Für sparsame Autofahrer klingt der Tipp zunächst genauso verführerisch wie nachvollziehbar: Warum vier Winterreifen kaufen, wenn doch in der Regel nur zwei Räder angetrieben werden und die anderen passiv mitlaufen.
Wolfgang Schiwietz, Leiter Technik und Tuning bei YOKOHAHMA, schlägst angesichts dieser unausrottbaren Stammtischweisheit die Hände über dem Kopf zusammen. "Man mag ja mit dieser Lösung noch ganz gut aus dem Schnee loskommen, doch dann lässt die große Schlitterpartie nicht lang auf sich warten." Die Mehrzahl der PKW verfügt heute über einen Frontantrieb. Werden entsprechend vorne Winter- und hinten Sommerreifen verbaut, führt dies in Kurven zu unterschiedlichen Seitenführungs- und Traktionswerten. Die Folge: Das Heck bricht sehr schnell aus. Bei einem Hecktriebler (z.B. BMW, Mercedes und viele Sportwagen) würde entsprechend die Haftung an der Vorderachse abreißen, was dazu führt, dass das Auto unlenkbar wird. Weitere Gefahren drohen beim Bremsen, da sich das Gewicht des Fahrzeugs auf die sommerbereifte Vorderachse legt, die keinen Grip mehr aufbauen kann.
Auch wer vermeintlich gut gerüstet mit vier M+S-Reifen unterwegs ist, kann sein blaues Wunder erleben. "Die Bezeichnung ist nicht geschützt und wird von schwarzen Schafen immer wieder auch für ungeeignete Reifen verwendet", so Wolfang Schiwietz. Seriöse Hersteller wie Yokohama verwenden zusätzlich das Schneeflocke-Symbol. Es ist an genau festgelegte Standards geknüpft und wird nur von der nordamerikanischen Straßenbehörde NHTSA vergeben. Doch auch die besten Reifen nützen nichts, wenn Luftdruck und Profil ungenügend ausfallen. Empfehlenswert sind winters wie sommers 0,2 bar über der Empfehlung des Fahrzeugherstellers, dies spart zudem Sprit. Das Profil sollte mindestens vier bis fünf Millimeter betragen, auch wenn der Gesetzgeber für PKW-Reifen nur 1,6 Millimeter vorschreibt. "Ein Winterreifen funktioniert unter diesen Bedingungen schon lange nicht mehr entsprechend seinem Einsatzweck", so der YOKOHAMA-Experte.