leistungseinbußen bei der Kraftübertragung auf Schnee: Mit schwindender Profiltiefe werde das Erklimmen von Steigungen erheblich schwieriger oder gar unmöglich.

Wer aber glaubt, allein Schnee macht dem Autofahrer im Winter das Leben schwer, der irrt. Nässe sei nach Ansicht der GTÜ kaum weniger gefährlich als Glätte. Auch hier zählt jeder Millimeter Profiltiefe. Aus 100 km/h bis zum Stillstand ermittelte man mit vier Millimeter Restprofil einen Bremswegzuwachs von gut neun Metern. Bei abgefahrenen Reifen mit zwei Millimetern verlängerte sich der Weg um fast 14 Meter!
Fazit: Jeder Millimeter zählt, darum sollten Winterreifen mit einem Restprofil unter vier Millimetern – unabhängig vom Alter – aussortiert werden.